Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Marktplatz wird zur Einbahnstraße
Biberacher Gemeinderat beschließt einjährige Testphase – Was die Bürger davon halten
BIBERACH - Der westliche Marktplatz wird zur Einbahnstraße, das hat der Biberacher Gemeinderat am Montagabend einstimmig beschlossen. Getestet werden soll das neue Konzept aber erst einmal für ein Jahr. Außerdem soll die Schrannenstraße in ihrer Fahrtrichtung gedreht werden und aus der Karpfengasse kein Rechtsabbiegen in den Holzmarkt mehr möglich sein. Bei diesem Punkt war sich das Gremium allerdings nicht einig. 19 Stadträte stimmten dafür, es gab zwölf Gegenstimmen. Wann die neue Regelung umgesetzt werden soll, ist noch nicht bekannt.
Ziel der Maßnahmen, die auf einen CDU-Antrag zurückgehen, soll eine Erhöhung der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer auf dem Biberacher Marktplatz sein (SZ berichtete). Im Gemeinderat wurde außerdem darüber abgestimmt, die Geschwindigkeit auf Marktplatz und Holzmarkt inklusive der Zufahrt Consulentengasse auf 20 Kilometer pro Stunde zu beschränken. Dieser Vorschlag wurde mehrheitlich abgelehnt, mit 16 Gegenstimmen. Einstimmig beschlossen haben die Stadträte allerdings, dass in der Probezeit Verkehrszählungen, eine Unfallanalyse und Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt werden.
Zustand am Holzmarkt ist kritisch
Oberbürgermeister Norbert Zeidler ist froh, dass die CDU dieses Thema aufgegriffen hat und steht voll hinter dem Vorschlag: „Ich wurde inzwischen oft auf das Thema angesprochen und habe viele positive Rückmeldungen bekommen.“Er sagt aber auch ganz klar: „Es ist eine Probephase, wir schauen und das Ganze an und wenn es nicht funktioniert, ist alles auch wieder schnell geändert.“Das sieht auch Baubürgermeister Christian Kuhlmann so: „Wir haben eine schwierige Verkehrssituation auf dem Marktplatz, wir müssen jetzt testen, ob das der richtige Weg ist.“
Die Biberacherin Ethel Müller hält nichts von der Entscheidung des Gemeinderats: „Das Verkehrschaos bleibt trotzdem. Wo soll das denn Entlastung bringen? Dann kommen ja noch mehr Autos über den Holzmarkt.“Die 81-Jährige fährt immer mit dem Bus in die Innenstadt und empfindet den Zustand auf dem Holzmarkt jetzt schon kritisch. „Da ist ja dann noch mehr Stau.“Mit ihren Freundinnen hat sie auch schon über das Thema diskutiert: „Wir verstehen nicht, was sich der Gemeinderat dabei denkt.“
Josef Katein glaubt daran, dass eine Einbahnstraße zur Verkehrsentlastung beiträgt: „Es wird bestimmt ein bisschen ruhiger, weil es eben keinen Gegenverkehr mehr gibt“, sagt der 61-Jährige aus Ringschnait. „Testen wir’s einfach mal.“Für Susi Fischer aus Sulmingen sind das keine guten Nachrichten: „Dann werde ich versuchen, Biberach zu meiden. Hier gibt es so viele Einbahnstraßen und das nervt einfach.“Marie-Luise Krey findet es gut, wenn weniger Autos auf dem Marktplatz unterwegs sind, gibt aber zu bedenken, dass es für ältere und auch körperlich eingeschränkte Menschen wichtig ist, Parkplätze in der Innenstadt zu finden: „Es gibt viele, die darauf angewiesen sind, direkt vor der Tür zu parken.“
Mit all diesen Fragen hat sich der Biberacher Gemeinderat bereits intensiv beschäftigt und entschieden, dass das neue Verkehrskonzept für ein Jahr getestet wird. „Der Biberacher Marktplatz ist einer der schönsten Plätze Süddeutschlands, deshalb soll er mit seinen Gebäuden wieder mehr zur Geltung kommen“, sagt Lutz Keil (SPD). Die Entscheidung dient laut Ulrich Heinkele (Freie Wähler) auch der Stärkung des ÖPNV. „Vielleicht steigen dann doch einige auf den Bus um.“Klar sei aber auch, dass es einige Zeit zur Umgewöhnung brauche.
Was die Bürger von der Einbahnstraße halten, sehen Sie in einem Video online unter www.schwäbische.de/verkehrschaos-bc