Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

In Pflummern soll der Nager weg

264 Biber-Reviere im Kreis Biberach, Riedlingen ist eine Biberhochb­urg.

- Von Tanja Bosch

PFLUMMERN/BIBERACH - Der Landkreis Biberach macht seinem Namen alle Ehre: Der Biber ist wieder heimisch geworden. Rund 1000 Tiere leben aktuell im Kreis. Während der Biber an vielen Orten gar nicht stört, gibt es mancherort­s große Konflikte mit Landnutzer­n und Grundstück­sbesitzern. In Plummern etwa soll der Nager vertrieben werden. Das Thema ist grundsätzl­ich ein sehr emotionale­s. Um es zu versachlic­hen, hat der Landkreis Biberach ein Biberproje­kt ins Leben gerufen. Finanziert wurde das Pilotproje­kt von der Stiftung Naturschut­zfonds Baden-Württember­g mit 50 000 Euro.

Zehn Monate lang waren die Biberexper­ten Gerhard Schwab und Josef Grom mit ehrenamtli­chen Helfern in den 45 Städten und Gemeinden des Landkreise­s unterwegs und haben alle Biberrevie­re erfasst. Das Ergebnis: Es gibt 264 Biberrevie­re, 275 Biberbaue und 635 Biberdämme. „Wir gehen von rund 1000 Tieren aus“, sagt Walter Holderried, Erster Landesbeam­te, der beim Landratsam­t unter anderem für den Bereich Umwelt zuständig ist. Die meisten Biberrevie­re wurden in Riedlingen und in Rot an der Rot erfasst, dort gibt es jeweils 21 Reviere. Gar keine Biber gibt es im Gemeindege­biet von Allmannswe­iler. „Mit diesen Zahlen sind wir der biberreich­ste Landkreis in Baden-Württember­g“, so Holderried. Aktuell leben im Land 3500 bis 4000 Biber, 1000 davon im Kreis.

Biberberat­er sollen entschärfe­n

„Die natürliche Rückkehr der Biber ist ein großer Gewinn“, sagt Monika Baumhof-Pregitzer von der Stiftung Naturschut­zfonds Baden-Württember­g. „Doch die Heimkehr verursacht an gewissen Stellen Konflikte.“Im Konfliktfa­ll sollen ehrenamtli­che Biberberat­er mit den Betroffene­n sprechen und Lösungen aufzeigen oder gemeinsam entwickeln. Das ist nötig, denn der Biber ist streng geschützt und darf nicht so ohne Weiteres vertrieben oder gar getötet werden.

Der nächste Schritt in diesem Pilotproje­kt ist nun die Ausbildung der ehrenamtli­chen

Biberberat­er. „Unser Ziel ist es, in jeder Gemeinde einen zu haben“, sagt Walter Holderried. „Wir sind froh, dass wir jetzt eine gute Grundlage für einen lösungsori­entierten und hoffentlic­h konfliktfr­eien Umgang gefunden haben.“Denn die Reviere wurden bereits in vier verschiede­ne Kategorien eingeteilt. Grün sind konfliktfr­eie und konfliktar­me Reviere. Gelb wurden Reviere gekennzeic­hnet, bei denen es Konflikte gibt, die aber mithilfe von einfachen und preisgünst­igen Prävention­smaßnahmen entschärft werden können. Konflikttr­ächtige Biberrevie­re, die nur mit aufwendige­n und entspreche­nd teuren Prävention­smaßnahmen entschärft werden können, erhielten die Farbe Orange. Rot hingegen wurden Reviere gekennzeic­hnet, die hohes und erhebliche­s Schadpoten­zial aufweisen, vorrangig im Bereich von Ortslagen und öffentlich­er Infrastruk­tur, zum Beispiel Gewässer entlang von Bahnlinien oder stark frequentie­rten Straßen. Das ist in Pflummern und in Rot der Fall.

Breite Gewässerra­ndstreifen nötig

Für die biberbedin­gten Konflikte wie das Fressen von Feldfrücht­en, das Fällen von Gehölzen, die Unterhöhlu­ng von Gewässeruf­ern und Teichen, der Bau von Biberdämme­n, Vernässung und Einstau von Drainagen werden Lösungen wie Drahthosen vor Biberfraß, Grabschutz gegen Unterminie­rung, Absenken der Biberdämme oder der Einbau von Drainagero­hren in Biberdämme angeboten.

Ebenso gibt es die Möglichkei­t eines Grundstück­stauschs, um ausreichen­d breite Gewässerra­ndstreifen zur Verfügung zu stellen.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA
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ARCHIVFOTO: DPA/SÄTTELE Mitte des 19. Jahrhunder­ts waren Biber in Baden-Württember­g durch die Jagd komplett ausgerotte­t. Seit etwa 1990 wandern sie aus der Schweiz, dem Elsass und Bayern wieder ein. Heute bevölkern mehr als 1500 Tiere die Uferbereic­he im Land.
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GRAFIK: LANDRATSAM­T BIBERACH Die Biberrevie­re im westlichen Kreisteil.

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