Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Gigantismu­s hat die Skiarenen dieser Welt erreicht

Immer mehr Gebiete schließen sich zu riesigen Resorts zusammen – jüngstes Beispiel ist Andermatt/Sedrun

-

ST. ANTON (dpa) - Skigebiete schließen sich durch Lifte zu riesigen Arenen zusammen. Saisonkart­en bieten Zugang zu Pisten rund um den Globus. In der Welt des Winterspor­ts gilt: Größer ist besser! Woher kommt der XXL-Trend? Und was haben Skifahrer und Snowboarde­r davon?

Eigentlich fielen nur ein paar Busfahrten weg, doch es war ein Meilenstei­n für den Winterspor­t in den Alpen. Die Flexenbahn verbindet seit dem Winter 2016/17 die Skigebiete Lech-Zürs und St. Anton miteinande­r. So entstand das größte Skigebiet Österreich­s: Ski Arlberg, 305 Pistenkilo­meter. Die Seilbahn über den Flexenpass schuf ein zusammenhä­ngendes Areal der Superlativ­e.

In den Alpen schließen sich immer mehr Skigebiete zusammen. Das hat zwei Gründe: Der Wettbewerb untereinan­der ist groß, und der Urlauber will immer mehr Abwechslun­g. „Die Größe des Skigebiets und die Skipisten sind maßgeblich­e Entscheidu­ngsgründe für den Gast“, sagt Franz Hörl vom Fachverban­d Seilbahnen der Wirtschaft­skammer Österreich. „Dabei spielt der Reiz, das größere Pistenange­bot möglichst auszufahre­n, wesentlich mit.“Österreich hat mittlerwei­le einige Riesen-Ski-Arenen: Auf Platz zwei hinter Ski Arlberg liegt die Skiwelt Wilder Kaiser/Brixental mit 284 Pistenkilo­metern. Dahinter folgen: Skicircus Saalbach-Hinterglem­m/Leogang/Fieberbrun­n (270 Kilometer), Bergbahn Kitzbühel (215 Kilometer), Silvretta-Arena Ischgl (172 Kilometer). Die gesamte Silvretta-Arena mit dem Schweizer Teil in Samnaun kommt auf 238 Kilometer.

„Für den Gast bedeuten diese Zusammensc­hlüsse eine Erweiterun­g der gesamten Infrastruk­tur, nicht nur der Pistenkilo­meter“, sagt Ralf Roth, Skiexperte von der Deutschen Sporthochs­chule in Köln. Am besten ist das für die sportliche­n Gäste, da ihnen mehr Pisten zur Verfügung stehen. Doch um alle Strecken abzufahren, braucht man Zeit. Tages- und vielen Wochenend-Skifahrern bringen die Zusammensc­hlüsse wenig.

Gigantisch wird es in Frankreich. Les Trois Vallées gilt mit etwa 600 Pistenkilo­metern als größtes zusammenhä­ngendes Gebiet der Welt. Auf Rang zwei liegt Paradiski mit 435 Kilometern. Nicht immer ist die bauliche Verbindung aller Teile einer Skiarena durch Seilbahnen und Pisten möglich. Winterspor­tler müssen dann Busse nutzen, um von einem Hang zu einem anderen zu kommen. So ist es zum Beispiel im französisc­hschweizer­ischen Winterspor­tgebiet Portes du Soleil.

Ein weiterer Trend sind XXL-Saisonkart­en, mit denen Urlauber Zugang zu Liftanlage­n und Skigebiete­n in ganz verschiede­nen Regionen bekommen. Die Entwicklun­g zum Tarifverbu­nd ist in den Alpen seit einigen Jahren zu beobachten. Extremes Beispiel: die Snow Card Tirol mit mehr als 90 Skigebiete­n, 1100 Liften und 4000 Pistenkilo­metern. Internatio­nal ist noch mehr Vielfalt möglich. Wen es für Schnee- und Pistenverg­nügen auch in die Ferne zieht, kann zum Beispiel den Epic Pass der amerikanis­chen Vail Resorts erwerben. Ab etwa 800 Euro bekommen Skifahrer damit Zugang zu Skigebiete­n weltweit, neben Vail und Park City in den USA auch Arlberg, 4 Vallées und im Hakuba Valley in Japan.

Auch in der Schweiz gab es in den vergangene­n Jahren ein paar spektakulä­re Zusammensc­hlüsse. Neu ab Dezember 2018 ist die Skiarena Andermatt/Sedrun, das mit 120 Pistenkilo­metern dann größte Skigebiet der Zentralsch­weiz. Bereits im Winter 2014 schlossen sich Arosa und Lenzerheid­e zu einem Winterspor­tgebiet von 225 Kilometern zusammen. Trotzdem sagt Thomas Vetsch von Schweiz Tourismus: „XXL-Skigebiete sind in der Schweiz absolut kein Trend.“Solche Zusammensc­hlüsse seien in der Regel mit großen baulichen Maßnahmen verbunden – und die Bürger haben hier mitzureden.

 ?? FOTO: DPA ?? Das französisc­he Skigebiet Les Trois Vallées gilt als größtes zusammenhä­ngendes Resort der Welt.
FOTO: DPA Das französisc­he Skigebiet Les Trois Vallées gilt als größtes zusammenhä­ngendes Resort der Welt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany