Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein Dorf wehrt sich

Luftpistol­e-Bundesliga: Der SV Altheim-Waldhausen vor dem Heimwettka­mpf

- Von Marc Dittmann

ALTHEIM - Der SV Altheim-Waldhausen bestreitet an diesem Wochenende seinen Heimwettka­mpf in der Luftpistol­en-Bundesliga. Die Mannschaft um Trainer Winfried Uhl trifft am Samstag, ab 19 Uhr auf Spitzenrei­ter ESV Weil am Rhein und am Sonntag, um 13 Uhr, auf den KKS Hambrücken. Außerdem in Altheim-Waldhausen dabei: der SV Murrhardt-Karnsberg, der SV Waldkirch und die SSG Dynamit Fürth, das Urgestein der Bundesliga.

Längst ist das „gallische Dorf“, zum Synonym für Orte geworden, die sich gegen ganz Große, Übermächti­ge wehren. Seien es die Handballer aus Balingen-Weilstette­n, die sich selbst den Spitznamen „Gallier von der Alb“gegeben haben, zum einen ob ihrer Kampfkraft, zum anderen, weil sie sich über Jahre in der Handball-Bundesliga gegen erdrückend­e und finanziell potentere Konkurrenz erwehrten. Ein bisschen Gallien steckt auch noch im FußballBun­desligiste­n SC Freiburg, der nicht nur auf der Trainerban­k mit langjährig­en Engagement­s gegen den Trend arbeitet. Und auch die Luftpistol­enschützen des SV Altheim-Waldhausen in der 1. Bundesliga gehören in diese Reihe, wenn auch (nicht nur finanziell) viele Nummern kleiner als die Breisgau-Brasiliane­r aus dem Schwarzwal­d.

Der SV Altheim-Waldhausen schaffte viermal seit 2006 den Aufstieg in die höchste deutsche Schießklas­se, seit 2015 gehören Holger Haile und Co. ununterbro­chen zu den 24 besten Mannschaft­en Deutschlan­ds in der zweigeteil­ten Bel Etage der deutschen Luftpistol­enschützen. Der rund 200 Mitglieder starke Verein kann sich aber bei weitem nicht mit den großen Vereinen der Liga messen, die - wie München oder auch Dynamit Fürth - über ganz andere finanziell­e Mittel verfügen. Und so gelte es, da sind sich die Schützen um Holger Haile, Günther Schwarz und Christian Morar - allesamt Mehrfachst­arter bei deutschen Meistersch­aften - einig, den Teamgeist dem schnöden Mammon entgegenzu­setzen. „Natürlich war der Auftakt sehr wichtig. Zum ersten Mal überhaupt seit wir in der Bundesliga schießen, haben wir den TSV Ötlingen besiegt“, sagt Trainer Winfried Uhl, der am Mittwoch das Abschlusst­raining leitete. Dabei versuchte er seinen Schützen die positiven Momente der vorangegan­genen Wochen ins Gedächtnis zurückzuru­fen, sie mental einzustimm­en. Auch Christian Morar, der wohl am Wochenende zum Einsatz kommen wird, sagt: „Wir haben eine super Saisonvorb­ereitung hinter uns. Wir haben sehr viel Basics gemacht, Technik, Hand-Augen-Koordinati­on. Wo ist dein Auge? Was macht die Hand? Das war super“, erklärt der Fußballfan.

Olympiasie­gerin kommt

An diesem Wochenende warten zwei schwere Aufgaben auf den 1964 gegründete­n SV Altheim-Waldhausen. Am Samstag (19 Uhr) geht es gegen den derzeit noch ungeschlag­enen Spitzenrei­ter ESV Weil am Rhein, am Sonntag gegen den KKS Hambrücken. Weil am Rhein gilt ebenfalls als homogene Truppe mit dem ehemaligen Europameis­ter der Pistolensc­hützen Michael Schwald an der Spitze sowie dem tschechisc­hen Meister Pavel Svetlik und dem französisc­hen Meister Sylvain Garconnot. Der KKS Hambrücken kommt mit dem mehrfachen Medailleng­ewinner bei deutschen Meistersch­aften, dem gerade mal 19 Jahre alten Jonathan Mader und Patrick Göpferich, den Altheimern noch bestens in Erinnerung. Vor vier Jahren besiegte Informatik­student Philipp Wetzel seinen Kontrahent­en Patrick Göpferich, obwohl dieser seine erste Zehnerseri­e mit 97 Ringen abgeschlos­sen hatte. Der wohl entscheide­nde Punkt beim 3:2-Erfolg, als außer dem mehrfachen Schweizerm­eister Wetzel noch Andreas Riedener und Holger Haile punkteten. Es könnte also gut sein, dass es erneut zum Duell zwischen dem Deutsch-Schweizer Wetzel - er hat beide Staatsange­hörigkeite­n - und Göpferich kommt. Darüber entscheide­t letztendli­ch die Schnittlis­te der gemeldeten Schützen. Der beste Schütze wird an eins gesetzt, der zweitbeste an Position zwei und so weiter.

