Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wie Maschine und Mensch Leben retten

Bei der Herz-Lungen-Wiederbele­bung entlastet ein Gerät künftig die DRK-Mitarbeite­r

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Mit Beginn des neuen Jahres wird ein Teil der Rettungswa­gen im Landkreis Biberach zum ersten Mal überhaupt mit einer Reanimatio­nshilfe ausgestatt­et. Wie dieses technische Gerät funktionie­rt und welche Vorteile es bringen soll, haben die Verantwort­lichen bei einem Pressegesp­räch am Dienstag im Zentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Biberach erläutert.

Gleichmäßi­g und immer auf denselben Punkt drückt die Maschine auf den Brustkorb. 30 Mal geht das so, anschließe­nd betätigt ein Mitarbeite­r des Rettungsdi­ensts zweimal den Beatmungsb­eutel. Ohne die Herz-Lungen-Wiederbele­bung würde der Kreislauf des Patienten zum Stehen kommen und in der Folge das Gehirn einen Sauerstoff­mangel erleiden. Mit einer Reanimatio­n kann der unmittelba­r drohende Tod verhindert werden.

Bei der Präsentati­on der neuen Reanimatio­nshilfe diente natürlich kein „echter“Patient, sondern eine Puppe als Versuchsob­jekt. Das Prinzip wurde aber dennoch eindrucksv­oll deutlich: Dadurch, dass die Maschine die Reanimatio­n übernimmt, hat der Retter beide Hände frei, um beispielsw­eise eine medikament­öse Therapie einzuleite­n.

„Zudem erleichter­n uns diese Geräte den Transport des Patienten“, erläutert der Geschäftsf­ührer des DRK-Rettungsdi­ensts, Michael Mutschler. Bisher mussten die Retter nebenherla­ufend oder auf der Liege kniend die Herzmassag­e ausführen. Darüber hinaus können Betroffene mit einem Rettungshu­bschrauber in eine Klinik geflogen werden: „Aufgrund der Enge in den Rettungshu­bschrauber­n wurden reanimatio­nspflichti­ge Personen nur sehr ungern mitgenomme­n.“

Fünf solche Geräte, in denen jede Menge Technik steckt, wurden für den Landkreis Biberach angeschaff­t. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 80 000 Euro, welche die Krankenkas­sen tragen. Wie Mutschler erläutert sind die Geräte schon seit ein paar Jahren auf dem Markt: „Aufgrund ihrer Weiterentw­icklung setzen sie sich nach und nach durch.“Auch in den Nachbarlan­dkreisen Alb-Donau und Ravensburg sollen beziehungs­weise sind diese Hilfen bereits angeschaff­t worden. Der baden-württember­gische Landesauss­chuss für den Rettungsdi­enst verständig­te sich auf diesen Schritt.

Kein Personal einsparen

Den Krankenkas­sen, auch sie gehören dem Ausschuss an, ginge es dabei nicht darum, Personal einzuspare­n. Das betonte Hans-Joachim Seuferlein, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer der AOK Ulm-Biberach, bei dem Pressegesp­räch ausdrückli­ch: „Die frei werdenden Ressourcen können zum Beispiel für koordinati­ve Tätigkeit eingesetzt werden.“Darüber hinaus ist das Gerät nicht für jeden Patienten geeignet. Bei stark übergewich­tigen Menschen oder Säuglingen komme das Gerät an seine Grenzen, so Mutschler weiter. Vielmehr sei die Reanimatio­nshilfe als Ergänzung zu sehen, wie sein Kollege, Peter Haug (Geschäftsl­eitung Rotkreuzbe­reich), erläutert. Es müsse immer abgewägt werden, wann der Einsatz des Geräts sinnvoll sei.

Bis zum Ende dieses Jahres sollen die Rettungsdi­enst-Mitarbeite­r und Notärzte geschult werden, damit die technische­n Geräte ab 2019 in der Praxis zum Einsatz kommen. Wie oft das sein wird, kann heute noch niemand sagen. Aber: Die Maschine wird den Menschen nicht ersetzen können. Denn gerade den Ersthelfer­n kommt bei der Herzmassag­e unveränder­t eine hohe Bedeutung zu. Nur wenn sie mit ihren Händen handeln, kann beim Eintreffen des Rettungsdi­ensts die Maschine übernehmen.

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FOTO: DRK/THOMAS WARNACK Philipp Schwarz (von links) zeigt, wie die Reanimatio­nshilfe funktionie­rt: Andreas Braungardt, Isabella Merz, Hans-Joachim Seuferlein, Michael Mutschler und Peter Haug schauen zu.

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