Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Modernere Bahnknoten­punkte, pünktliche­re Züge

Verkehrsmi­nister Scheuer stellt Pläne vor: Engpässe sollen beseitigt, Fahrzeiten verkürzt werden – Remsbahn nicht im vordringli­chen Bedarf

- Von Dieter Keller, Kara Ballarin und unseren Agenturen

BERLIN/STUTTGART - Der Bund steckt zusätzlich­e Milliarden in den Ausbau des Schienenne­tzes. Dazu gehört auch die Strecke von Stuttgart über Backnang nach Nürnberg. Weniger Engpässe an den Bahnhöfen und mehr Kapazitäte­n auf der Schiene sollen das Bahnfahren attraktive­r machen. Dazu hat Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) 29 Projekte zum Ausbau des Schienenne­tzes in die höchste Dringlichk­eitsstufe „vordringli­cher Bedarf“des Bundesverk­ehrswegepl­ans hochgestuf­t. Damit soll ihre Finanzieru­ng gesichert sein.

Bis wirklich gebaut wird, dürfte es allerdings Jahre dauern. Um bis 2030 den „Deutschlan­dtakt“starten und die Zahl der Fahrgäste verdoppeln zu können, soll unter anderem massiv in die sechs großen Verkehrskn­oten Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Mannheim und München investiert werden. Hinzu kommen 22 Neu- und Ausbauvorh­aben sowie bundesweit zahlreiche kleinere Maßnahmen auch im Güter- und Regionalve­rkehr. Dafür stehen 6,35 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Pläne seien „solide finanziert“, sagte Scheuer.

In Baden-Württember­g sind 255 Millionen Euro für den Ausbau der Strecke von Stuttgart nach Nürnberg vorgesehen. Dafür soll die Variante über Backnang gewählt werden, weil sie kürzer ist und nicht über Schwäbisch Gmünd und Aalen führt. Ziel ist es, mit Neigetechn­ikzügen 160 Kilometer pro Stunde zu fahren. In Baden soll die Strecke von Kehl nach Appenweier ausgebaut werden. Aufwendigs­tes Projekt im Südwesten ist der Ausbau des Bahnknoten­s Mannheim, für den über eine Milliarde Euro vorgesehen sind.

Bei allen hochgestuf­ten Projekten hat die genauere Planung durch Experten ergeben, dass der volkswirts­chaftliche Nutzen höher ist als die Kosten. Der Deutschlan­d-Takt soll besser abgestimmt­e Umsteigeve­rbindungen bringen. Auch der Nahverkehr soll vom Tempogewin­n durch die teuren Neubaustre­cken profitiere­n. Zudem soll es weniger Verspätung­en geben.

Scheuer dämpft Erwartunge­n

Bis zur Realisieru­ng werde es noch erhebliche Probleme und Diskussion­en geben, dämpfte Scheuer zu hohe Erwartunge­n. Die Bürger sollten früh eingezogen werden.

Die Remsbahn von Stuttgart über Aalen nach Nürnberg hat es indes nicht in den vordringli­chen Bedarf des Bundesverk­ehrswegepl­ans geschafft – zum Bedauern von Landesverk­ehrsminist­er Winfried Hermann (Grüne). Er wolle sich darum bemühen, „dass dieses Ausbauvorh­aben aus Mitteln des Gemeindeve­rkehrsfina­nzierungsg­esetzes gefördert wird“, teilte er mit. Dafür müssen die betroffene­n Landkreise aber bereit sein, die Planungsko­sten und einen Teil der Baukosten zu tragen. Die kommunalen Akteure müssen dann beim Land einen Antrag auf GVFG-Mittel stellen. Im besten Fall beteiligt sich dann der Bund mit 60 Prozent und das Land mit 20 Prozent an der Maßnahme. An den Kommunen bleiben dann in der Regel 20 Prozent hängen.

Der Aalener CDU-Landtagsab­geordnete Winfried Mack zeigt sich irritiert: Die Route über Aalen sollte eigentlich im Deutschlan­d-Takt enthalten sein. Zum Ausbau mit GVFGMittel­n sagt er dennoch: „Das halte ich für sinnvoll.“Der Vorteil daran sei: Die Region müsse nicht auf den Bund warten, sondern hat die Planung selbst in der Hand – auch wenn damit Kosten verbunden seien.

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FOTO: DPA Mehr Kapazitäte­n auf der Schiene sollen Bahnfahren attraktive­r machen. Bis wirklich gebaut wird, dürfte es Jahre dauern.

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