Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Räte billigen enorme Kostensteigerung
Sanierung des Ravensburger Rathauses wird wohl statt 1,8 bis zu 8 Millionen Euro kosten
RAVENSBURG (vin) - Acht Millionen Euro statt ursprünglich 1,8 Millionen Euro – die Sanierung des roten Rathauses in Ravensburg samt seiner Nebengebäude wird erheblich teurer als anfangs angenommen. Der Gemeinderat billigte jetzt die Mehrkosten, die vor allem aus Brandschutzgründen notwendig werden. Ein Problem, mit dem sich in ähnlicher Form zahlreiche Kommunen bei Sanierungen konfrontiert sehen.
„Wir müssen da jetzt durch“, sagte Frieder Wurm (CDU). Für zukünftige Projekte sei es aber wichtig, „Risiken einzupreisen“. Zum Beispiel seien die Baukosten in den vergangenen Jahren extrem gestiegen, weil es sich um eine „lohnintensive Branche“handele, „wo man nicht rationalisieren kann“. Ob das haushaltsrechtlich so einfach möglich sei, bezweifelte Baubürgermeister Dirk Bastin jedoch.
Maria Weithmann (Grüne) fand es merkwürdig, dass sich in jüngster Zeit die Fälle stark häufen, bei denen Baukosten explodieren oder das Ausmaß der tatsächlichen Schäden bei Sanierungen nicht gleich erkannt wird – wie bei der Marienplatztiefgarage, die 2013 instand gesetzt wurde, ohne dass die massiven Schäden durch Streusalz entdeckt worden waren. Das geschah erst durch Zufall: nach dem Großbrand 2014. „Es ist richtig, dass wir jetzt andere städtische Gebäude prüfen“, sagte Weithmann.
„Mit Brandschutz können Sie jedes historische Gebäude zumachen, siehe Mehlsack“, echauffierte sich Jochen Fischinger (Freie Wähler). Er plädierte dafür, bei allen künftigen Renovierungen eine Zweitmeinung einzuholen, um herauszufinden, ob es im Einzelfall nicht auch günstigere Lösungen gibt. „Ich sehe nicht ein, dass durch überzogenen Brandschutz Geld verbrannt wird“, fand er ein zum Thema passendes Wortspiel.
Wilfried Krauss (Bürger für Ravensburg) stellte den Antrag, gleich alle historischen Gebäude zu untersuchen. „Damit wir nicht überrascht werden.“Das soll demnächst auch geschehen – inklusive der Türme, die ebenfalls in den vergangenen Jahren bereits renoviert wurden.
Kritik übte die CDU an der Wortwahl von Maria Weithmann in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik, die im Zusammenhang mit unwägbaren Kosten in Sachen Brandschutz bei historischen Gebäuden von „tickenden Zeitbomben“gesprochen hatte. Frieder Wurm meinte: „Tickende Zeitbomben sind was Schlimmes, unsere Gebäude was sehr Sympathisches. Wir haben allerdings einen langsamen Zerfall.“