Neben dem Gastgeber AltheimWal­dhausen, dem KKS Hambrücken und dem ESV Weil am Rhein kommen der SV Murrhardt-Karnsberg, der SV Waldkirch und die SSG Dynamit Fürth nach Altheim-Waldhausen - allesamt mit Spitzenper­sonal in die Bogensport­halle nach AltheimWal­dhausen. So hat der SV Waldkirch (bei Burgau) Olympiasie­gerin Anna Korakaki im Gepäck. Die 22 Jahre alte Griechin aus Thessaloni­ki - so hübsch wie zielsicher - gewann in Rio de Janeiro Gold mit der Sportpisto­le (25 Meter) und Bronze mit der Luftpistol­e (10 Meter) und hat als Bestleistu­ng 388 Ringe (Schnitt: 386,5) zu Buche stehen. Der SV Murrhardt-Karnsberg reist mit Jason Turner an. Der US-Amerikaner gewann bei den Spielen von Peking 2008 Bronze mit der Luftpistol­e, ist also quasi einer der Vorgänger Korakakis. Und die SSG Dynamit Fürth kommt gleich mit einer ganzen olympische­n Armada nach Oberschwab­en. Der Verein, der vom in Fürth ansässigen Munitionsh­ersteller RUAG unterstütz­t wird (früher: „Dynamit Nobel“) hat geballte Frauenpowe­r in seinen Reihen: WM-/ EM-Schützin Sandra Reitz (Bestleistu­ng: 390 Ringe), Olympia-, WMund EM-Starterin Claudia Verdicchio-Krause (387), Heidi Diethelm Gerber, Olympia-Bronzemeda­illengwinn­erin 2016 (Sportpisto­le), Weltcupsie­gerin und Europameis­terin Heidi Diethelm Gerber und Kathrin Pfundstein.

Sa., 27. Okt., 11 Uhr: Hallenöffn­ung; bis 13 Uhr Waffenkont­rolle; 13.30 Uhr: Training MurrhardtK­arnsberg und Waldkirch; 13.40 Uhr: Training Fürth/Hambrücken; 14.20 Uhr: Training Altheim/Weil; 16 Uhr: SV Murrhardt-Karnsberg SV Waldkirch, 17.30 Uhr: SSG Dynamit Fürth - KKS Hambrücken, 19 Uhr: SV Altheim-Waldhausen. So., 28. Okt., 8 Uhr: Hallenöffn­ung; jeweils 1/4 Stunde vor Wettkampfb­eginn: Probeschie­ßen; 10 Uhr: SV Waldkirch - SSG Dynamit Fürth, 11.30 Uhr: ESV Weil am Rhein - SV Murrhardt-Karnsberg; 13 Uhr: SV Altheim-Waldhausen KKS Hambrücken. Parallelwe­ttkampf in Peiting: Ötlingen - Ludwigsbur­g (Sa., 16 Uhr), Waldenburg - München (Sa., 17.30 Uhr), Peiting - KehlheimGm­ünd (Sa., 19 Uhr); Kehlheim München (So., 10 Uhr), Ötlingen Waldenburg (So., 11.30 Uhr), Peiting - Ludwigsbur­g (So., 13 Uhr).

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FOTO: THOMAS WARNACK Der Deutsch-Schweizer Philipp Wetzel könnte an diesem Wochenende auf einen alten Bekannten treffen. Wetzel zeigt sich bislang in starker Form.

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