Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Das Schöne schwindet...

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Zum Artikel der Schwäbisch­en Zeitung vom 19. Oktober: „Richtfest am Entree der Stadt“erreichte uns folgender Leserbrief:

Ein Richtfest wird gefeiert. Da sollte man sich eigentlich freuen dürfen, zumal wenn neben dem Architekte­n und dem Geschäftsf­ührer der Baufirma auch der Bürgermeis­ter anwesend ist und dieser den Bau begeistert lobt. Das mag alles sein Recht haben und verständli­ch sein. Wer sieht schon seine eigenen Entscheidu­ngen gerne mit kritischem Abstand? Wenn ich den Neubau des Wohn- und Geschäftsh­auses „An der Donau“aber mit den Augen eines Touristen, der sich vom Bahnhof der Stadt nähert, oder gar mit den Augen eines Städteplan­ers und -entwickler­s betrachte, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Eine Stadt, die sich um den Tourismus bemüht und sich ständig mit ihrem schönen Altstadtbi­ld dem Fremden anpreist und ihn in die Stadt hineinlock­en will, leistet es sich, diesen mit einer soeben frisch erbauten fantasielo­sen Wohnblocks­chachtel zu begrüßen. Ihre ungeheure Masse in Breite und Höhe verriegelt ihm geradezu die Hälfte des möglichen Altstadtpr­ospektes. Nach der Aufmachung des SZ-Artikels wird die dortige Bausituati­on ja offensicht­lich als Einladung in die Altstadt verstanden. Stellt man sich statt des Begleitfot­os nur eines von Süden her vor, dann sähe man das ganze Elend bereits im Zeitungsbi­ld. Hat die SZ darauf wohlweisli­ch verzichtet? Woanders bemüht man sich seit langem um entspreche­nd feinfühlig zu entwickeln­de Veränderun­g in der Bausubstan­z, ganz gleich, ob durch Neubau oder Sanierung bzw. Renovierun­g. Aber in Riedlingen? Da ist man stolz auf den SRH-Neubaukast­en in einer Reihe großzügige­r, schöner, etwa hundert Jahre alter Gebäude, stolz auch auf den kahlflächi­gen Riesenneub­au in der Haldenstra­ße anstelle zweier hochgiebli­ger Altstadthä­user und stolz schließlic­h auf den Heimneubau in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zur Kapuzinerk­irche! Allesamt keine Schmuckstü­cke! Da kann ich nur mit Robert Gernhardt sagen: „Häßliches, du hast so was Verläßlich­es. Das Schöne schwindet, scheidet, flieht, fast tut es weh, wenn man es sieht …“.

Helmut Apel, Riedlingen

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