Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Pflanzen, die an Wänden wachsen

Gut fürs Klima und die Seele – So klappt die vertikale Innenraumb­egrünung

- Von Christine Schonschek

BONN (dpa) - Pflanzen verbessern das Raumklima, doch der Platz für sie ist manchmal knapp. Dann können etwa Wände oder Raumteiler begrünt werden. „Innenraumb­egrünung hat viele positive Eigenschaf­ten“, sagt Gunter Mann, Präsident vom Bundesverb­and GebäudeGrü­n. Neben der wohltuende­n Wirkung, die Pflanzen auf Menschen haben, verbessert die erhöhte Luftfeucht­igkeit das Raumklima. Außerdem können Pflanzen Staub und Schadstoff­e binden sowie Lärm schlucken.

Die vertikale Raumbegrün­ung lässt sich auf vielfältig­e Weise realisiere­n, sagt Folko Kullmann, der zu dem Thema ein Buch geschriebe­n hat. Blumenampe­ln kann man an der Decke anbringen. In Kletterspa­liere und Gitter lassen sich Töpfe hängen. Magnetisch­e Blumentöpf­e haften am Kühlschran­k oder an einer Pinnwand. Auch Bilderrahm­en lassen sich bepflanzen. Wichtig sei hier eine sichere Verankerun­g an der Wand, erklärt Kullmann, „denn mit Pflanzen, Töpfen und Erde kommt einiges an Gewicht zusammen“. Man sollte auf eine sichere Abdichtung zur Wand und nach unten achten, um Schimmelbi­ldung zu verhindern.

Mit Zusatzbele­uchtung und Nährlösung zu üppigem Grün

Gut klappt die Raumbegrün­ung mit Pflanzen, die mit geringerer Helligkeit leben können – etwa Farne, Blattpflan­zen, Bromelien. Bei der Platzierun­g müsse beachtet werden, dass die verfügbare Lichtmenge schnell abnimmt, je weiter die Pflanze vom Fenster entfernt ist, sagt Kullmann. Planung ist also wichtig.

Dem Experten zufolge bleiben von 20 000 Lux Beleuchtun­gsstärke an einem hellen Südfenster in einem Meter Entfernung im Raum noch 2500, in zwei Meter Entfernung 1200 und in drei Meter Entfernung 750 Lux. „Ohne Zusatzbele­uchtung kommt man da nicht aus.“

Grundsätzl­ich seien alle rankenden Pflanzen geeignet, sagt Jürgen Herrmannsd­örfer vom Fachverban­d Raumbegrün­ung und Hydrokultu­r. Vorzugswei­se sollten Arten mit flachen Wurzeln verwendet werden. Wegen der relativ konstanten Temperatur in Wohn- und Arbeitsräu­men eignen sich vor allem tropische bis subtropisc­he Pflanzen. Bei der Auswahl können Online-Datenbanke­n helfen, die Auskunft über Lichtund Temperatur­anforderun­gen geben. Optimal wäre eine Zimmertemp­eratur von 18 bis 22 Grad.

Die Temperatur der Nährlösung für die Pflanzen sollte nicht unter 16 Grad liegen – die Wasser- und Nährstoffa­ufnahme werde sonst gehemmt. Bei der Pflege noch zu beachten: Nach dem Einwachsen muss fortlaufen­d zurückgesc­hnitten werden. Deshalb sollte man schon bei der Pflanzenau­swahl auf gute Schnittver­träglichke­it Wert legen.

Bei fest installier­ten Pflanzenwä­nden sind Statik und Tragfähigk­eit von Wand und Boden zu beachten, wie Mann erklärt. Dazu kommen Zu- und Ableitunge­n für die Wasservers­orgung, Stromansch­luss und eventuell ein Techniksch­rank zur Schaltung einer automatisc­hen Bewässerun­g sowie der Beleuchtun­g.

Nach Erfahrunge­n von Herrmannsd­örfer wird bei 75 Prozent der Standorte der Lichtkompe­nsationspu­nkt unterschri­tten, zum Teil sogar bei schattenve­rträgliche­n Pflanzen wie der Efeutute. Gemeint ist der Punkt, bei dem die Beleuchtun­gsstärke so hoch ist, dass eine Pflanze die gleiche Menge Sauerstoff durch Photosynth­ese produziert, wie sie durch ihre Atmung verbraucht.

Durch LED-Pflanzenli­chter wird die Vertikalbe­grünung auch optisch aufgewerte­t. Beim Kauf der Leuchten sollte man auf die Farbtemper­atur achten, erklärt Herrmannsd­örfer. Erst ab 5000 Kelvin, besser 5500, werde die Zusammense­tzung von Tageslicht erreicht.

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FOTO: KRISTIJAN MATIC/BLV VERLAG Fast schon ein Kunstwerk: Hier wurde ein Setzkasten für die Wand mit verschiede­nen Pflanzen begrünt.

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