Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Platz für die Feuerwehrleiter von 1929
Günther und Krimhilde Hübler laden zum Tag der offenen Tür ins erweiterte Feuerwehrmuseum
RIEDLINGEN – Mehrere bemerkenswerte Ereignisse feiert Günther Hübler zusammen mit seiner Frau Krimhilde in diesem Jahr: Ihr privates Feuerwehrmuseum in Riedlingen besteht seit zehn Jahren und es erfuhr mit Einbeziehung der Badischen Zehntscheuer eine Erweiterung.
Die Eröffnung wird am Wochenende offiziell gefeiert, wie auch jene des Cafés im Obergeschoss. Zudem blickt Günther Hübler auf seine 50jährige Zugehörigkeit zur Riedlinger Feuerwehr zurück, ein Datum, das gleichbedeutend mit dem Beginn seiner Sammel-Leidenschaft ist. Dass er ihr frönen konnte, gelang nur dank einer verständnisvollen Frau.
Das erweiterte Feuerwehrmuseum und das Museumsstüble werden bei einem „Tag der offenen Tür“am Sonntag, 28. Oktober, von 13 bis 17 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt. Er soll ganz im Zeichen von Jakob Manz stehen, einem Glockengießer, der in der Haldenstraße lebte und arbeitete und zu dessen Aufgaben auch die Herstellung von Handdruckspritzen zählte, zumal der ganze Pumpenmechanismus aus Bronze war. Auch Wasserbehälter fertigte er. Die Riedlinger Spritze von 1850 stammt aus seiner Werkstatt. Sie schmückt von Beginn an das Feuerwehrmuseum. Eine Pumpe aus Waldhausen, ein Wasserbehälter von Offingen, eine kleine Handdruckspritze aus Dietelhofen oder auch Gerätschaften aus Moosheim werden am Sonntag zu sehen sein.
Der große Eingangsbereich der Badischen Zehntscheuer, die zur Gründungsstadt gehört und an der im hinteren Bereich Teile der Stadtmauer zu sehen sind, schenkt Hübler Gelegenheit, die historische Riedlinger Feuerwehrleiter aus dem Jahr 1929 zu zeigen. Sie nimmt einen Großteil des neuen Museumsraumes ein und war wichtiger Grund für ihn, das Gebäude zu erwerben und umfassend zu sanieren. Schon bei der Eröffnung des Feuerwehrmuseums 2008 in einem ehemaligen Stall des Gasthauses „Hirsch“habe er Landrat Dr. Heiko Schmid darauf angesprochen, vermerkt Hübler, war der Landkreis Biberach doch der letzte Eigner des wohl im 13. Jahrhundert errichteten Gebäudes. Für wen, ist nicht bekannt. Laut Oberamtsbeschreibung soll es das Domkapitel zu Konstanz im 16. Jahrhundert für seine Zwecke erworben haben. Winfried Aßfalg recherchierte, dass es mit der Säkularisation an das Großherzogtum Baden fiel. Daher rührt wohl der heute noch gebräuchliche Name „Badische Zehntscheuer“. Bis 1845/46 gehörte das Gebäude zum fürstlich-fürstenbergischen Rentamt Neufra und wurde danach an die Hospitalpflege verkauft, bevor es in den Besitz des Landkreises kam.
Vor fünf Jahren endlich gelang der Erwerb. Hüblers verkauften ihr Haus in der Grüninger Siedlung und richteten sich im zweiten Obergeschoss eine Wohnung ein. Vieles war in einem desolaten Zustand. Danach bauten sie im ersten Stock das Café ein, das dank antiquarischer Möbel, eines Kachelofens und vieler Zeichen der Verbundenheit Günther Hüblers zur Riedlinger Narrenzunft und zur Bürgerwehr eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlt. Dazu tragen auch Goldrand-Geschirr und Silberbesteck auf alten bestickten Tischdecken bei, wenn sonntags zwischen 14 und 17 Uhr das Café geöffnet ist oder geschlossene Gesellschaften sich hier verköstigen lassen. Es ist das Reich von Krimhilde Hübler, der gelernten Gastronomie-Fachfrau, die 14 Jahre lang das Café im Riedlinger Krankenhaus führte und danach im Casino des Zentrums für Psychiatrie in Zwiefalten arbeitete. Den Kuchen bäckt sie selber.
Nichts kaufen müssen
Neues hat Günther Hübler für die Museums-Erweiterung nicht kaufen müssen. Alles war bisher anderswo untergestellt und er ist glücklich, dies in Ergänzung zum bisherigen Museum Interessierten zeigen zu können. Dazu gehören neben der großen Feuerwehrleiter eine ganze Reihe von Tragkraftspritzen – Wertvolle FeuerwehrfahrzeugModelle stellt Günther Hübler in der Badischen Zehntscheuer aus.
Kriegsmodelle der Jahre 1930 bis 1940 –, aber auch eine Bohrmaschine oder kleine Handdruckspritzen. Ein Einreiß-Haken, der benötigt wurde, um Giebel abzubrechen, alte Schautafeln mit Beschreibungen, aber auch kostbare Modell-Feuerwehrautos, die so manches Männerherz höher schlagen lassen, sind dabei.
Weiterhin sind natürlich das Magirus-Fahrzeug aus dem Jahr 1926 oder der „Garford“aus Sydney im bisherigen Museum Hüblers ganzer Stolz, doch lohnt es sich, auch auf anderes zu achten: Spritzen, Feuerlöscher, Löscheimer, Leitern, Uniformen, Helme, Urkunden, Orden. Dank eines Aufzuges kommen auch Gehbehinderte in die oberen Räume.
Viel Aufmerksamkeit wurde dem Museum bereits zuteil, sei es durch Fernseh-Aufzeichnungen mit Sonja Schrecklein oder Hansi Vogt oder durch Feuerwehr-Funktionäre, wie den Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes Hartmut Ziebs und seinen Vorgänger Hans-Peter Kröger. Doch nicht nur ihnen präsentierte Günther Hübler gerne seine Schätze, jeder ist willkommen und erhält während der Öffnungszeiten samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr umfassend Auskunft. Der Eintritt ist frei. Das Feuerwehrmuseum wird über Spenden finanziert. Im Monat zählt Hübler bis zu 2000 Besucher, zu denen häufig auch Gruppen gehören, die gezielt ins Museum kommen und damit einen Ausflug verbinden.