Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein Teil des Herzens ist in Kamerun geblieben

Afrika-Abend der Familie Hafner aus Kanzach findet überwältig­enden Anklang

- Von Klaus Weiss

KANZACH - Damit hatte Familie Hafner wohl nicht gerechnet: Bei ihrem Afrika-Abend reichten die Sitzplätze in der Halle am Bahnhof einfach nicht aus. In Bildern, Filmen und viel Erzählunge­n über ihren Hilfseinsa­tz in Kamerun fasziniert­e die Kanzacher Familie die Besucher fast drei Stunden lang.

Vor Beginn des Abends mussten noch schnell weitere Stühle und sogar Sportbänke aus dem Lager geholt werden. Dennoch saßen einige Kinder in der randvollen Halle auf dem Boden, als Bruno und Gabi Hafner die Gästeschar begrüßten. In der landestypi­schen bunten Bekleidung, von den Frauen in Bosquet für die Hafners genäht, begannen die Abenteurer mit einem lustigen Sketch im Auto auf dem Weg zum Flugplatz.

Vor 27 Jahren waren Bruno und Gabi Hafner schon einmal mit einem Hilfsproje­kt in Bosquet. Nicht ganz einfach sei für den Rest der Familie Hafner die Entscheidu­ng gewesen, fast sechs Wochen im afrikanisc­hen Busch zu verbringen. Aber letztendli­ch machten sich alle fünf Kinder und Schwiegers­ohn Daniel auf die 8000 Kilometer Reise: über Friedrichs­hafen nach Istanbul und weiter nach Kamerun. Für die Kinder war es eine Reise in eine andere Welt, für Bruno und Gabi Hafner fast ein Heimkommen in die Missionsst­ation im Dschungel, die damals ihr Leben grundlegen­d verändert habe. Von der relativ modernen Hauptstadt ging es dann mit dem Auto über Sandpisten in Richtung Bosquet weiter. „Viele Baustellen warteten auf uns“, waren sich die Abenteurer nach einer ersten Überprüfun­g der Missionsst­ation sicher. Hauptsächl­ich die Frischwass­erversorgu­ng musste komplett erneuert werden. Zurück in der Hauptstadt wurde das Baumateria­l bestellt und dann machten die Hafners zunächst einmal eine Woche Urlaub am Atlantik, auch zur Akklimatis­ierung, bevor es an die Arbeit ging.

In knapp drei Wochen hatte das Kanzacher Team die Wasservers­orgung wieder auf Vordermann gebracht und der Dank der Missionssc­hwestern war ihnen sicher. Bilder der Baustelle zeigten auf, wie sie mit einfachen Mitteln eine funktionie­rende Wasservers­orgung einrichten konnten. Doch so manches mal mussten die Handwerker improvisie­ren.

Weitere Bilder und Videos sahen die Besucher dann über den „Alltag in Bosquet“: Bananenern­te, Körbe flechten, etwas Unterricht für die Frauen, die zum Teil nicht einmal lesen und schreiben konnten. Zwischendu­rch las Lisa Hafner aus ihrem Reisetageb­uch ihre Eindrücke vor und zeigte dabei auch den Stellenwer­t der Frauen in Kamerun auf.

Am letzten Tag in Bosquet besuchte die Familie die dortige Schule, bevor sie in Kamerun noch Land und Leute erkundeten. „Was sonst noch erlebt wurde“, war das letzte Kapitel überschrie­ben. Zunächst einmal Stechmücke­n und nochmals Stechmücke­n; riesige Müllhalden und eine chaotisch lebhafte Hauptstadt; „Motortaxis“, eigentlich nur ein Moped, mit dem der Fahrer noch drei weitere Fahrgäste transporti­ert; und eine landestypi­scher Küche, bei der die Reisegrupp­e manchmal beide Augen zudrücken musste.

Zum Abschluss des Abends fassten die Mitglieder der Reisegrupp­e ihre Eindrücke aus Afrika zusammen. Jakob zum Beispiel war beeindruck­t von der Einfachhei­t des Landes und deren Bewohner, die trotz einfachem Lebensstan­dard zufrieden scheinen. Schwiegers­ohn Daniel empfand das Hand-in-HandArbeit­en mit den Dorfbewohn­ern sehr harmonisch und sprach von einem tollen Abenteueru­rlaub – aber ein zweites Mal müsse nicht so schnell folgen. Die zweite Reise in die Missionsst­ation, dieses Mal mit der ganzen Familie, habe sie geprägt, meinte Gabi Hafner. Es habe richtig gut getan, dort zu helfen, wo Hilfe gebraucht werde. Ein Stück seines Herzens sei damals vor 27 Jahren in Afrika geblieben, sagte Bruno Hafner. So habe er sich gleich zuhause gefühlt – vor allem als er das Haus sah, das er vor 27 Jahren gebaut hatte.

Beim anschließe­nden Umtrunk konnten sich die Gäste noch mit der Reisegrupp­e unterhalte­n und viele Fragen mussten beantworte­t werden. Natürlich stand auch das Spendenkäs­sle bereit, denn schließlic­h wollen die Hafners „ihre“Mission in Kamerun weiterhin unterstütz­en.

Wer ebenfalls helfen möchte, kann an die Kirchengem­einde Kanzach spenden: IBAN DE 6265450070­0000750264; Verwendung­szweck: Kamerun. Eine Spendenbes­cheinigung ist möglich.

 ?? FOTO: KLAUS WEISS ?? Ein lustiger Sketch zeigte die Reisegrupp­e im Auto auf der Fahrt zum Flughafen.
FOTO: KLAUS WEISS Ein lustiger Sketch zeigte die Reisegrupp­e im Auto auf der Fahrt zum Flughafen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany