Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Die CDU braucht einen Neuanfang“

CDU-Verbände der Region bewerten Wahlkampf um Parteispit­ze positiv

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN/KREIS - Die CDU macht es derzeit spannend: Nach Jahren der Kontinuitä­t, kommt es zu einer echten Wahl um die Nachfolge von Angela Merkel an der Parteispit­ze. Von CDU-Mitglieder­n der Region wird sowohl der Rückzug Merkel begrüßt als auch, dass drei ernsthafte Kandidaten zur Wahl stehen, wie die Nachfrage bei ein paar Vertretern ergab. Dabei genießt derzeit bei den Befragten Friedrich Merz die meisten Sympathien.

Josef Knoll, CDU-Gemeindeve­rband Bad Buchau-Federsee,

Vorstandsm­itglied im

hält den Kandidatur­Verzicht von Angela Merkel als Parteivors­itzende nicht nur richtig, sondern für überfällig. „Der Schritt ist ein bisschen spät gekommen, der hätte schon vor der Hessenwahl kommen müssen“, sagt er. Und aus seiner Sicht hätte Horst Seehofer gleich mitziehen müssen. Zwar findet er es richtig, wenn Merkel als Kanzlerin die Legislatur­periode durchzieht, aber „die CDU braucht einen Neubeginn“, ist der Bad Buchauer überzeugt. Und aus seiner Sicht wäre dafür Friedrich Merz der richtige Mann. Dessen Kandidatur hat ihn „angenehm überrascht“. Derzeit werde diese Wahl unter den CDU-Mitglieder­n noch nicht intensiv diskutiert. Aber das komme sicher noch, wenn die Wahl näher rückt, glaubt Knoll.

Der

CDU-Stadtverba­ndsvorsitz­ende in Riedlingen, Ulrich Ott,

kann einem Wechsel an der Parteispit­ze einiges abgewinnen. Grundsätzl­ich stehe er hinter der Politik von Angela Merkel, die als Bundeskanz­lerin viel erreicht habe und internatio­nal großes Ansehen genieße. Aber auch innerhalb der CDU habe es immer wieder Diskussion­en gegeben, ob die CDU noch auf dem richtigen Weg ist – auch bei Themen, die die AfD stark gemacht haben. Da sei auch über die Personalie Merkel diskutiert worden. „Es ist durchgesch­immert, dass sie nicht mehr unangreifb­ar war“, so Ott.

Merkel habe mit der Ankündigun­g des Wahlverzic­hts den Weg für einen Neuanfang freigemach­t – vielleicht auch aus der Erfahrung mit Helmut Kohl, als zu lange an diesem festgehalt­en wurde. Diesen Fehler wollte man nicht wieder machen.

Ott steht dem parteiinte­rnen Wahlkampf positiv gegenüber. „Ich sehe eine echte Wahl positiver, als wenn diese nur von einem kleinen Gremium abgekartet wird. Und sein Favorit? „Aus dem Bauch heraus gefällt mir Herr Merz recht gut.“Aber über die anderen Kandidaten will er sich noch mehr informiere­n. Die Volksparte­i CDU muss ihr Profil aus seiner Sicht ebenso schärfen wie die andere „Volksparte­i“der Großen Koalition, die SPD. Und: „Wenn das mit den internen Querelen in der Koalition so weitergeht, werden wir nicht mehr Zuspruch erhalten“, so Ott.

„Ein Neuanfang muss kommen“, sagt der

CDU-Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger.

Ein „Weiter so“war auch angesichts der Umfragewer­te im Bund nicht möglich. Der Schritt von Angela Merkel war für ihn nach der Hessenwahl „gut und ehrlich“. „Ein Wahlkampf mit drei ernstzuneh­menden Kandidaten tut der CDU gut“, sagt Dörflinger. „Es gibt endlich Wettbewerb.“Nun könne man auch über Inhalte sprechen, dann können die Delegierte­n entscheide­n, in welche Richtung es geht. Auch Dörflinger schätzt Friedrich Merz sehr, auch wenn er nicht mehr mit ihm gerechnet habe. Bereits in den vergangene­n Jahren hätte er sich ein Eingreifen von Merz gewünscht. „Sein Wissen und seine Einflussna­hme wären wichtig gewesen“.

Dörflinger wirbt dafür, dass die CDU-Mitglieder mehr mitgenomme­n werden. Daher spricht er sich auch Regionalko­nferenzen vor der Wahl des Parteivors­itzenden aus (siehe Kasten): „Das ist eine weitreiche­nde Entscheidu­ng“, sagt der Abgeordnet­e. Denn mit der Wahl könnte auch der nächste Spitzenkan­didat für die Bundestags­wahl gekürt werden. Von daher hält er es für wichtig, „dass sich die Leute ein Bild machen“. Das Rennen ist aus seiner Sicht offen; er rechnet aber mit einem Zweikampf zwischen Merz und Annegret KrampKarre­nbauer. Doch viele Delegierte seien noch unentschlo­ssen, entscheide­nd sei die Stimmung auf dem Parteitag.

Auch

Klaus Bogenriede­r CDU-Gemeindeve­rband Uttenweile­r,

vom

begrüßt ein Wechsel an der Parteispit­ze. „Das war überfällli­g.“Ein Wechsel „ist belebend für die CDU“. Und der Dreikampf der ernstzuneh­menden Kandidaten zeigt für ihn vor allem eines: Dass die Volksparte­i CDU neben der Kanzlerin noch weitere gute Kandidaten hat, die die Breite der Partei darstellen. Auch er hat einen Favoriten: Friedrich Merz. „Er ist ein brillanter Kopf“, so Bogenriede­r. Seine derzeitige berufliche Tätigkeit könnte ihm Schwierigk­eiten machen und mit 61 Jahren sei er nicht mehr jung, aber: Von der Befähigung, von den Wertvorste­llungen und Einstellun­gen wäre er richtig.

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 ?? FOTO: DPA/GAMBARINI ?? Wer bestimmt künftig die Richtung in der CDU-Zentrale in Berlin? Darüber wird in der Union in den nächsten Wochen diskutiert. Die hiesigen CDU-Mitglieder begrüßen den Wechsel an der Spitze.
FOTO: DPA/GAMBARINI Wer bestimmt künftig die Richtung in der CDU-Zentrale in Berlin? Darüber wird in der Union in den nächsten Wochen diskutiert. Die hiesigen CDU-Mitglieder begrüßen den Wechsel an der Spitze.

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