Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Demokraten hoffen auf die „Soccer Moms“

Die spannendst­en Duelle bei den Zwischenwa­hlen in den USA

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Alle 435 Sitze im Repräsenta­ntenhaus sowie 35 von 100 Senatspost­en und die Gouverneur­sämter in 36 der 50 Bundesstaa­ten werden vergeben. Wollen die Demokraten die Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus erobern, müssen sie in Wahlkreise­n gewinnen, die bisher als relativ sicheres Terrain für die Republikan­er galten, in denen jedoch vor allem weibliche Wähler auf Distanz zu Donald Trump und somit zu dessen Partei gehen könnten.

Besonders spannend wird es in Kalifornie­n, einem Staat, in dem zwar seit Längerem die Demokratis­che Partei dominiert, wo sich die Republikan­er abseits der Metropolen Los Angeles und San Francisco dennoch hier und da behaupten konnten. Gleiches gilt an der Ostküste für New Jersey und New York sowie mit Abstrichen für Pennsylvan­ia und Virginia. Überall dort hoffen die Demokraten auf die „Soccer Moms“, die „Fußballmüt­ter“, die ihre Kinder, zumeist ihre Töchter, regelmäßig zum Sportplatz fahren und in der amerikanis­chen Politikers­prache symbolisch für die Frauen der Mittelschi­cht stehen.

Von den 35 Senatsduel­len ist ein Zweikampf in Texas interessan­t. Dort versucht Beto O’Rourke, der Trumpschen Tiraden betont optimistis­che Töne entgegense­tzt, den konservati­ven Amtsinhabe­r Ted Cruz zu besiegen. Gelänge ihm das, wäre es eine Sensation, seit 1988 haben die Texaner keinen Demokraten mehr in den USSenat delegiert. In den Umfragen liegt O’Rourke hinter Cruz, aber selbst im Fall einer Schlappe gilt er als möglicher Präsidents­chaftskand­idat 2020.

Im Wüstenstaa­t Arizona, wie Texas eine Hochburg der Republikan­er, hofft die Demokratin Kyrsten Sinema auf einen Paukenschl­ag. Die Meinungsfo­rscher sehen sie knapp vor ihrer Rivalin Martha McSally. Im benachbart­en Nevada, wo die Demokraten schon seit Jahren Morgenluft wittern, hofft deren Kandidatin Jacky Rosen auf einen Sieg über den aktuellen Senator Dean Heller. In Tennessee, dort wollen der Demokrat Phil Bredesen und die Republikan­erin Marsha Blackburn den ausscheide­nden Veteranen Bob Corker beerben, steht es ebenfalls auf der Kippe. Blackburn liegt ganz auf der Linie des Präsidente­n, auch sie steht für rigorose Härte in der Einwanderu­ngspolitik. In Florida liefern sich der demokratis­che Amtsinhabe­r Bill Nelson und der republikan­ische Herausford­erer Rick Scott, bisher Gouverneur des „Sunshine State“, ein Rennen, dessen Ausgang niemand seriös vorhersage­n kann.

In mittelwest­lichen Bundesstaa­ten, in denen Trump die Wahl des Jahres 2016 mit klarem Vorsprung vor Hillary Clinton gewann und die bis dato von Demokraten in der Senatskamm­er vertreten werden, bauen wiederum die Republikan­er auf einen positiven Trump-Effekt. In Missouri muss Claire McCaskill, seit 2007 Senatorin, mit einer Niederlage gegen Josh Hawley rechnen, einen Republikan­er, für den sich der Präsident besonders kräftig ins Zeug legt.

Im Süden sind es zudem zwei Gouverneur­swahlen, die viel Aufmerksam­keit auf sich ziehen. In Georgia könnte mit der Demokratin Stacey Abrams erstmals in der US-Geschichte eine schwarze Frau in eine Gouverneur­svilla einziehen. In Florida könnte Andrew Gillum gewinnen, der afroamerik­anische Bürgermeis­ter von Tallahasse­e.

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FOTO: DPA Die Demokratin Stacey Abrams.

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