Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ein Dorf wehrt sich
Luftpistole-Bundesliga: Der SV Altheim-Waldhausen vor dem Heimwettkampf
ALTHEIM - Der SV Altheim-Waldhausen bestreitet an diesem Wochenende seinen Heimwettkampf in der Luftpistolen-Bundesliga. Die Mannschaft um Trainer Winfried Uhl trifft am Samstag, ab 19 Uhr auf Spitzenreiter ESV Weil am Rhein und am Sonntag, um 13 Uhr, auf den KKS Hambrücken. Außerdem in Altheim-Waldhausen dabei: der SV Murrhardt-Karnsberg, der SV Waldkirch und die SSG Dynamit Fürth, das Urgestein der Bundesliga.
Längst ist das „gallische Dorf“, zum Synonym für Orte geworden, die sich gegen ganz Große, Übermächtige wehren. Seien es die Handballer aus Balingen-Weilstetten, die sich selbst den Spitznamen „Gallier von der Alb“gegeben haben, zum einen ob ihrer Kampfkraft, zum anderen, weil sie sich über Jahre in der Handball-Bundesliga gegen erdrückende und finanziell potentere Konkurrenz erwehrten. Ein bisschen Gallien steckt auch noch im FußballBundesligisten SC Freiburg, der nicht nur auf der Trainerbank mit langjährigen Engagements gegen den Trend arbeitet. Und auch die Luftpistolenschützen des SV Altheim-Waldhausen in der 1. Bundesliga gehören in diese Reihe, wenn auch (nicht nur finanziell) viele Nummern kleiner als die Breisgau-Brasilianer aus dem Schwarzwald.
Der SV Altheim-Waldhausen schaffte viermal seit 2006 den Aufstieg in die höchste deutsche Schießklasse, seit 2015 gehören Holger Haile und Co. ununterbrochen zu den 24 besten Mannschaften Deutschlands in der zweigeteilten Bel Etage der deutschen Luftpistolenschützen. Der rund 200 Mitglieder starke Verein kann sich aber bei weitem nicht mit den großen Vereinen der Liga messen, die - wie München oder auch Dynamit Fürth - über ganz andere finanzielle Mittel verfügen. Und so gelte es, da sind sich die Schützen um Holger Haile, Günther Schwarz und Christian Morar - allesamt Mehrfachstarter bei deutschen Meisterschaften - einig, den Teamgeist dem schnöden Mammon entgegenzusetzen. „Natürlich war der Auftakt sehr wichtig. Zum ersten Mal überhaupt seit wir in der Bundesliga schießen, haben wir den TSV Ötlingen besiegt“, sagt Trainer Winfried Uhl, der am Mittwoch das Abschlusstraining leitete. Dabei versuchte er seinen Schützen die positiven Momente der vorangegangenen Wochen ins Gedächtnis zurückzurufen, sie mental einzustimmen. Auch Christian Morar, der wohl am Wochenende zum Einsatz kommen wird, sagt: „Wir haben eine super Saisonvorbereitung hinter uns. Wir haben sehr viel Basics gemacht, Technik, Hand-Augen-Koordination. Wo ist dein Auge? Was macht die Hand? Das war super“, erklärt der Fußballfan.
