Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Die CDU braucht einen Neuanfang“
CDU-Verbände der Region bewerten Wahlkampf um Parteispitze positiv
RIEDLINGEN/KREIS - Die CDU macht es derzeit spannend: Nach Jahren der Kontinuität, kommt es zu einer echten Wahl um die Nachfolge von Angela Merkel an der Parteispitze. Von CDU-Mitgliedern der Region wird sowohl der Rückzug Merkel begrüßt als auch, dass drei ernsthafte Kandidaten zur Wahl stehen, wie die Nachfrage bei ein paar Vertretern ergab. Dabei genießt derzeit bei den Befragten Friedrich Merz die meisten Sympathien.
Josef Knoll, CDU-Gemeindeverband Bad Buchau-Federsee,
Vorstandsmitglied im
hält den KandidaturVerzicht von Angela Merkel als Parteivorsitzende nicht nur richtig, sondern für überfällig. „Der Schritt ist ein bisschen spät gekommen, der hätte schon vor der Hessenwahl kommen müssen“, sagt er. Und aus seiner Sicht hätte Horst Seehofer gleich mitziehen müssen. Zwar findet er es richtig, wenn Merkel als Kanzlerin die Legislaturperiode durchzieht, aber „die CDU braucht einen Neubeginn“, ist der Bad Buchauer überzeugt. Und aus seiner Sicht wäre dafür Friedrich Merz der richtige Mann. Dessen Kandidatur hat ihn „angenehm überrascht“. Derzeit werde diese Wahl unter den CDU-Mitgliedern noch nicht intensiv diskutiert. Aber das komme sicher noch, wenn die Wahl näher rückt, glaubt Knoll.
Der
CDU-Stadtverbandsvorsitzende in Riedlingen, Ulrich Ott,
kann einem Wechsel an der Parteispitze einiges abgewinnen. Grundsätzlich stehe er hinter der Politik von Angela Merkel, die als Bundeskanzlerin viel erreicht habe und international großes Ansehen genieße. Aber auch innerhalb der CDU habe es immer wieder Diskussionen gegeben, ob die CDU noch auf dem richtigen Weg ist – auch bei Themen, die die AfD stark gemacht haben. Da sei auch über die Personalie Merkel diskutiert worden. „Es ist durchgeschimmert, dass sie nicht mehr unangreifbar war“, so Ott.
Merkel habe mit der Ankündigung des Wahlverzichts den Weg für einen Neuanfang freigemacht – vielleicht auch aus der Erfahrung mit Helmut Kohl, als zu lange an diesem festgehalten wurde. Diesen Fehler wollte man nicht wieder machen.
Ott steht dem parteiinternen Wahlkampf positiv gegenüber. „Ich sehe eine echte Wahl positiver, als wenn diese nur von einem kleinen Gremium abgekartet wird. Und sein Favorit? „Aus dem Bauch heraus gefällt mir Herr Merz recht gut.“Aber über die anderen Kandidaten will er sich noch mehr informieren. Die Volkspartei CDU muss ihr Profil aus seiner Sicht ebenso schärfen wie die andere „Volkspartei“der Großen Koalition, die SPD. Und: „Wenn das mit den internen Querelen in der Koalition so weitergeht, werden wir nicht mehr Zuspruch erhalten“, so Ott.
„Ein Neuanfang muss kommen“, sagt der
CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger.
Ein „Weiter so“war auch angesichts der Umfragewerte im Bund nicht möglich. Der Schritt von Angela Merkel war für ihn nach der Hessenwahl „gut und ehrlich“. „Ein Wahlkampf mit drei ernstzunehmenden Kandidaten tut der CDU gut“, sagt Dörflinger. „Es gibt endlich Wettbewerb.“Nun könne man auch über Inhalte sprechen, dann können die Delegierten entscheiden, in welche Richtung es geht. Auch Dörflinger schätzt Friedrich Merz sehr, auch wenn er nicht mehr mit ihm gerechnet habe. Bereits in den vergangenen Jahren hätte er sich ein Eingreifen von Merz gewünscht. „Sein Wissen und seine Einflussnahme wären wichtig gewesen“.
Dörflinger wirbt dafür, dass die CDU-Mitglieder mehr mitgenommen werden. Daher spricht er sich auch Regionalkonferenzen vor der Wahl des Parteivorsitzenden aus (siehe Kasten): „Das ist eine weitreichende Entscheidung“, sagt der Abgeordnete. Denn mit der Wahl könnte auch der nächste Spitzenkandidat für die Bundestagswahl gekürt werden. Von daher hält er es für wichtig, „dass sich die Leute ein Bild machen“. Das Rennen ist aus seiner Sicht offen; er rechnet aber mit einem Zweikampf zwischen Merz und Annegret KrampKarrenbauer. Doch viele Delegierte seien noch unentschlossen, entscheidend sei die Stimmung auf dem Parteitag.
Auch
Klaus Bogenrieder CDU-Gemeindeverband Uttenweiler,
vom
begrüßt ein Wechsel an der Parteispitze. „Das war überfälllig.“Ein Wechsel „ist belebend für die CDU“. Und der Dreikampf der ernstzunehmenden Kandidaten zeigt für ihn vor allem eines: Dass die Volkspartei CDU neben der Kanzlerin noch weitere gute Kandidaten hat, die die Breite der Partei darstellen. Auch er hat einen Favoriten: Friedrich Merz. „Er ist ein brillanter Kopf“, so Bogenrieder. Seine derzeitige berufliche Tätigkeit könnte ihm Schwierigkeiten machen und mit 61 Jahren sei er nicht mehr jung, aber: Von der Befähigung, von den Wertvorstellungen und Einstellungen wäre er richtig.
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