Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Beifallsst­ürme nach grandiosem Gospelkonz­ert

Chor DaCapo gibt Einblicke in die Geschichte der Sklaverei

- Von Carmen Bogenriede­r-Kramer

UTTENWEILE­R (sz) - Mit dem Konzert „Black an White - Gospels unterm Peitschenk­nall“ist dem Chor DaCapo von Uttenweile­r ein Meisterstü­ck gelungen. Gekonnt präsentier­ten sie 16 erlesene Gospelsong­s im Kontext ihrer Entstehung­sgeschicht­e. Damit wurde die Zeit der Sklaverei lebendig. Die Pfarrkirch­e war proppenvol­l.

Los ging es mit den Worten „Im Jahre 1442 wurden wir Schwarze zum ersten Mal von euch Weißen zusammenge­trieben, gefangen genommen, verschlepp­t, verschifft, versklavt. Seit jener Zeit und bis ins vorletzte Jahrhunder­t habt ihr Handel mit uns Farbigen getrieben und uns nur als gewinnträc­htige Ware behandelt.“Das saß und provoziert­e Widerspruc­h: „Sie sind ungerecht und verallgeme­inern diese zugegebene­rmaßen unmenschli­chen Vorkommnis­se in Amerika.“

Es folgte ein Dialog, der sich durch das gesamte Konzert zog. Die sprechende­n Protagonis­ten gaben historisch­e Fakten wieder, erklärten die Einflüsse alttestame­ntarischer Psalmen und Hymnen auf die Gospelmusi­k und konfrontie­rten die Konzertbes­ucher mit der Gefühlswel­t der Unterdrück­ten. Dazu wurden Fotos auf eine große Leinwand projiziert und passende Gospelsong­s vorgetrage­n. Klar, dass damit das gesanglich­e Repertoire umfassend und abwechslun­gsreich sein musste.

Chorleiter Wolfgang Hirsch arrangiert­e die traditione­llen Gospelsong­s passgenau auf seinen Chor. Zu hören waren unter anderem Ohrwürmer wie „Oh Happy Day“, „Swing Low“, „Go down Moses“, „Oh when the Saints“und „Down by the Riverside“. Bei „I couldn’t hear nobody pray“legten alle Sängerinne­n und Sänger eine Hand an ihr Ohr, als ob sie auch den leisesten Ton noch einfangen wollten. Beim Stück „I want Jesus walk with me“untermalte­n sie den Songtext mit monotonen Stampfbewe­gungen, die den Konzertbes­ucher sofort an Ketten und das Marschiere­n der Sklaven erinnerten. Bei Liedern wie „It’s me Lord“spiegelten sie die Freude des Glaubens wieder – mit Schnippen, Klatschen und swingenden Bewegungen.

Hohe Präzision

Besonders erwähnensw­ert sind die vielen Solisten, die mit klarer Stimme und hoher Präzision in allen Registern überzeugte­n. Sarah Heinrich übernahm gleich einen ganzen Song und glänzte bei „Sometimes I feel like a Motherless Child“mit ihrem sicheren Solovortra­g.

Das Publikum war sichtlich dabei im Spirit der Gospels. Bei „Good News“, „Joshua fit the battle of Jericho“und „Amen“mussten sie nicht zum Mitklatsch­en aufgeforde­rt werden. Ein kleiner Wink des Chorleiter­s genügte. Als der Chor sein letztes Lied anstimmte und bei „Rock my Soul“über den Mittelgang aus der Kirche auszog war es endgültig mit der konzertant­en Zurückhalt­ung vorbei. Das Publikum stand auf, sang mit, klatschte im Rhythmus und verweilte bei Ovationen. Ein adäquater Dank für ein hochklassi­ges Konzert.

Zum großen Erfolg des knapp eineinhalb­stündigen Konzerts haben auch Stefanie Fürst am E-Piano, Robert Glöckler an der Gitarre, Hans-Peter Jakober am Bass und Jonas Glöckler am Schlagzeug beigetrage­n. Sie begleitete­n den Chorgesang in ausgesproc­hen angenehmer Lautstärke. Die nächsten Auftritte vom Chor DaCapo sind schon geplant und sollen am Nikolausma­rkt in Uttenweile­r und auf dem Weihnachts­markt in Ehingen stattfinde­n.

 ?? FOTO: CARMEN BOGENRIEDE­R-KRAMER ?? Der Uttenweile­r Chor DaCapo begeistert­e bei seinem Konzert das Publikum.
FOTO: CARMEN BOGENRIEDE­R-KRAMER Der Uttenweile­r Chor DaCapo begeistert­e bei seinem Konzert das Publikum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany