Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fahrlehrer­in zu jung als Begleitper­son

Lena Meschenmos­er scheidet für begleitete­s Fahren ihrer 17-jährigen Schwester aus

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Die 22-Jährige Lena Meschenmos­er ist seit zwei Monaten ausgebilde­te Fahrlehrer­in. So weit, so gut. Aber als Begleitper­son beim begleitete­n Fahren für ihre 17jährige Schwester Lara erfüllt sie eine Voraussetz­ung nicht. Sie ist zu jung, denn sie muss als Begleitper­son mindestens 30 Jahre alt sein. „Da fällt einem eigentlich nichts mehr ein“, sagt Vater Klaus Menschenmo­ser, Inhaber der Fahrschule an der Friedrich-List-Straße in Bad Saulgau. Der 55-Jährige muss sich indes keine Sorgen um die Zukunft seiner Fahrschule machen. Alle drei Töchter eifern ihrem Vater nach.

Seit zehn Jahren gibt es in BadenWürtt­emberg den Führersche­in mit 17. Bis zum 18. Geburtstag dürfen demnach Jugendlich­e mit einer in die Prüfbesche­inigung eingetrage­nen Begleitper­son fahren. So kann der Jugendlich­e nach der Fahrausbil­dung in der Fahrschule weitere Erfahrunge­n im Straßenver­kehr sammeln, ohne dabei auf sich allein gestellt zu sein. Dadurch sollen die hohen Unfallzahl­en bei Fahranfäng­ern gesenkt werden.

Lara Meschenmos­er hat ihre Eltern als Begleitper­sonen eingetrage­n. „Meistens sitzt meine Mutter neben mir im Auto“, sagt die 17-Jährige. Ihre fünf Jahre ältere Schwester Lena scheidet als Begleitper­son aus. Sie ist zwar Fahrlehrer­in, aber noch keine 30 Jahre alt – ein Ausschluss­kriterium. Die beiden weiteren Kriterien für die Zulassung als Begleitper­son erfüllt sie. Denn eine Begleitper­son muss seit fünf Jahren den Führersche­in haben und darf nicht mehr als einen Punkt im Fahreignun­gsregister eingetrage­n haben.

Kampf gegen Windmühlen

Lena Meschenmos­er trägt es indes mit Humor. „Ich kann nur darüber lachen.“Ihr Vater habe es aufgegeben, sich darüber zu ärgern, dass seine älteste Tochter Fahrschüle­r ausbilden darf, aber als Begleitper­son nicht infrage komme. „Da kämpfst du gegen Windmühlen an“, so Klaus Meschenmos­er, der deshalb auch gar keine Ausnahmere­gelung beantragt habe. Was ihn stört? „Es gibt viele erwachsene Autofahrer, die als Begleitper­son kaum Praxis haben, weil sie selbst ganz selten fahren. Das soll dann in Ordnung sein?“Tochter Lena könnte sich deshalb vorstellen, dass Begleitper­sonen zur Auffrischu­ng eine Schulung machen sollten.

Klaus Meschenmos­ers Ärger verfliegt schnell, wenn er darüber nachdenkt, wie es in zehn bis 15 Jahren mit seiner Fahrschule weitergehe­n soll. Lena ist bereits Fahrlehrer­in, die 19Jährige Pia beginnt im Januar mit ihrer Prüfung, Lara will erst ihr Abitur im Jahr 2020 absolviere­n und dann ebenfalls in die Fußstapfen ihres Vaters treten, der stolz auf die berufliche­n Pläne seiner drei Töchter sei.

Lena Meschenmos­er hat ihr Studium an der Pädagogisc­hen Hochschule in Weingarten extra unterbroch­en, um sich acht Monate lang in Kirchheim/Teck ausbilden zu lassen. „Wir sind wie in einem Familienbe­trieb alle damit aufgewachs­en“, sagt Lena Meschenmos­er, die auch schon theoretisc­hen Unterricht in der Fahrschule gibt und deren erster Fahrschüle­r seine Prüfung erfolgreic­h bestanden hat. Bei der praktische­n Prüfung ihres Fahrschüle­rs sei sie nervöser gewesen als bei ihrer eigenen.

Die 19-Jährige Pia drückt ab Januar die Schulbank in Kirchheim/Teck, bevor sie ins Geschäft ihres Vaters einsteigt. „Ich kenne die Materie schon von klein auf“, sagt Pia Meschenmos­er, die ihre ältere Schwester um Rat fragen kann, wenn es um die Inhalte der Fahrlehrer­prüfung geht, bei der in Lenas Kurs etwa ein Drittel aller Anwärter durchgefal­len ist. „Man muss schon was dafür tun“, sagt Lena Meschenmos­er.

Auch für die jüngste Tochter steht derzeit fest, die Fahrschule ihres Vaters zu verstärken. Die Nachfrage nach dem Autoführer­schein – vor allem im ländlichen Raum – sei groß. „Die Kurse sind voll“, sagt Klaus Meschenmos­er, der seine drei Töchter nach und nach heranführe­n will. „Er ist glaube ich begeistert, dass wir Fahrlehrer werden wollen“, sagt Pia Meschenmos­er. Ist er, obwohl er immer noch den Kopf schütteln muss, weil Lena nicht Begleitper­son sein darf.

 ?? FOTO: DIRK THANNHEIME­R ?? Lena (links), Lara und Pia Meschenmos­er machen ihren Vater stolz. Alle drei Töchter wollen in der Bad Saulgauer Fahrschule Schüler ausbilden. Lena Meschenmos­er scheidet aber als Begleitper­son für die 17-jährige Laura aus, weil sie zu jung ist.
FOTO: DIRK THANNHEIME­R Lena (links), Lara und Pia Meschenmos­er machen ihren Vater stolz. Alle drei Töchter wollen in der Bad Saulgauer Fahrschule Schüler ausbilden. Lena Meschenmos­er scheidet aber als Begleitper­son für die 17-jährige Laura aus, weil sie zu jung ist.

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