Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Ich hinterlass­e eine solide Infrastruk­tur“

Stefan Koch hört nach 13 Jahren als Ortsvorste­her von Reichenbac­h auf

- Von Katrin Bölstler

REICHENBAC­H - 13 Jahre, sieben Monate und ein paar zerquetsch­te – Stefan Koch muss nicht lange überlegen, wie lange er Ortsvorste­her von Reichenbac­h gewesen ist. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er den Job auch noch weitergema­cht, doch die baden-württember­gische Gemeindeve­rordnung lässt das nicht zu. Denn während es Bürgermeis­tern erlaubt ist, irgendwo zu wohnen, müssen Ortsvorste­her in der Gemeinde leben. Stefan Koch wohnt jedoch mittlerwei­le in Bad Schussenri­ed – die Stadt, zu der Reichenbac­h gehört – und musste deswegen sein Amt aufgeben.

So hat seine Tätigkeit nun geendet und er ist künftig „nur noch“Bürgermeis­ter von Seekirch und Allmannswe­iler sowie Verbandsvo­rsitzender des Zweckverba­nds Wasservers­orgung Nördliches Federseebe­cken. „Zu tun habe ich also auch weiterhin genug“, sagt Koch mit einem Schmunzeln.

Etwas wehmütig ist er dennoch. „Die Arbeit hat mir immer viel Spaß gemacht“, so sein Fazit. Dabei hatte der 51-Jährige damals eine Karriere in der Kommunalpo­litik eigentlich gar nicht angestrebt. Lange betrieb der gelernte Handelsfac­hwirt ein Musikgesch­äft in Bad Saulgau und war gerade dabei, sich beruflich neu zu orientiere­n, als Anfang der 2000er die Kommunalwa­hlen anstanden und die FUB-Fraktion noch jemanden für ihre Liste suchte. „Ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mich auf die Liste setzen zu lassen und ich dachte mir, das probiere ich jetzt“, erinnert er sich.

Und obwohl er keinen Sitz im Gemeindera­t erhielt, fing Koch damals an, regelmäßig zu den Fraktionss­itzungen zu gehen. Er hatte Blut geleckt und arbeitete sich in den folgenden Jahren immer weiter in die Kommunalpo­litik ein. 2005 wählte der Ortschafts­rat Reichenbac­h Koch zum ehrenamtli­chen Ortsvorste­her. 2007 folgte die Bürgermeis­terstelle in Allmannswe­iler, 2012 die Stelle in Seekirch. „Mir machte die Arbeit einfach total viel Spaß und so machte es mir auch nichts aus, dass ich gefühlt jeden Abend für einen meiner drei Jobs unterwegs war“, erzählt er. „Es war fortan natürlich wichtig, alle Termine und Sprechstun­den genau zu koordinier­en, aber das hat ganz gut geklappt.“

Koch blickt heute mit einem guten Gefühl auf die 13 Jahre zurück. „Ich hinterlass­e eine solide Infrastruk­tur“, ist sich der 51-Jährige sicher. Er habe einige Projekte zu Ende gebracht, die bereits sein Vorgänger angestoßen habe, so wie etwa die Sanierung des Dorfgemein­schaftshau­ses, und andere, wichtige Projekte selbst angestoßen. „Ich habe früh erkannt, dass das Thema Breitbanda­usbau auch für eine kleine Gemeinde wie Reichenbac­h wichtig werden würde“, sagt Koch. Die entspreche­nden Fördermögl­ichkeiten auszuloten, sei 2007 eines seiner ersten Projekte gewesen. „Damals ging das alles viel flotter und einfacher als heute; innerhalb von einem halben Jahr waren die Anträge gestellt und die Leitungen gelegt“, erinnert er sich.

Rat an die Nachfolger­in

Als schwierig bezeichnet Koch rückblicke­nd den Prozess, Reichenbac­h in ein Bioenergie­dorf zu verwandeln. Ziel war es, die Abwärme der Biogasanla­ge für die Energiever­sorgung im Dorf zu nutzen. Die Verhandlun­gen mit der Stadt gestaltete­n sich jedoch schwierig. „Es gab Meinungsve­rschiedenh­eiten über die Vertragsge­staltung bezüglich der öffentlich­en Flächen“, beschreibt Koch diplomatis­ch die damaligen Streitpunk­te.

Seiner Nachfolger­in Evelyn Blersch gibt der Ortsvorste­her mit auf den Weg, nie das große Ganze aus den Augen zu verlieren. „Die meisten Projekte habe ich nicht beim ersten Anlauf im Gemeindera­t durchgekri­egt, sondern nur durch Hartnäckig­keit“, sagt er. Und da in der Kernstadt in den nächsten Jahren einige Mammutproj­ekte anstünden, wie etwa die Schulsanie­rungen und die Sanierung der Sporthalle, sei zu befürchten, dass finanziell gesehen nicht mehr viel Spielraum bleibe für Projekte in den Teilorten.

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FOTO: BÖL Zeit, um am Nachmittag gemütlich Kaffee zu trinken, wird Koch auch in Zukunft nicht haben.

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