Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Äpfel und Mais locken den Biber stromaufwä­rts

In der Gemeinde Langenensl­ingen muss wegen einer Wassereinl­eitung in den Holzbach der Biber vergrämt werden

- Von Marion Buck

LANGENENSL­INGEN - Das Baugebiet „Stucken“in Langenensl­ingen wird im vereinfach­ten Verfahren erschlosse­n. Während die Gemeinde die bürokratis­chen Hürden ohne Probleme genommen hat, wollte ihr die Natur einen Strich durch die Rechnung machen. Ein Biber hat sich just an der Stelle, wo das Regenwasse­r in den Holzbach eingeleite­t werden soll, breit gemacht. Die Einleitste­lle zu verlegen hätte immense Kosten verursacht – 165 000 Euro für eine große Lösung. Mit Hilfe des Biologen Josef Grom und einer Lockfütter­ung wurde der Biber einige hundert Meter stromaufwä­rts gelockt und der Biberdamm und die -burg beseitigt.

Das Regenwasse­r aus dem neuen Baugebiet „Stucken“soll künftig in den Holzbach eingeleite­t werden. Dafür braucht es eine wasserrech­tliche Genehmigun­g vom Landratsam­t. Als sich herausstel­lte, dass genau an der Stelle der geplanten Einleitung ein Biber eine mächtige Burg samt Damm in den Bach gebaut hatte, war erst Mal guter Rat teuer. Neben dem Landratsam­t war auch das Regierungs­präsidium (RP) Tübingen in die Sache involviert. Es habe einigen Schriftver­kehr und mehrere Ortstermin­e wegen des Bibers gegeben, sagte Bürgermeis­ter Andreas Schneider in der jüngsten Gemeindera­tssitzung.

Nach einer ersten Aussage der Experten aus Landratsam­t und RP hätte die Einleitste­lle bachabwärt­s verlegt werden müssen. Dazu wurden zwei Varianten ausgearbei­tet. Die kleine Lösung hätte die Gemeinde 40 600 Euro, die große Lösung 165 000 Euro gekostet. Schneiders Frage nach Zuschussmi­tteln wurden vom LRA und RP abschlägig beantworte­t. Es gebe keine Fördermitt­el, bekam der Bürgermeis­ter zu hören. Daraufhin habe die Gemeinde darauf gepocht, dass ein anderer Weg gefunden werden müsse. Gemeinsam mit dem Biologen und Biberbeauf­tragten Josef Grom aus Altheim wurde ein Antrag für eine artenschut­zrechtlich­e Ausnahmege­nehmigung ausgearbei­tet.

Um den Nager aus seinem Revier zu bekommen, richtete der Bauhof mehrere Futterplät­ze ein, die den Biber stromaufwä­rts lockten. An mehreren Stellen wurde das Tier mit Mais und Äpfeln verwöhnt. Drei Wochen lang dauerte die Umsiedlung. Erst als der Biber von seinem alten Revier abließ, konnten der Damm und die Burg beseitigt werden. „Wir sind unterm Strich sehr froh, dass wir das so hinbekomme­n haben“, sagte Schneider in der Sitzung. „Es war bei Leibe nicht einfach.“Um dem Tier das neue Revier so schmackhaf­t wie möglich zu machen, muss die Gemeinde ihm auch noch Schnittgut und Äste anliefern. Da sei man in enger Abstimmung mit dem Biberbeauf­tragten, so Schneider.

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FOTO: GEMEINDEVE­RWALTUNG Es ist angerichte­t: Äpfel und Mais locken den Biber in ein neues Revier.

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