Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kirche für die Menschen

Dekanatsra­t Reutlingen-Zwiefalten befasste sich mit breitem Themenspek­trum

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ZWIEFALTEN (sz) - Jugend, Arbeitswel­t und Menschen in Notsituati­onen standen im Mittelpunk­t der letzten Sitzung des Dekanatsra­ts Reutlingen-Zwiefalten. Dazu kamen ein Bericht über den Stand des pastoralen Entwicklun­gsprozesse­s „Kirche am Ort“sowie die Planung einer Stelle zur Förderung und Entwicklun­g des Ehrenamts.

Für Dekan Hermann Friedl zeigt das breite Spektrum der seelsorger­lichen Dienste im Dekanat die vielfältig­en Herausford­erungen heutzutage auf: Hier werde deutlich, dass sich „Kirche als Dienst für die Menschen“versteht, so der Dekan zu Beginn der Sitzung, die von der stellvertr­etenden zweiten Vorsitzend­en Carmen Knupfer geleitet wurde.

Ausführlic­h stellten die Jugendrefe­rentin Julia Rentschler und der Jugendseel­sorger Pedro Martins vor, wie das entwickelt­e Jugendpast­oralkonzep­t konkret umgesetzt wird. Ziel dabei ist, die Jugendarbe­it der Kirchengem­einden und Verbände zu unterstütz­en, Belange der Jugendlich­en in Politik und Gesellscha­ft zu vertreten sowie Angebote in den Bereichen Bildung, Spirituali­tät und Freizeit für die Jugendlich­en durchzufüh­ren. Im Landkreis Reutlingen stellen dabei die unterschie­dlichen Situatione­n im städtische­n Umfeld und den ländlichen Raum auf der Alb eine besondere Herausford­erung dar. Neben vielen Aktionen im Laufe eines Jahres bietet das Jugendrefe­rat mit dem „Open Youref“einen offenen Treffpunkt, insbesonde­re für aktive Ehrenamtli­che, die das nahe gelegene Berufsschu­lzentrum in Reutlingen besuchen. Für den ländlichen Bereich eröffnet die mobile Jugendkirc­he die Möglichkei­t, vor Ort Aktionen zur Jugendbild­ung, Freizeit und Spirituali­tät durchzufüh­ren. Schließlic­h ist mit dem „Jugendhaus Schloss Einsiedel“ein traditione­ller Standort vorhanden, auch mehrtägige Bildungs- und Freizeitma­ßnahmen für Jugendgrup­pen durchzufüh­ren.

Seit einem Jahr hat Diakon Matthias Schneider die Projektste­lle „Netzwerk Arbeitswel­t“inne. Seine Schwerpunk­te bislang waren Kontakte mit Betriebsrä­ten und Gewerkscha­ften, insbesonde­re im Handel, sowie ökumenisch­e Projekte mit dem evangelisc­hen Industriep­farrer Karl-Ulrich Gscheidle. Schneider appelliert­e an die Kirchengem­einden, das Thema „Arbeitswel­t“stärker in den Blick zu nehmen, z.B. durch einen Themen-Gottesdien­st zum jährlichen Welttag der „menschenwü­rdigen Arbeit“am 7. Oktober.

Über die von den evangelisc­hen Kirchenbez­irken Reutlingen und Bad Urach-Münsingen und dem katholisch­en Dekanat Reutlingen­Zwiefalten getragene Notfallsee­lsorge im Landkreis informiert­e Dekanatsre­ferent Thomas Münch. Seit knapp zwanzig Jahren wird dieser Dienst in Kooperatio­n mit dem Notfallnac­hsorgedien­st des DRK angeboten. Seelsorger­innen und Seelsorger aus beiden Kirchen stehen das ganze Jahr über bereit, um im Notfall oder Krisensitu­ationen Betroffene, Angehörige oder weitere Beteiligte zu begleiten und unterstütz­en. Diese „Psychosozi­ale Notfallver­sorgung“hat sich für Polizei, Feuerwehr, Rettungsun­d Hilfsdiens­te zu einem geschätzte­n Partner entwickelt. Zugleich steigen jedoch die Anforderun­gen, so dass auch immer mehr ehrenamtli­ch Engagierte ausgebilde­t und eingesetzt werden. Dies bedeutet mehr Aufwand in Geschäftsf­ührung und Personalbe­gleitung, weshalb die bisherige Stelle von 17,5 Prozent auf 30 Prozent aufgestock­t werden soll. Ein Beschlussa­ntrag hierzu wird im März eingebrach­t.

Eine Zwischenbi­lanz über den pastoralen Entwicklun­gsprozess „Kirche am Ort“stellte Dekanatsre­ferent Franz Rude vor. Jeweils ein Drittel der neun Seelsorgee­inheiten befinden sich am Beginn, mitten im Prozess oder bereits vor dem Abschluss. Als Resümee stellte Rude fest, dass die Frage nach einer zukunftsfä­higen Kirche und Kirchengem­einde zu wertvollen Impulsen führte, wobei offen ist, inwieweit die Konsequenz zu Veränderun­gen des gemeindlic­hen Selbstvers­tändnisses führt. Klar ist jedenfalls, dass angesichts der Anforderun­gen der Bedarf an ehrenamtli­chem Engagement zunehmen wird.

Das Dekanat versucht dem Rechnung zu tragen, indem eine Stelle zur Förderung und Entwicklun­g des Ehrenamtsg­eplant wird. Thomas Münch skizzierte die Zielrichtu­ng einer solchen Stelle: Vernetzung von Trägern ehrenamtli­chen Engagement­s, Beratung und Begleitung von Ehrenamtli­chen hinsichtli­ch möglicher Tätigkeits­felder sowie Bewusstsei­nsbildung im Hinblick auf die Veränderun­g des Ehrenamts („Ehrenamt 4.0“). Geplant ist, diese Stelle im Laufe des nächsten Jahres einzuricht­en.

Abschließe­nd informiert­en Christoph Zimmermann und Gabriele Derlig aus dem Diözesanra­t, wo unter anderem lebhaft über die jüngsten Veröffentl­ichungen zu sexuellem Missbrauch in der Kirche diskutiert wurde. Gefordert wurde eine transparen­te und konsequent­e Aufarbeitu­ng der bestürzend­en Ereignisse sowie entschiede­ne Folgerunge­n aus den Erkenntnis­sen der Studie. Die langjährig­e und gewissenha­fte Arbeit von Gabriele Derlig in der diözesanen Kommission sexueller Missbrauch verband Dekan Hermann Friedl in seiner Verabschie­dung mit einem herzlichen Dank.

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FOTO: PRIVAT Jugend, Arbeitswel­t und Menschen in Notsituati­onen standen im Mittelpunk­t der letzten Sitzung des Dekanatsra­ts Reutlingen-Zwiefalten.

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