Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Verdächtiges Paket an Robert de Niro
Demokraten werfen US-Präsident Aufruf zu Gewalt vor – Weitere verdächtige Päckchen sichergestellt
NEW YORK (dpa) - Nach dem Versand von Rohrbomben an Kritiker von US-Präsident Donald Trump haben Unbekannte laut Medienberichten auch dem Schauspieler Robert de Niro ein verdächtiges Paket geschickt. Es handle sich um dieselbe Art von Paket wie jene an Ex-Präsident Barack Obama und die frühere Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. De Niro hat Trump oft kritisiert. Der US-Präsident gab derweil den Medien eine Mitschuld an den aktuellen Entwicklungen.
WASHINGTON - Mindestens acht Kuverts mit Sprengsätzen sind bei Kritikern von US-Präsident Donald Trump eingegangen. Der US-Präsident verurteilt die Tat – und schiebt die Verantwortung den Medien zu.
Persönlich fühle sie sich gut, als Amerikanerin mache sie sich Sorgen, fasste Hillary Clinton ihre Gemütslage zusammen, nachdem Meldungen über vereitelte Briefbombenanschläge die USA in Aufregung versetzt hatten. Dies seien verstörende Zeiten, Zeiten tiefer Spaltung, sagte die ehemalige Außenministerin, „und wir müssen alles in unseren Kräften Stehende tun, um das Land wieder zusammenzubringen“.
Clinton war nach Florida geflogen, um für eine Parteifreundin zu werben, die am 6. November in den Kongress gewählt werden will. Ihr Mann Bill hingegen war zu Hause geblieben, in Chappaqua, einem Vorort New Yorks. Er hätte den Brief mit der Rohrbombe womöglich geöffnet, hätte ihn der Secret Service, der einen Ex-Präsidenten auch nach seinem Abschied vom Amt zu schützen hat, nicht rechtzeitig abgefangen. Mit Stand vom Donnerstag waren es bereits acht verdächtige Kuverts, die entdeckt wurden, bevor die Sprengsätze, die sie enthielten, detonieren konnten. Nach Angaben der Behörden enthielt jedes einzelne Batterien, einen Zünder und weißes Pulver, das als Sprengstoff taugte. Zumindest der erste Umschlag, von dem Bilder veröffentlicht wurden, war frankiert mit Briefmarken mit SternenbannerMotiv.
Bei den Adressaten handelte es sich entweder um führende Köpfe der Demokratischen Partei oder aber um prominente Zeitgenossen, die für linksliberale Ansichten stehen und Donald Trump kritisiert haben.
Anschläge auf Soros und de Niro
Begonnen hatte es am Montag mit einem Sprengsatz in einem Päckchen, das an George Soros geschickt wurde, den New Yorker Milliardär, der zu den Großspendern der Demokraten gehört. Rechte Blogger kommentieren Soros’ politisches Wirken seit Längerem mit hässlichen, teils offen antisemitischen Zeilen, für manche Anhänger Trumps ist er die Hassfigur schlechthin.
Ein weiteres Kuvert ging bei der CNN-Redaktion in Manhattan ein. Adressiert war es an John Brennan, einst CIA-Chef, heute Kommentator des Weltgeschehens. Trump hatte ihn als Versager beschimpft, nachdem Brennan den rüden Ton des Präsidenten angeprangert hatte; außerdem ist CNN nach Trumps Darstellung eine Hauptquelle für „Fake News“.
Sprengsätze wurden auch an die Villa von Barack und Michelle Obama geschickt, an die kalifornische Abgeordnete Maxine Waters und ExJustizminister Eric Holder und ExVizepräsident Joe Biden. Schließlich traf es am Donnerstag den Tribeca Grill, ein Restaurant im Süden Manhattans, dessen Besitzer der Schauspieler Robert de Niro ist – auch er ein scharfer Kritiker Trumps.
Noch suchen die Behörden nach dem Täter oder der Tätergruppe. Noch geben sie keine Antwort auf die Frage nach dem Motiv, eine Frage, die Charles Schumer und Nancy Pelosi längst für geklärt halten. Trump habe die Nation mit Worten wie Taten gespalten, schreiben die beiden führenden Demokraten des Parlaments in einer gemeinsamen Erklärung und führen Beispiele an. Erst neulich habe Trump einen Republikaner in Montana ausdrücklich gelobt, weil der einen Journalisten niedergeschlagen hatte.
Noch am Mittwoch hatte Trump die Anschlagsversuche verurteilt. Man müsse eine klare, unmissverständliche Botschaft senden, dass politische Gewalt in den Vereinigten Staaten keinen Platz habe. Am Abend, auf einer Kundgebung in Wisconsin, rief er dazu auf, „in Frieden und Harmonie“zu leben. Die Medien, schob er hinterher, nun schon wieder angriffslustig, hätten die Verantwortung, einen zivilen Ton anzuschlagen und die endlose Feindschaft, verbunden mit ständig negativen, oft falschen, Geschichten zu stoppen.
Hohle Worte, erwiderten Schumer und Pelosi, solange Trump seine unverhohlenen Aufrufe zur Gewalt nicht ausdrücklich zurücknehme.