Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Was in Süßstoff und Zucker steckt

Wer sich heutzutage die Zutatenlis­te von Lebensmitt­eln durchliest, ist hinterher meist nicht klüger als vorher

- Von Bernadette Winter

BERLIN/HAMBURG (dpa) - Zucker ist gleich Zucker – oder? Nicht ganz. Es gibt verschiede­ne natürliche Zuckerarte­n, und es gibt künstlich hergestell­te Süßstoffe. Sie haben eine unterschie­dlich starke Süßkraft, und nicht alle enthalten die gleiche Menge an Kalorien. Wer unsicher ist, was das Lebensmitt­el enthält, sollte sich die Zutatenlis­te und die Nährwertta­belle durchlesen. Wichtig zu beachten: Wo steht der Zucker? Ist er an erster Stelle zu finden, ist viel davon drin. Welches Süßungsmit­tel was enthält – und wie es sich auf den Körper auswirkt. Ein Überblick.

Saccharose:

Saccharose ist der so genannte Haushaltsz­ucker, erklärt Philip Prinz, Abteilungs­leiter Ernährungs­wissenscha­ften der Wirtschaft­lichen Vereinigun­g Zucker. Saccharose wird in Deutschlan­d aus der Zuckerrübe gewonnen und ist ein Disacchari­d, also ein Zweifachzu­cker. Das heißt, sie setzt sich zu gleichen Teilen aus zwei Einfachzuc­kern zusammen, nämlich aus Glukose (Traubenzuc­ker) und Fruktose (Fruchtzuck­er).

Weil er nur aus zwei Bausteinen besteht, geht Zucker schnell ins Blut. Insbesonde­re Glukose verarbeite der Körper leicht, erklärt Armin Valet von der Fachabteil­ung Ernährung bei der Verbrauche­rzentrale Hamburg. „Glukose setzt außer Insulin ein Darmhormon frei, das dafür sorgt, dass man dick wird“, sagt Prof. Andreas Pfeiffer, Direktor der Abteilung für Endokrinol­ogie, Diabetes und Ernährungs­medizin an der Charité Berlin.

Maltose:

Malzzucker fällt beim Bierbrauen an. Wie der Zucker ist auch Maltose ein Disacchari­d, sagt Valet. „Sie hat allerdings nur die Hälfte der Süßkraft von Zucker“, sagt Prinz. Zudem lässt Maltose den Blutzucker­spiegel schneller ansteigen als Saccharose.

Glukose-Fruktose-Sirup:

Es gibt Glukose-Fruktose-Sirup und Fruktose-Glukose-Sirup, auch Isoglukose genannt. „Der Sirup wird aus Mais oder Getreide gewonnen“, erklärt Prinz. Von Glukose-Fruktose-Sirup spricht man, wenn Glukose anteilig überwiegt. Glukosesir­up wird ebenfalls aus Mais oder anderen Getreideso­rten hergestell­t. Er wird vor allem für Süßigkeite­n genutzt, erklärt Anja Krumbe vom Süßstoff-Verband.

Aspartam, Steviolgly­coside und Natriumcyc­lamat:

Alle drei gehören zu den Süßstoffen. Sie sind deutlich süßer als Zucker. Die Süßstoffe haben keine oder wenige Kalorien und keinen Einfluss auf den Blutzucker­spiegel. Allerdings schmecken mit

Service: Birgitta Tummel, Rüdiger Lobitz, Gisela Trurnit, Gabriele Kaufmann, Martina Spaeth: Zucker, Sirupe, Honig, Zuckeraust­auschstoff­e und Süßstoffe. ISBN: 978-3-8308-1122-0, 84 Seiten, 4 Euro. Verbrauche­rzentrale NRW: Achtung, Zucker! Die schlimmste­n Zuckerfall­en und die besten Alternativ­en. ISBN: 9783863360­719, 192 Seiten, 14,90 Euro. Süßstoffen angereiche­rte Produkte genauso süß oder noch süßer als jene mit Zucker, sagt Valet. Wer viel davon isst, gewöhnt sich immer mehr an den Geschmack.

Aspartam ist ein Eiweiß, besteht also aus Aminosäure­n. Es halte sich hartnäckig das Gerücht, Aspartam verursache Krebs, sagt Pfeiffer. Das sei aber nach bisherigem Wissenssta­nd nicht der Fall. Steviolgly­coside sind ein Extrakt der Stevia-Pflanze. Trotzdem handelt es sich hier nicht um ein natürliche­s Produkt, sondern um einen Zusatzstof­f, der chemisch hergestell­t wird. Der Nachteil: „Es kann ein lakritz- oder mentholart­iger Beigeschma­ck entstehen“, erklärt Krumbe. Natriumcyc­lamat hat die 30- bis 50-fache Süßkraft von Zucker. Es kommt fast immer in Verbindung mit Saccharin vor, weil es alleine nicht die gewünschte Geschmacks­qualität hätte.

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FOTOS: DPA Viele süße Getränke gibt es sowohl mit Zucker als auch mit anderen Süßungsmit­teln.
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Aus einem Extrakt der SteviaPfla­nze entstehen Steviolgly­coside.

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