Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Später Befreiungs­schlag

Angelique Kerber gewinnt ihr zweites Spiel beim WTA-Finale nach großem Kampf 6:4, 5:7, 6:4 gegen Naomi Osaka

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SINGAPUR (SID/dpa) - Wimbledons­iegerin Angelique Kerber hat beim WTA-Finale der acht besten Tennisspie­lerinnen dieser Saison in Singapur ihre Halbfinalc­hance gewahrt. Die topgesetzt­e Kielerin gewann ihr zweites Match in der Roten Gruppe gegen US-Open-Siegerin Naomi Osaka (Japan/Nr. 3) mit 6:4, 5:7, 6:4 und trifft zum Abschluss der Gruppenpha­se am Freitag auf French-Open-Finalistin Sloane Stephens (USA/Nr. 5). Bei einem Zweisatzsi­eg steht Kerber sicher in der Runde der letzten Vier. Gegen Osaka verwandelt­e sie nach zweieinhal­b Stunden ihren ersten Matchball, als die Japanerin einen leichten Ball ins Netz schlug.

„Ich bin so froh, nach diesem Match jetzt hier als Siegerin zu stehen“, sagte Kerber. „Ich denke, wir haben beide auf einem sehr hohen Level gespielt, und ich bin sehr erleichter­t, dass ich noch im Turnier bin.“Die 30-Jährige gewann gegen Osaka zum vierten Mal im fünften Duell.

Kerber begann wie schon bei ihrer Auftaktnie­derlage gegen Kiki Bertens (Niederland­e) furios und setzte die zunächst deutlich unter ihrer Bestform spielende Osaka vor allem mit ihrer Vorhand unter Druck. Die Kielerin machte viele Punkte bei Osakas erstem Aufschlag, der die Japanerin in den ersten anderthalb Sätzen zu oft im Stich ließ. Kerber agierte mutig, sie hielt den Ball nicht lange im Spiel, sondern ging aggressiv auf den Punkt.

Nach einer guten Dreivierte­lstunde hatte Kerber den ersten Satz mit 6:4 gewonnen. Im zweiten begann Osaka ihrerseits deutlich konsequent­er und führte nach einem schnellen Break mit 2:0 und 3:1. Dann begann die wohl beste Phase in Kerbers Spiel. Osaka holte bei eigener 4:3-Führung zur Unterstütz­ung ihren Trainer Sascha Bajin zu sich. Zunächst half es nicht, Kerber behielt die Kontrolle und schlug beim Stand von 5:4 im zweiten Durchgang zum Match auf. Dann geschah Überrasche­ndes: Osaka drehte plötzlich auf, sie traf jeden Ball, glich zum 5:5 aus, gewann auch die beiden folgenden Spiele und schaffte nach 1:35 Stunden mit 7:5 den Satzausgle­ich.

Kerber war nun wie verwandelt, ihr erster Aufschlag kam nicht mehr, sie machte Fehler und hielt sich im dritten Satz nur mit viel Mühe im Spiel. Bis zum 3:3 hatte sie viel Arbeit, um ihr Service durchzubri­ngen, dann gelang ihr zu dem Zeitpunkt völlig überrasche­nd der Befreiungs­schlag: Das Break zum 4:3 für die Weltrangli­stenzweite war die Entscheidu­ng, nach zweieinhal­b Stunden schlug Osaka den letzten Ball ins Netz. „Sie hat zwischendu­rch plötzlich unglaublic­h gespielt“, sagte Kerber, die am Ende fünf Punkte mehr in der Statistik hatte als ihre erste 21-jährige Gegnerin. „Es ist einfach großartig, so ein tolles Match gewonnen zu haben.“

Kerber nimmt zum fünften Mal am Jahresabsc­hlussturni­er der acht besten Tennisspie­lerinnen teil. Dreimal war sie in der Gruppenpha­se gescheiter­t, 2016 stand sie im Finale.

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