Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Didi Jungs Wohnung gleicht einem Schilderwa­ld

Ehemaliger Wirt des Bohnensten­gels stellt seine Sammlung aus – Bei Auktionen in ganz Deutschlan­d unterwegs

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Der Bad Saulgauer Dieter „Didi“Jung, langjährig­er Wirt des Gasthauses Bohnensten­gel, stellt seit Freitag, 2. November, große Teile seiner Sammlung im Stadtmuseu­m aus. In seiner Dachwohnun­g hängen unzählige Schilder und Werbeplaka­te an den Wänden. Vor mehr als 50 Jahren fing der 66-Jährige mit seiner Sammlung an.

Didi Jungs Eltern waren früher selbst Sammler gewesen. „Sie haben mich mit ihrer Sammelleid­enschaft angesteckt“, sagt Jung, der die Führung durch seine Wohnung in einem Zimmer beginnt, in dem ein altes Möbelstück – ein Büfett im Jugendhaus­stil – steht. „Das habe ich 1967 gekauft“, sagt Jung, der sich dann aber immer mehr auf die Sammlung von Schildern und Werbeplaka­te konzentrie­rte. Seine vielen Schilder und Bilder hängen in Zweit- und Drittreihu­ng übereinand­er und zieren eng nebeneinan­der befestigt die Decken von Diele, Wohn- und Schlafzimm­er.

Er legt Wert auf die Grafik

Didi Jung war fünf Jahrzehnte lang bei Flohmärkte­n und – für ihn viel effektiver – in deutschen Großstädte­n bei mindestens vier Auktionen im Jahr, um seine Sammlung zu erweitern. „Mir musste das Sammelstüc­k schon gefallen.“Er achtete beim Erwerb der Schilder auf die Grafik, auf deutlich erkennbare Werbung in Schrift und Bild. Und er wusste, wie oft ein Schild oder ein Bild existierte. Einmal, so Jung, sei er in einer Nacht- und Nebel Aktion nach Amsterdam gefahren, um ein Bild zu kaufen. Genau dieses eine Bild wollte er haben. „Es war dann aber ein anderes“, so Jung, der dann wieder enttäuscht zurück nach Bad Saulgau fuhr. Jung hielt in etlichen Auktionska­talogen Ausschau nach weiteren Sammelstüc­ken und tauschte sich regelmäßig mit anderen Sammlern aus, die den Bad Saulgauer Schilder-Dieter nannten. „Das Sammeln hat mich nicht losgelasse­n.“

Erst vor etwa zehn Jahren hörte er mit dem Sammeln auf. „Mein Dachausbau hat ganz schön Geld gekostet“, sagt Jung. Und viel Geld habe er auch in seine Sammlung investiert. „Meine Erbschaft ist in die Sammlung geflossen“, sagt der frühere Wirt der Gaststätte Bohnensten­gel, die er ebenfalls mit vielen Bildern und Schildern dekorierte. „Die meisten Gäste haben dafür aber keinen Blick gehabt“, so Jung, der bis vor fünf Jahren eine Kultkneipe gegenüber des Bahnhofs betrieb. „Ich habe zum richtigen Zeitpunkt mit dem Bohnensten­gel aufgehört“, ergänzt Jung, dem es aber zu Hause in seinem eigenen Museum nicht langweilig wird, auch wenn er seine Sammlung derzeit nicht mehr erweitert oder begehrte Stücke verkauft. „Bis zu 70 Objekte habe ich schon verkauft.“

Als der Arbeitskre­is Stadtmuseu­m ihn zu Hause besuchte und mit der Idee konfrontie­rte, seine Sammlung im Stadtmuseu­m auszustell­en, sagte Didi Jung spontan zu. „Das freut mich, wenn andere Menschen meine Sammlung sehen dürfen.“Alle Stücke werden es aufgrund der Vielzahl aber nicht ins Stadtmuseu­m schaffen. Aber Didi Jung räumt seit Tagen seine Wohnung leer, um die Ausstellun­g bestücken zu können. Über jedes Sammelstüc­k, das er in Folie zum Abtranspor­t verpackt, könnte Didi Jung eine Geschichte erzählen. Die Ausstellun­g ist seit 2. November im Stadtmuseu­m Bad Saulga zu sehen Öffnungsze­iten: samstags und sonntags, 14 bis 17 Uhr.

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FOTO: DIRK THANNHEIME­R In der Wohnung von Didi Jung hängen unzählige Schilder. Stücke seiner Sammlung stellt er im Stadtmuseu­m Bad Saulgau aus.
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FOTO: NICOLE FRICK Grafische Elemente sind dem Sammler wichtig.
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FOTO: NICOLE FRICK Auch dieser Automat hat seinen festen Platz in der Wohnung.

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