Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die besten Zinsen hat der Sparstrumpf
Seit ein gewisser Mario Draghi die Zinsen in Europa abgeschafft hat, ist der Sparstrumpf in deutschen Haushalten wieder als attraktive Geldanlage auf dem Vormarsch. Institute wie C&A, Karstadt oder Amazon bieten Socken in jedweder Größe. Am Ende ist es eh billiger, den Zahn der Zeit sowie Mäuse und Motten in den eigenen vier Wänden an den Geldscheinen nagen zu lassen, anstatt es gegen Minuszinsen der Bank in den Rachen, respektive den Tresor, zu schmeißen.
Bald ist ja wieder Weltsparwoche, wo es ursprünglich darum ging, insbesondere junge Menschen von der Sinnhaftigkeit des Geldzurücklegens zu überzeugen. „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not“, lautete ein bis vor Kurzem noch gültiger Sinnspruch. Heute müsste er heißen: „Sparst Du in der Zeit, dann hast Du in der Not nix mehr“oder so ähnlich. Jedenfalls bedeutet Sparen, aktiv Geld zu vernichten. Da ist es schon besser im Konfiseriehaus aufgehoben, wo es wenigsten – wenn auch nur einen kurzlebigen – Genuss fürs sauer Verdiente gibt.
Laut einer Umfrage hortet jeder vierte Deutsche einen größeren Geldbetrag in den eigenen vier Wänden. Unter den beliebtesten Verstecken rangiert natürlich die Matratze weit oben, denn was sonst böte süßere Träume als 50-Euro-Scheine? Nicht zu empfehlen sind bei vergesslichen Personen komplizierte Verstecke. Zum Beispiel unter einer Fliese in einem 200 Quadratmeter großen Kellerraum. Vielleicht ist Tüdeligkeit ja auch der Grund für Mario Draghis Geldpolitik: Wahrscheinlich hat er den Zins einfach irgendwo verlegt und findet ihn jetzt nicht mehr. (nyf)