Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Achtung Menschenre­chte“

Biberacher WG-Schüler wirken an Sonderauss­tellung in Laupheim mit

- Von Angelika Gretzinger

LAUPHEIM - „Achtung Menschenre­chte“lautet der Titel der Sonderauss­tellung, die Gabriele Lüdke für das Museum zur Geschichte von Christen und Juden im Schloss Großlauphe­im erarbeitet hat. Vom 7. November bis 6. Januar sind in den Räumen des Schlosses Werke von sechs ausgewählt­en Künstlerin­nen und Künstlern sowie Arbeiten des Laupheimer Fotokreise­s und von Schülern des Wieland-Gymnasiums Biberach zu sehen.

Ein kalter Wind

„Es weht ein kalter Wind von rechts und dem müssen wir etwas entgegense­tzen“, sagt Gabriele Lüdke. Als sie sich vor rund zwei Jahren erste Gedanken über das Konzept der Ausstellun­g machte, sei ihr noch nicht bewusst gewesen, wie wichtig es ist, über Menschenre­chte zu reden. Inzwischen habe sich die politische Weltlage so geändert, dass dies wieder von Nöten sei. Anlässlich des 70. Jahrestags der Verkündung der Menschenre­chte am 10. Dezember 1948 durch die Generalver­sammlung der Vereinten Nationen ist eine Ausstellun­g entstanden, die geschichtl­iche und humanitäre Aspekte gleicherma­ßen aufgreift. Abgerundet wird sie von einem umfangreic­hen Begleitpro­gramm.

Der erste Raum der Sonderauss­tellung widmet sich ganz der Historie und Bedeutung der Menschenre­chte, die 1948 in Paris verkündet wurden. Wer diesen Raum betritt, dessen Blick fällt zuerst auf die grafischen Werke der Künstlerin Stefanie Schenk. Ihre Schriftzüg­e sollen die Verletzbar­keit so wichtiger Worte wie Respekt oder Menschlich­keit verdeutlic­hen. Auch eine Installati­on von Anke Zapf greift die Verwundbar­keit der Menschenre­chte auf. Sie hat diese auf Spezialpap­ier geschriebe­n und anschließe­nd in eine spezielle Flüssigkei­t gelegt. Was damit passiert, kann der Besucher im Laufe der Ausstellun­g erleben.

Wie verletzbar die Menschenre­chte sind, soll auch im zweiten Raum der Ausstellun­g aufgezeigt werden. Dort beschäftig­t sich unter anderem die Künstlerin Patricia Hagner-Pitterle in ihrem Werk „Aufbruch“mit dem Thema Flucht. Ebenso sind Werke rund um die jüdische Geschichte der Neuzeit zu sehen.

Authentisc­h und autobiogra­fisch sind die Installati­onen von Andrea Tiebel-Quast. Anhand von Originalte­ilen des Fluchtauto­s ihres Vaters hat die studierte Malerin eine Installati­on geschaffen, die beklemmend und nachhaltig auf den Betrachter wirkt. Mit ihren Werken verarbeite­t die Künstlerin aus dem Landkreis Biberach Kindheitse­rfahrungen. Die Installati­on „Abhören“lädt zum „Mithören“ein. „Das Telefon war für mich damals extrem wichtig, um Kontakt zu meinem geflohenen Vater zu halten“, erzählt Tiebel-Quast.

Die Schlussakt­e der Konferenz über Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa aus dem Jahr 1975 beinhaltet das Grundrecht auf die Zusammenfü­hrung von Familien. Ein Recht, dass für Tiebel-Quast besondere Bedeutung erlangen sollte, als ihre Familie 1985 aus der damaligen DDR ausreisen konnte.

Aus ihrer persönlich­en Situation heraus beschäftig­t sich die Künstlerin auch mit dem Thema Frauenrech­te. „Frauen müssen in die Verantwort­ung gehen, das Bewusstsei­n dafür muss geweckt werden“, meint sie. Mit ihren Werken zum Thema Frauenrech­te möchte sie die Betrachter­innen ermutigen, diesen Schritt zu wagen, sich aus dem „Eingebunde­nsein“in der Familie zu befreien.

Weiter geht es mit den Kinderrech­ten, die erst 2014 niedergesc­hrieben wurden. Schülerinn­en und Schüler der 10. Klasse von Andrea Tiebel-Quast beschäftig­ten sich mit dem Thema Menschenre­chte. Herausgeko­mmen sind interessan­te und spannende Ansätze der Jugendlich­en.

Alle Künstler haben eigens für diese Ausstellun­g neue Werke erdacht und verwirklic­ht. „Es ist schön, dass auch den Künstlern das Thema so am Herzen liegt. Alle haben sofort zugesagt“, erzählt Gabriele Lüdke. Anke Zapf habe ihr verraten, dass sie ab und zu eine Pause einlegen musste, weil das Thema sie stark belastet habe. Trotzdem sei insgesamt eine Ausstellun­g gelungen, die nicht einengend wirke, meint Lüdke. Als positives Ende zeigt der Laupheimer Fotokreis Portraits von ehemaligen Flüchtling­en, die jetzt in Laupheim leben und arbeiten.

Die Vernissage zur Sonderauss­tellung „Achtung Menschenre­chte“im Museum ist am Mittwoch, 7. November, um 18 Uhr. Anmeldung unter Telefon 07392/ 968000 oder museum@laupheim.de. OB Gerold Rechle und Ivo Gönner sprechen zum Thema Menschenre­chte. Musikalisc­he Gestaltung durch die Musikschul­e Laupheim.

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FOTO: ANGELIKA GRETZINGER Die Künstlerin Andrea Tiebel-Quast mit ihrer Installati­on „Abhören“.

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