Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die Früchte ernten, neue Projekte anstoßen
Wird er am 4. November als Buchaus Bürgermeister wiedergewählt, steht für Peter Diesch die dritte Amtszeit an
BAD BUCHAU - Ein Kandidatenporträt über Peter Diesch ist zwangsläufig eine schwierige Angelegenheit. Kann man – muss man? – jemanden vorstellen, der schon seit 16 Jahren als Bad Buchaus Bürgermeister die Geschicke der Stadt lenkt? Der zudem in Bad Buchau aufgewachsen ist? Auf seine Bekanntheit, auch seine Erfahrung, kann der Amtsinhaber in seinem Wahlkampf setzen. Wer ihn wähle, wisse genau, was ihn erwarte, sagt Diesch.
Doch auch Peter Diesch weiß nach zwei Amtszeiten genau, auf was er sich mit einer weiteren Kandidatur einlässt. Frisch im Amt habe er die Erfahrung gemacht, wie er bei den älteren Bürgern seinen Namen verloren habe: Aus dem Herr Diesch wurde der Herr Bürgermeister, wie das auf dem Land eben so ist. Amt und Person fallen zusammen. „Ich habe mein Amt so verstanden, dass ich immer im Wahlkampf bin. Ich habe es immer ernst genommen“, sagt Diesch über sich.
Am 4. November wolle er sich nun erneut für das Bürgermeisteramt zur Verfügung stellen, „weil der Beruf trotz allem zu 95 Prozent Spaß macht und sehr abwechslungsreich ist“. Auch wenn die restlichen fünf Prozent es einem zuweilen verleiden könnten, wie er einräumt. Als gebürtiger Buchauer ist Diesch, der mittlerweile in Oggelshausen wohnt, mit dem halben Ort per Du. Das habe Vorteile, weil er die Zusammenhänge, die Verbindungen und Verflechtungen genau kenne. Aber es bringe auch Nachteile mit sich. „Vor acht Jahren habe ich gemerkt, wie verwundbar es einen macht“, deutet der Vater dreier Kinder an.
Die Affäre um seinen Onkel mit all seinen Folgen, den Anschuldigungen, Unterstellungen und den Unfrieden im Gemeinderat, bezeichnet er als die schwierigste Zeit seiner bisherigen Amtszeit. Fehler in der Sache habe er keinen gemacht, eine mögliche Befangenheit sogar mit dem Kommunalamt abgeklärt, blickt Diesch heute zurück; dennoch räumt er ein, dass er den Fall besser in andere Hände übergeben hätte. „Ich bin seither sensibler, was das Thema Befangenheit betrifft“, sagt Diesch über sich. Von der „unguten Sache“seien Narben zurückgeblieben – und die Befürchtung, dass nun, vor seiner erneuten Kandidatur, „wieder irgendjemand etwas inszeniert“.
Nach 16 Jahren im Amt sei man aber auch in der angenehmen Lage, „die ersten Früchte ernten zu können“. Zufrieden sei er etwa über die steigenden Geburten- und Einwohnerzahlen. „Es wäre natürlich vermessen, das allein auf die letzten 16 Jahre zurückzuführen. Aber es ist immerhin gelungen, die Situation in einer Stadt, die in allen Prognosen damals als ,sterbend’ bezeichnet wurde, umzudrehen.“Fakt sei, dass die Einwohnerzahl in seiner Amtszeit von 3800 auf 4200 gestiegen sei – und das liege nicht nur an Flüchtlingen und Zugezogenen, sondern stehe auch in Zusammenhang mit der Erschließung neuer Baugebiete und der „tollen Resonanz“auf das erweiterte Kinderbetreuungsangebot.
Als stabil bezeichnet der gelernte Betriebswirt und Touristiker, der immer wieder auch als Aushilfsbusfahrer im Unternehmen seines Bruders einspringt, auch die touristischen Zahlen. Der Tagestourismus entwickle sich gut, die Anzahl der Übernachtungen sei immerhin solide. Verbessert habe sich das Stadtbild, durch schrittweise umgesetzte Straßensanierungen und vor allem durch die Neubebauung des Götzburgareals, einst das „Sorgenprojekt“der Stadt. Eine spannende Entwicklung verspricht sich Diesch von der Neugestaltung des Schlossplatzes und dem Bau des neuen Pflegeheims – zwei Projekte, die von der Moorheilbad Buchau gGmbH vorangetrieben werden. Wenn es um die Stadtentwicklung geht, stehen Bad Buchau starke Partner zur Seite – doch bleibt da überhaupt genügend Raum für eigenes Wirken? Natürlich habe die Stadt bei diesen Vorhaben nur die Rolle des „Juniorpartners“, räumt Diesch ein. „Aber Moorbad und Schlossklinik sind ein Kind der Stadt.“Ein Drittel der Anteile befinde sich in städtischer Hand. „Und wir können froh sein, da Buchau nicht so finanzstark ist, in dem Maße die Stadtentwicklung voranzutreiben.“
Doch auch Diesch schweben noch einige Projekte vor. Sollte der 58-Jährige am 4. November wiedergewählt werden, steht wohl seine letzte Amtszeit an. Zu den anstehenden Aufgaben gehört unter anderem die Entwicklung des Tourismuskonzepts, für das gleich im November eine Initiativgruppe aus Vertretern von Gemeinderat und Verwaltung den weiteren Fahrplan abstecken wird. Dabei soll es wohl auch um Dieschs „Vision“gehen: eine Erlebniswelt Federsee. „Das wäre ein Meilenstein für Bad Buchaus Tourismus.“
„Ich habe mein Amt so verstanden, dass ich immer im Wahlkampf bin.“Bürgermeister Peter Diesch
Die „Schwäbische Zeitung“stellt die beiden Bewerber der Bad Buchauer Bürgermeisterwahl in Einzelporträts vor. Wir haben sie außerdem um die Beantwortung eines Fragenkatalogs gebeten. Nach dem Amtsinhaber Bürgermeister Peter Diesch geht es in der nächsten Ausgabe um seine Herausforderin Alice Acker.