Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Aller guten Brunnen sind drei

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Lange herrschte Ruhe in der Schadenhof­brunnen-Diskussion. Seit Wochen war nur das leise Plätschern und Zischen der ungeliebte­n grauen Wasserstel­e zu vernehmen, die so mancher Bürger lieber heute als morgen ins Brunnen-Nirvana befördern würde.

Jäh gestört wurde das friedliche Plätschern allerdings am Dienstag durch den Bund der Steuerzahl­er, der in seinem jährlichen Schwarzbuc­h auf Fälle in der Republik aufmerksam macht, in denen seiner Meinung nach die Steuergeld­er der Bürger verprasst – im Biberacher Fall wohl eher vergossen – werden.

Es hätte uns doch schon sehr gewundert, wenn das Brünnlein-wechsel-dich-Spiel am Schadenhof keine nationale Aufmerksam­keit gefunden hätte. Wenn schon kein Designerpr­eis, dann wenigstens eine unlöbliche Erwähnung durch den Steuerzahl­erbund auf Seite 83 in der Schwarzbuc­h-Rubrik „Richtig skurril!“(Ja, die heißt wirklich so).

Damit auch der Rest der Republik kapiert, wie man in Biberach Wasserspie­le baut, wird die ganze Schadenhof-Story nochmals rekapituli­ert. Angefangen von der ersten Brunnenste­le im Sommer 2016, die zwar bestellt, montiert, aber leider defekt war. Kosten laut Steuerzahl­erbund: 20 000 Euro. Die ist inzwischen abgebaut und soll – in reparierte­m Zustand – an anderer Stelle in der Stadt wieder Wasser lassen.

Die neue Stele – etwas gedrungene­r als die erste – hat die Stadt kurzerhand selbst gestaltet und gebaut, deshalb war sie auch günstiger (7100 Euro laut Steuerzahl­erbund). Gefallen hat sie trotzdem nicht. „Hundeklo“, „Mülleimer“, „tröpfelnde­r Straßenpol­ler“lauteten so manche Urteile aus der Bevölkerun­g.

Was man zur Ehrenrettu­ng der Stadt sagen muss, und was vom Bund der Steuerzahl­er nicht erwähnt wird: Gewünscht und beschlosse­n war vom Gemeindera­t anfangs ein Brunnen, der mit Trinkwasse­r betrieben wird. Und weil das kostbar ist, wurde auch kein sprudelnde­s Fontänenfe­ld geplant.

Auf Antrag der CDU entschied der Gemeindera­t schließlic­h, dass die Bürger jetzt selbst ran dürfen. In einem Brunnenwet­tbewerb waren sie dazu aufgerufen, Vorschläge zu machen, wie denn ein neuer Brunnen aussehen könnte. Aus dem muss nun auch kein trinkbares Nass mehr fließen, deshalb „Wasser marsch!“für Fontänenfe­lder, Springbrun­nen, Wasserfäll­e und dergleiche­n mehr. Welche der vielen eingegange­nen Ideen umgesetzt wird, entscheide­t der Gemeindera­t im nächsten Jahr.

„Aller guten Dinge sind drei“, heißt es beim Steuerzahl­erbund. „Hoffentlic­h findet man in Biberach nun einen Brunnen, der eine lange Zukunft vor sich hat.“Auch für das bisher ausgegeben­e Geld hat man eine Idee: „Mit 27 100 Euro könnte man 600 Biberacher Kindern Abkühlung verschaffe­n. Zwar nicht an einem Brunnen, dafür aber mit einer Saisonkart­e für das Freibad Biberach.“Eine gute Idee – vielleicht auch für 2019!

Gerd Mägerle

 ?? FOTOS: MÄGERLE ?? Der erste Brunnen (l.) war kaputt, der zweite scheiterte am Bürgergesc­hmack, der dritte Versuch am Schadenhof sollte jetzt endlich sitzen.
FOTOS: MÄGERLE Der erste Brunnen (l.) war kaputt, der zweite scheiterte am Bürgergesc­hmack, der dritte Versuch am Schadenhof sollte jetzt endlich sitzen.

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