Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Besitzer der Speicherkarte mit Biberacher Motiven ist gefunden
Wenn diese Speicherkarte einer Digitalkamera sprechen könnte, hätte sie was zu erzählen: Nach einer Reise durch halb Europa kommt der verlorene Fotochip zurück in die Hände seines rechtmäßigen Besitzers – wobei das Foto eines Hochzeitsautos vor der Biberacher Stadtpfarrkirche half.
Wie berichtet, hat der Holländer Louis Heinsman während eines Urlaubs in Island eine SD-Karte mit Hunderten von Fotos gefunden. Er schaltete die „Schwäbische Zeitung“ein in der Hoffnung, dass Leser anhand eines Oldtimers mit BC-Kennzeichen Hinweise geben könnten. Was auch der Fall war, den zahlreichen Tippgebern gebührt ebenso Dank wie dem Finder Heinsman, der keine Mühen gescheut hat.
Das Brautpaar war schnell ermittelt. Die Eheleute wohnen im Umland von Biberach und möchten nicht namentlich genannt werden. Allerdings war das erst die halbe Miete, denn die beiden waren weder in Island noch vermissen sie einen Fotochip. Immerhin lag die Vermutung nahe, dass die Speicherkarte einem der Hochzeitsgäste gehören muss, denn ein Bild war unzweifelhaft auf der Familienfeier geschossen worden. Aber damals waren viele Leute da, jeder von ihnen hätte das Auto geknipst haben können. Erst beim Hinweis des Finders auf weitere Urlaubsorte wie Rom, Lissabon, Edinburgh, Mailand und Frontignan (Frankreich) klingelte es: Ein Studienfreund des Bräutigams war’s.
Der Mann wohnt in Stuttgart und bestätigt, dass seine Freundin später in Island unterwegs war. „Eine sehr spannende Geschichte“, sagt er und ist froh, wenn er die Speicherkarte jetzt zurückerhält – ungeachtet dessen, dass er von einem Großteil der Bilder Sicherungskopien gemacht hatte (mit denen er auch seine Urheberschaft belegen kann). Für immer ungelöst bleiben dürfte die Frage, wie der Chip in den Nationalpark Vatnajökull kam, wo der Chip gefunden wurde. Gut möglich, dass in Island vor Heinsman schon mal jemand die SD-Karte hatte – und sie anders als der holländische Finder wegwarf.
Der Wiedererkennungswert des Autos war gewaltig, sein Besitzer Josef Kohler aus Dettingen an der Iller ist bekannt wie ein bunter Hund. Der 76Jährige ist ein leidenschaftlicher Käfer-Fan und oft bei Oldtimertreffen. Der Anruf der Zeitung erreichte ihn denn auch in der Garage, wo er gerade an besagtem Auto schraubte. „Alles, was geht, mache ich selbst“, sagte er und ließ durchs Telefon gleich mal den charakteristischen Käfer-Sound hören. Das Gefährt, Baujahr 1968, hat er vor 13 Jahren erworben und wenn er unterwegs ist, winken ihm häufig Passanten zu; manchmal fragen sogar wildfremde Leute, ob sie mal reinsitzen dürfen. 2015 wurde er von einer Verwandten als Chauffeur des Hochzeitspaars engagiert. Auf das Foto des Käfers vor der Kirche angesprochen, sagt er: „Von vorne ist er übrigens noch schöner.“Doch das ist eine eigene Geschichte ... Markus Dreher