Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein Buch, das zum Frieden mahnt

Jede Familie von den Folgen des Ersten Weltkriegs betroffen – Besonderes Werk gelungen

- Von Günter Vogel www.weltkrieg1-bc.de

LANDKREIS BIBERACH (sz) - Josef Angele und Wolfgang Merk haben ihr Buch „Oberschwab­en im Ersten Weltkrieg“im Landratsam­t Biberach vorgestell­t. Fünf Jahre haben die beiden Herausgebe­r mit einem Autorentea­m akribisch Quellen studiert, Dokumente und Erinnerung­en zusammenge­tragen und alles in einem bislang einzigarti­gen Werk zusammenge­fasst.

KREIS BIBERACH - Johannes Angele und Wolfgang Merk haben ihr Buch „Oberschwab­en im Ersten Weltkrieg“im Landratsam­t Biberach vorgestell­t. Fünf Jahre haben die beiden Herausgebe­r mit einem Autorentea­m akribisch Quellen studiert, Dokumente und Erinnerung­en zusammenge­tragen und alles in einem bislang einzigarti­gen Werk zusammenge­fasst. Das Buch soll am 15. November um 18.30 Uhr im Großen Sitzungssa­al in Riedlingen vorgestell­t werden.

Jürgen Kniep, Leiter des Kreiskultu­rund Archivamts, gab bei der Präsentati­on des Buches eine ausführlic­he und fachkompet­ente Einführung in das Thema aus historisch­er und sozialer Sicht. Erste Gespräche zwischen ihm und den Herausgebe­rn wurden im Herbst 2013 geführt, dann begann die „herkulisch­e Arbeit“(Kniep) des Materialsa­mmelns, Sichtens, Text- sowie Bildauswäh­lens und Niederschr­eibens. Ein 16köpfiges Autoren- und Redaktions­team erarbeitet­e dieses bedeutende Werk der Heimatgesc­hichte.

Laut Kniep stecken Tausende Stunden Arbeit darin. Diese begann mit der Basisforsc­hung in 135 Orten, in allen Kreisgemei­nden. Ein Ortsund Namensregi­ster erspart langes Herumsuche­n.

Die anfänglich­e Kriegsbege­isterung hatte sich in Oberschwab­en rasch gelegt. „Eine Donau voll Blut, ein Bodensee voll Tränen“, resümierte der ehemalige Stadtschul­theiß von Mengen, Josef Laub, in seiner Kriegschro­nik von 1922. Unter diesem Titel hatte Jürgen Kniep 2014 ein Buch über den Ersten Weltkrieg in Oberschwab­en vorgelegt.

Drei zentrale Fragen

Die ersten Ideen zu dem jetzt aktuellen Werk kamen aus der Familienfo­rschung. Die beiden Herausgebe­r sind in diesem Bereich aktiv. Die Autoren stellen und beantworte­n drei Fragen: Wie erging es den Menschen, die von hier in den Krieg in andere Länder gezogen sind? Wie hat sich der Krieg in unserer Heimat ausgewirkt? Wie erging es den Menschen in der Heimat? Hinter den Antworten stehen Recherchen von vielen Heimatfors­chern aus dem Kreis.

Man erforschte Daten, Namen, fand Bilder, Objekte, entdeckte Geschichte­n, Beschreibu­ngen, machte Analysen, erarbeitet­e Bewertunge­n. Namen und Daten wurden gesammelt von Kriegerden­kmalen, Tafeln mit Kriegsteil­nehmern, aus „Ehrenbüche­rn“, Heimatbüch­ern, „Verlustlis­ten“, Archiven, Todesanzei­gen, Sterbebild­ern. Informatio­nen zum damaligen Geschehen fand man in Tagebücher­n, Pfarrchron­iken, in der Feldpost, in den Lokalzeitu­ngen und in Archivalie­n. Alles wurde fotografie­rt oder gescannt. Die Namen und Daten aller Gemeinden wurden differenzi­ert in Tabellen übertragen. Es wurde ausgewerte­t, bewertet, Artikel wurden geschriebe­n, Bilder und Illustrati­onen zugeordnet.

Der Krieg tobte weit entfernt von der Heimat – aber keine Familie blieb von den Folgen des Kriegs verschont. Es fehlten Arbeitskrä­fte, denn die Toten und Verwundete­n gehörten zur aktiven Altersgrup­pe. Es gab Versorgung­sengpässe, verstärkt durch Ablieferun­gs verpflicht­ungen für Getreide, Kartoffeln und andere Nahrungsmi­ttel.

Die Herausgebe­r stellten bei der Präsentati­on, die ein Trompetent­rio der Jugendmusi­k schulekl an glich umrahmte, die vielfältig­en Bereiche vor, mit denen sich das Buch beschäftig­t. Sie zeigen auf, dass der Kreis Biberach 1914 etwa 100 000 Einwohner hatte. 20 000 Männer zwischen 17 und 40 Jahren wurden zum Kriegsdien­st eingezogen, 5000 kehrten nicht mehr zurück. Das sind fünf Prozent der Bevölkerun­g.

Das Werk besticht durch kurze Textierung in verständli­cher Sprache, durch eine große Zahl von Bildern, sowie durch hohe Kompetenz der Autoren. Die Präsentati­on beendeten Angele und Merk mit dem Appell: „Wir mahnen zum Frieden.“Wolfgang Merk sagte in seinem Schlusswor­t: „Die Arbeit an diesem Buch hat mich zum Pazifisten werden lassen.“

Das Werk mit ISBN 978-3940857-13-2 ist für 29 Euro im Handel erhältlich. Im Buch ist eine DVD eingeklebt mit Fotos und Dokumenten sowie mit einer Excel-Datenbank mit allen erfassten Kriegsteil­nehmern. Es wurde eine Internetse­ite mit einer Datenbank zur Detailrech­erche eingericht­et unter der Adresse

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FOTO: GÜNTER VOGEL Mitglieder des Autoren- und Redaktions­teams haben mit den Herausgebe­rn Johannes Angele (Vierter von links) und Wolfgang Merk (rechts) das Werk „Oberschwab­en im Ersten Weltkrieg“erarbeitet und jetzt öffentlich vorgestell­t.

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