Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Miro Nemec erzählt und rockt die Mühle
Tatortstar gastiert mit seiner Jugendband und liest aus seiner Autobiografie
Tatortstar gastiert mit seiner Jugendband und liest aus seiner Autobiografie.
WIMSEN - Schon zum dritten Mal war Miro Nemec alias Ivo Batic, Kommissar aus der TV-Serie „Tatort“, in der Kulturmühle. Das besondere am vergangenen Samstag, Nemec machte nicht nur Musik, er las auch aus seiner Autobiografie. Eine Mischung, die Kurator Didi Schrade ein rappelvolles Haus bescherte, und den Gästen aufs Beste gefallen hat.
Spielten bei den anderen beiden Auftritten die Profimusiker der Miro-Nemec-Band, war nun die Formation Asphyxia am Start. Dies ist Miros Jugendband, die von 1969 bis 1972, neben dem Studium, Rockmusik machte. Dann war lange Zeit „tote Hose“mit Asphyxia, bis die Gruppe 1990 wieder zusammenfand und seither jährlich fünf bis sechs Gigs gibt.
Didi Schrade kündigte Nemec an, bemerkte noch, dass dies 2018 die letzte Veranstaltung in der Kulturmühle ist und dann springt der Tatortkommissar leichtfüßig auf die Bühne. Das Büchlein mit seiner Autobiographie in der Hand, begrüßt er sein Publikum und beginnt gleich zu erzählen. 2011 kam Horst Wörner vom Gerhard Hess Verlag in Bad Schussenried auf ihn zu, mit dem Ansinnen seine Biographie zu verlegen. Miro meinte zwar dafür, mit 57, noch zu jung zu sein, stand aber Rede und Antwort in einer Interviewreihe. Nach einigen Umwegen entstand dann das Buch „Miroslav – Jugoslav“– der Nemec hinter dem Batic. Aus diesem liest er und plaudert Familiengeschichten und Anekdoten. Seinem lockeren fast süffisantem Stil hört man gerne zu.
Zwischendurch stellt er sich hinters E-Piano. Da gibt es erst den Rio Reiser-Titel „Unten am Ufer“und dann lässt Miro noch den Joe Cocker mit dem Beatlessong „With a little help from my friends“raus. Die Asphyxia-Mitglieder, allesamt Freizeitmusiker, haben es echt drauf. Fast unscheinbar und versteckt hinter den Drums gibt Mirco den andern den Takt präzise vor. Auch Gerhard am E-Bass macht das souverän. Tina ist nicht nur als zweite Pianistin voll fit, vor allem ihre Stimme geht stark in Richtung der Namenskollegin: Frau Turner.
Dann wird gerockt, dass es fetzt
Wieder im Biographieteil beleuchtet Nemec seine Sturm- und Drangzeit, sowie die Jahre des Studiums, welches letztlich mit viel Liebeskummer endete. Dabei lässt er Weisheiten, Aphorismen und Gedichte von Ernst Jandl in einer sehr amüsanten Mischung über den Lesetisch purzeln.
Nach dem kroatischen Volkslied „Röste mir Kaffee, Liebste“geht es nahtlos weiter mit dem Pink Floyd Megahit „Another Brick In The Wall“. Dann zu „Born To Be Wild“von Steppenwolf. Ja, was soll man sagen, die haben’s einfach aus Urzeiten voll drauf und selbst riesen Spaß am Mucke machen.
Bei der nächsten Musikrunde folgen auf Andre Hellers „Wann i stirb“, leicht verrockt, Joe Cockers „Delta Lady“und „After Midnight“. Hierbei zeigen Armin und Kevin, dass sie mit ihren Gitarren verdammt gut Clapton können. Anschließend spielen die Sechs „Locomotive Breath“von Jethro Tull – und das geht auch ohne Querflöte. Miro singt den Percy Sledge-Hit „When A Man Loves A Woman“, aber auf bayrisch. Und das mit soviel Schmäh und Feeling, dass auch die sprödeste Frau dahinschmelzen würde. Die Mühle steht und es gibt noch eine halbe Stunde Zugaben. Auch Stonesfan Didi Schrade bekommt noch sein Betthupferl: Brown Sugar.
Der Abend bot tolle Musik mit Freunden und schelmische Geschichten für Fans und solche, die es sicher werden. Eine wahrlich unterhaltsame und köstliche Mischung. „Pfia di Miro – bis zum nächsten Mal in der Kulturmühle Wimsen.“