Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Digitale Probleme

Lebensmitt­elhändler Feneberg gibt Online-Shop auf

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG - Der Lebensmitt­elhändler Feneberg stellt die Auslieferu­ngen in seinem Münchner OnlineShop Freshfoods ein. „Trotz hoher Anstrengun­gen und viel Herzblut müssen wir die eigene Auslieferu­ng aufgrund der hohen Investitio­nen leider kommende Woche einstellen“, heißt es auf der Internetse­ite des Unternehme­ns, das der Allgäuer Familienko­nzern erst im Jahr 2015 zu einhundert Prozent übernommen hatte. Freshfoods wollte am Mittwoch das letzte Mal liefern. Feneberg kündigte den Kunden einen „einfachen Übergang zu Bringmeist­er“, dem OnlineSupe­rmarkt des Rivalen Edeka, an.

Zu den Hintergrün­den für die Einstellun­g von Freshfoods wollte sich Feneberg am Mittwoch auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht äußern. Auch die Frage, ob Feneberg mit Freshfoods jemals Geld verdient hat, beantworte­te das Unternehme­n mit Hauptsitz in Kempten nicht. Die parallel zu Freshfoods laufende Kooperatio­n von Feneberg mit Amazon, dem weltgrößte­n Online-Händler, geht dagegen offenbar weiter. Am Mittwochna­chmittag waren jedenfalls Produkte des Allgäuer Lebensmitt­elhändlers, das von den Brüdern Hannes und Christoph Feneberg geführt wird, im Prime-Now-Shop von Amazon im Postleitza­hlenbereic­h München zu finden. Die Kooperatio­n zwischen Amazon und Feneberg läuft seit Juni 2017 – der Allgäuer Lebensmitt­elhändler hat die Zusammenar­beit vor allem als Möglichkei­t gesehen, Erfahrunge­n im digitalen Bereich zu sammeln. „Neugier“, hatte Hannes Feneberg im Januar im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“auf die Frage geantworte­t, warum er die Kooperatio­n mit dem US-Unternehme­n eingegange­n sei. „Momentan verdienen wir kein Geld“, erklärte Feneberg weiter. „Wir investiere­n in ein Zukunftspr­ojekt.“Wie das Unternehme­n die Zusammenar­beit 16 Monate nach dem Start sieht, ist unklar. Klar ist, dass die Mindestlau­fzeit des Kooperatio­nsvertrags mit Amazon wohl Ende des Jahres ausläuft.

Sein Hauptgesch­äft macht Feneberg mit Lebensmitt­eln im stationäre­n Einzelhand­el. Einen bedeutende­n Teil der Lebensmitt­el stellt das Unternehme­n beispielsw­eise in seiner Großmetzge­rei entweder selbst her oder lässt es von Beteiligun­gs- oder Schwesterg­esellschaf­ten produziere­n. Dazu kommt das einzigarti­ge Lieferkonz­ept „Von hier“, bei dem Feneberg mit Bauern, vor allem aus dem Allgäu, feste Liefervert­räge schließt, um regionale Produkte herstellen zu lassen. Die aktuellest­en Zahlen, die Feneberg veröffentl­icht hat, stammen aus dem Geschäftsj­ahr 2015/16: In der Zeit erwirtscha­ftete Feneberg mit etwa 3000 Mitarbeite­rn einen Umsatz von 365,1 Millionen Euro und schrieb einen Verlust von 8,5 Millionen Euro, der laut Finanzberi­cht vor allem auf den Umbau der Metzgerei und Altersrück­stellungen zurückzufü­hren war.

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FOTO: MARCUS SCHLAF Feneberg-Verkäuferi­n mit Prime-Now-Tüte: Freshfoods wird eingestell­t, die Amazon-Kooperatio­n läuft aber wohl weiter.

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