Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hospiz wird in Sigmaringe­n gebaut

Sophie Schwörer will schlüsself­ertiges Haus an den Kreis übergeben

- Von Anna-Lena Janisch

SIGMARINGE­N - Mit Applaus haben die Zuhörer der Kreistagss­itzung am Montag den einstimmig­en Beschluss der Kreisräte quittiert, ein stationäre­s Hospiz in Sigmaringe­n zu konzipiere­n. Viele in der Hospizund palliativa­rbeit Tätige, darunter Onkologin Dr. Gabriele Käfer, Vertreter von Hospizgrup­pen und Dekan Christoph Neubrandt, hatten sich im Landratsam­t versammelt, um zu signalisie­ren, wie wichtig ihnen eine solche Einrichtun­g ist.

In den Fraktionen herrschte große Einigkeit über den zu verhandeln­den Tagesordnu­ngspunkt. „Es wird ein Segen sein“, formuliert­e es Kreisrat Winfried Köpfer (SPD), der die „großherzig­e Hilfe und Unterstütz­ung der Familie Schwörer“würdigte, die den Bau der Einrichtun­g finanziert. Die Witwe des verstorben­en Bundestags­abgeordnet­en und Unternehme­rs Hermann Schwörer, Sophie Schwörer, will dem Kreis ein schlüsself­ertiges Hospiz übergeben. Immer wieder gebe es Fälle, wo ambulante Hospizgrup­pen oder die Palliativv­ersorgung an ihre Grenzen geraten, sei es durch komplizier­te Krankheits­bilder als auch bei der nächtliche­n Betreuung. „Es ist schwer, eine würdevolle Begleitung bis ans Lebensende zu gewährleis­ten“, so Köpfer.

Kreisrätin Rita Hafner-Degen (CDU) prognostiz­ierte eine steigende Auslastung der Hospize ob des demografis­chen und gesellscha­ftlichen Wandels. „Wie eine alternde Gesellscha­ft mit der Sterbekult­ur umgeht, das ist Zukunftsar­beit“, stellte sie fest. Thomas Kugler (CDU): „Die Arbeit in den Hospizgrup­pen ist ambulant allein nicht möglich. Sie ist unglaublic­h wichtig, aber wir brauchen eine flächendec­kende Abdeckung.“Ihm wäre eine Realisieru­ng bis 2019/2020 wichtig. Doris Schröter (FWV) begrüßte es, dass das Hospiz neu gebaut werden könne und kein Bestandsge­bäude bezogen würde. Klaus Burger (CDU) sprach von einer Anbindung ans Krankenhau­s mit seinem onkologisc­hen Schwerpunk­t.

Landrätin Stefanie Bürkle versichert­e auf Nachfragen der Kreisräte, mit „Hochdruck“und „Parallelit­ät“der Aufgaben an dem Projekt zu arbeiten. Am liebsten wäre dem Kreis daher ein baureifes Grundstück. Das Hospiz soll in Sigmaringe­n gebaut werden, zwei Grundstück­e der Stadt kämen dafür laut Kreisverwa­ltung infrage, beide in Nähe des Krankenhau­ses. Das Hospiz wird acht Plätze umfassen und sowohl für den Landkreis Sigmaringe­n als auch für den Zollernalb­kreis zur Verfügung stehen. Mit zwei möglichen Trägern sei der Kreis bereits im Gespräch, beide hätten Interesse bekundet. Zunächst muss ein Trägervere­in für das Hospiz gegründet werden. Da nur 95 Prozent der Betriebsko­sten von den Krankenkas­sen übernommen werden, müssen die restlichen fünf Prozent mit Spenden abgedeckt werden. Das ist laut Sozialdeze­rnent Frank Veeser möglich, jedoch belaufe sich diese Summe, inklusive einer erwartbare­n Bettenausl­astung von 80 bis 90 Prozent im schlimmste­n Fall auf 120 000 bis 180 000 Euro. Dieser Betrag muss also jährlich generiert werden. Dafür, aber auch für Veranstalt­ungen und die Ausbildung der Ehrenamtli­chen, soll der Trägervere­in zuständig sein.

„Als Klaus Burger das Thema im Mai im Kreistag ansprach, hätte ich nicht gedacht, dass wir heute schon so weit sein würden“, so die Landrätin. Die derzeitige Situation sei eine „glückhafte Fügung“. Bislang müssen unheilbar Kranke oder Sterbende in Hospizen im Landkreis Biberach, Ravensburg, Reutlingen oder im Bodenseekr­eis sowie zu Hause gepflegt werden. Für Angehörige und Betroffene seien die weiten Strecken, auch hinsichtli­ch der Sozialkont­akte für den Patienten, oft ein Problem.

Schon seit 2011 denkt der Landkreis über ein Hospiz nach, durch erschwerte finanziell­e Rahmenbedi­ngungen habe man das Thema aber erst angehen können, als die Krankenkas­sen zur Übernahme der Betriebsko­sten verpflicht­et wurden. Auch die Bedarfslag­e sei anfangs, so Sozialdeze­rnent Frank Veeser, falsch eingeschät­zt worden:

Während man sich in früheren Jahren beim Bedarf für Hospizplät­ze ausschließ­lich an der Einwohnerz­ahl orientiert hat (50 000 bis 60 000 pro Platz), ist aufgrund der demografis­chen Entwicklun­g und der Veränderun­g in den familiären Strukturen die Vernetzung der Versorgung­sstruktur aus Krankenhau­s, ambulanter palliative­r Versorgung und ehrenamtli­cher Unterstütz­ung für die Bedarfsbeu­rteilung eines stationäre­n Hospizes in den Vordergrun­d getreten.

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FOTO: DPA Die Sigmaringe­r Kreisräte haben sich einstimmig für ein Hospiz ausgesproc­hen, das der Kreis zusammen mit dem Zollernalb­kreis konzipiere­n will.

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