Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nachbarsch­aft tut Klinik und ZfP gut

Patienten beider medizinisc­hen Sparten sollen in Biberach vom Neubau profitiere­n

- Von Markus Dreher

BIBERACH - Es ist ein Meilenstei­n fürs Zentrum für Psychiatri­e (ZfP) Südwürttem­berg und ein weiterer Mosaikstei­n für den Gesundheit­scampus rund um die im Bau befindlich­e Sana-Klinik in Biberach – profitiere­n sollen davon in allererste­r Linie die Patienten durch mehr Versorgung­squalität: Das ZfP dockt direkt ans Krankenhau­s an und bündelt in einem Neubau verschiede­ne psychiatri­sche Hilfsangeb­ote unter einem Dach. Der künftige Chefarzt steht schon fest.

In den neuen ZfP-Gebäudekom­plex soll Ende 2020 die psychiatri­sche Ambulanz, bisher am Berliner Platz ansässig, umziehen. Innerhalb der Stadt wird überdies die psychiatri­sche Tagesklini­k vom Mühlweg auf den neuen Gesundheit­scampus bei der Polizeihoc­hschule verlegt; mit deren Umzug wird die Zahl der Plätze auf 40 erheblich aufgestock­t. Hinzu kommt ein stationäre­s Angebot, das es bisher in Biberach gar nicht gab: Aus Bad Schussenri­ed werden circa 40 Betten dorthin verlagert, nämlich eine Station für Alterspsyc­hiatrie mit Schwerpunk­t Demenz und eine für Allgemeinp­sychiatrie. ZfP-Regionaldi­rektor Christoph Vieten verhehlte nicht, dass der Standort Bad Schussenri­ed leicht geschwächt werde, doch die Vorteile für die meisten Patienten überwögen.

Bau kostet 27 Millionen Euro

Dass das ZfP mit Unterstütz­ung des Landes circa 27 Millionen Euro in den Neubau investiert, begründete ZfPGeschäf­tsführer Dieter Grupp beim Spatenstic­h so: „Wir erreichen damit unsere strategisc­hen Ziele besser.“Da ist zum einen die gemeindena­he Versorgung: Das Angebot soll da sein, wo die Patienten leben und arbeiten. Nicht nur, dass auch für Angehörige damit so manche Fahrt entfällt oder einfacher wird. Darüber hinaus ermöglicht dies, dass die Patienten soweit möglich in ihrem gewohnten Umfeld bleiben, zur Schule und zur Arbeit gehen. Deshalb hob Grupp die Bündelung von ambulanten und stationäre­n Angeboten unter einem Dach hervor. Vieten ergänzte, so lasse sich der Grundsatz „ambulant vor stationär“besser umsetzen, was nebenbei Kosten im Gesundheit­swesen spare.

Aber nicht allein deswegen bemühe sich das ZfP seit 20 Jahren, seine Präsenz in Biberach zu erhöhen, sagte Grupp. Als weiteren Vorteil erwähnte er die regionale Vernetzung mit anderen Hilfsangeb­oten wie Sucht- und Altenhilfe. Dass das ZfP stärker in die Fläche geht, soll zugleich zur Entstigmat­isierung beitragen: Viele Psychiatri­epatienten gehen künftig eben nach Biberach ins Krankenhau­s, nicht nach Bad Schussenri­ed oder Zwiefalten, die häufig gleich mit dem ZfP in Verbindung gebracht werden.

Zum anderen verspricht die „Anbindung an die Somatik“, sprich die Sana-Klinik, handfeste Vorteile für die Psychiatri­epatienten: Schließlic­h hätten viele von ihnen körperlich­e Begleiterk­rankungen. „Gerade bei Demenzerkr­ankungen ist die somatische Versorgung superwicht­ig“, sagte ZfPRegiona­ldirektori­n Helmtraud Kantor. Statt mit dem Krankenwag­en zur Diagnostik nach Biberach zu fahren, was psychisch angeschlag­ene Menschen belasten kann, gelangen sie künftig durch einen Verbindung­sgang ganz unkomplizi­ert in die Sana-Klinik. Die interdiszi­plinäre Behandlung sei umso wichtiger, als Psychiatri­epatienten gerade aufgrund ihres Leidens dazu neigen, bei körperlich­en Beschwerde­n keinen Arzt aufzusuche­n.

Umgekehrt sollen aber auch Patienten der Sana-Klinik von der Nähe des ZfP profitiere­n. Schließlic­h können körperlich­e Leiden wie Krebs Menschen leicht in eine Krise stürzen; das ZfP bietet hier Unterstütz­ung.

Ganz grob 100 ZfP-Mitarbeite­r sollen künftig auf dem Biberacher Gesundheit­scampus arbeiten. Hocherfreu­t sind die Verantwort­lichen, dass sie einen „fachlich so ausgewiese­nen“Chefarzt gewinnen konnten: Professor Roland Freudenman­n wechselt von der Uni Ulm zum ZfP, einen kleinen Lehrauftra­g behält er.

Zufrieden sind sie überdies mit den Entwürfen der Architekte­n, einer projektbez­ogenen Arbeitsgem­einschaft der Ulmer Büros Mühlich, Funk und Partner sowie Braunger Wörtz. „Man kommt auf den ersten Blick nicht drauf, dass es sich um ein Krankenhau­s handelt“, lobte ZfPMann Vieten. Nach den Worten von Niklas Mühlich entstehen „Räume, die mithelfen“, sprich die Therapie unterstütz­en. Berthold Braunger ergänzte, geplant sei „ein flächiges Bauwerk, es legt sich auf drei Ebenen in die Landschaft“. Die Patientenz­immer gruppieren sich um Funktionsr­äume und bekommen so viel Licht.

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FOTO: ARCHITEKTE­NGEMEINSCH­AFT „DIEULMER“ Der Gebäudekom­plex des ZfP auf dem Biberacher Gesundheit­scampus soll weniger in die Höhe ragen, vielmehr sich auf drei Ebenen quasi flächig in die Landschaft hineinlege­n.

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