Olympiasiegerin kommt
An diesem Wochenende warten zwei schwere Aufgaben auf den 1964 gegründeten SV Altheim-Waldhausen. Am Samstag (19 Uhr) geht es gegen den derzeit noch ungeschlagenen Spitzenreiter ESV Weil am Rhein, am Sonntag gegen den KKS Hambrücken. Weil am Rhein gilt ebenfalls als homogene Truppe mit dem ehemaligen Europameister der Pistolenschützen Michael Schwald an der Spitze sowie dem tschechischen Meister Pavel Svetlik und dem französischen Meister Sylvain Garconnot. Der KKS Hambrücken kommt mit dem mehrfachen Medaillengewinner bei deutschen Meisterschaften, dem gerade mal 19 Jahre alten Jonathan Mader und Patrick Göpferich, den Altheimern noch bestens in Erinnerung. Vor vier Jahren besiegte Informatikstudent Philipp Wetzel seinen Kontrahenten Patrick Göpferich, obwohl dieser seine erste Zehnerserie mit 97 Ringen abgeschlossen hatte. Der wohl entscheidende Punkt beim 3:2-Erfolg, als außer dem mehrfachen Schweizermeister Wetzel noch Andreas Riedener und Holger Haile punkteten. Es könnte also gut sein, dass es erneut zum Duell zwischen dem Deutsch-Schweizer Wetzel - er hat beide Staatsangehörigkeiten - und Göpferich kommt. Darüber entscheidet letztendlich die Schnittliste der gemeldeten Schützen. Der beste Schütze wird an eins gesetzt, der zweitbeste an Position zwei und so weiter.
Neben dem Gastgeber AltheimWaldhausen, dem KKS Hambrücken und dem ESV Weil am Rhein kommen der SV Murrhardt-Karnsberg, der SV Waldkirch und die SSG Dynamit Fürth nach Altheim-Waldhausen - allesamt mit Spitzenpersonal in die Bogensporthalle nach AltheimWaldhausen. So hat der SV Waldkirch (bei Burgau) Olympiasiegerin Anna Korakaki im Gepäck. Die 22 Jahre alte Griechin aus Thessaloniki - so hübsch wie zielsicher - gewann in Rio de Janeiro Gold mit der Sportpistole (25 Meter) und Bronze mit der Luftpistole (10 Meter) und hat als Bestleistung 388 Ringe (Schnitt: 386,5) zu Buche stehen. Der SV Murrhardt-Karnsberg reist mit Jason Turner an. Der US-Amerikaner gewann bei den Spielen von Peking 2008 Bronze mit der Luftpistole, ist also quasi einer der Vorgänger Korakakis. Und die SSG Dynamit Fürth kommt gleich mit einer ganzen olympischen Armada nach Oberschwaben. Der Verein, der vom in Fürth ansässigen Munitionshersteller RUAG unterstützt wird (früher: „Dynamit Nobel“) hat geballte Frauenpower in seinen Reihen: WM-/ EM-Schützin Sandra Reitz (Bestleistung: 390 Ringe), Olympia-, WMund EM-Starterin Claudia Verdicchio-Krause (387), Heidi Diethelm Gerber, Olympia-Bronzemedaillengwinnerin 2016 (Sportpistole), Weltcupsiegerin und Europameisterin Heidi Diethelm Gerber und Kathrin Pfundstein.
Sa., 27. Okt., 11 Uhr: Hallenöffnung; bis 13 Uhr Waffenkontrolle; 13.30 Uhr: Training MurrhardtKarnsberg und Waldkirch; 13.40 Uhr: Training Fürth/Hambrücken; 14.20 Uhr: Training Altheim/Weil; 16 Uhr: SV Murrhardt-Karnsberg SV Waldkirch, 17.30 Uhr: SSG Dynamit Fürth - KKS Hambrücken, 19 Uhr: SV Altheim-Waldhausen. So., 28. Okt., 8 Uhr: Hallenöffnung; jeweils 1/4 Stunde vor Wettkampfbeginn: Probeschießen; 10 Uhr: SV Waldkirch - SSG Dynamit Fürth, 11.30 Uhr: ESV Weil am Rhein - SV Murrhardt-Karnsberg; 13 Uhr: SV Altheim-Waldhausen KKS Hambrücken. Parallelwettkampf in Peiting: Ötlingen - Ludwigsburg (Sa., 16 Uhr), Waldenburg - München (Sa., 17.30 Uhr), Peiting - KehlheimGmünd (Sa., 19 Uhr); Kehlheim München (So., 10 Uhr), Ötlingen Waldenburg (So., 11.30 Uhr), Peiting - Ludwigsburg (So., 13 Uhr).