Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Vorspiel für den Bundesliga-Gipfel

Wieso ein Erfolg des FC Bayern München gegen AEK Athen vor allem wichtig wäre

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - In den letzten sechs Jahren, in der Ära der nationalen Dominanz des FC Bayern, war es ja so: Man eilte in der Bundesliga von Erfolg zu Erfolg, hamsterte genügend Punkte, um sich im Frühjahr als (Beinahe-) Meister auf die K.o.-Runden der Champions-League konzentrie­ren zu können – was mehr oder weniger gut klappte. In dieser Saison gestaltet sich die Lage genau umgekehrt: Am Mittwoch wollen die Münchner mit einem Heimsieg im Königsklas­senDuell gegen AEK Athen (21 Uhr, Sky) dafür sorgen, mindestens Platz zwei in der Gruppe zu sichern und womöglich bereits den Achtelfina­leinzug zu schaffen. Zum Wohle der aktiven Schadensbe­grenzung in Sachen Rückstand auf die Tabellensp­itze in der Bundesliga.

Und schon ist man beim Job von Niko Kovac. „Wir brauchen mal so ein Spiel, wo wir mit drei, vier Toren Unterschie­d gewinnen, dann öffnet sich hoffentlic­h der Knoten“, sagte der Bayern-Trainer und gab zu: „Aktuell sind wir aber in einer Phase, in der wir uns alles hart erarbeiten müssen.“Gegen die Griechen, die man im Hinspiel in Athen recht mühsam mit 2:0 bezwang, fordert der Bösinger Joshua Kimmich – der Klarheit in seinen Stellungna­hmen aktuell so etwas wie Bayerns heimlicher Kapitän – „einen überzeugen­den Sieg“. Denn: „Normal dürfen sie nicht zu einer Chance kommen, wir wollen keinen Schuss aufs Tor zulassen, weil die ja in letzter Zeit fast immer drin sind – was bitter ist.“

Vor dem Kräftemess­en am Samstag beim BVB (18.30 Uhr/Sky) steht also eine Pflichtauf­gabe an, das Vorspiel für die wichtigste Partie vor der Winterpaus­e, das Duell mit den Dortmunder­n. In guten Zeiten wäre Athen als lockerer Aufgalopp gegen die in Europa zweitklass­igen Griechen durchgegan­gen, so birgt die Partie Risiken – zumal Arjen Robben (Blockade im Knie) ausfällt und James Rodríguez (Wadenprobl­eme) fraglich ist. Die Abteilung sportliche Attacke geht noch mehr am Stock.

Die knappen Erfolge seit der letzten Länderspie­lpause und das entlarvend schwache 1:1 gegen den SC Freiburg haben gezeigt, wie es um die aktuelle Form und den Esprit im Spiel nach vorne bestellt ist. „Wir schaffen es momentan nicht, unsere Idee im Spiel länger als eine halbe Stunde umzusetzen“, sagte Kovac. Das ist der Punkt. Wird es gegen Athen wieder knapp, droht noch mehr Unruhe. „Das Spiel gegen Athen ist wichtig für Samstag, das ist klar“, sagte Kovac dazu nur.

Was überrascht: Nach den zahlreiche­n Attacken der vergangene­n Wochen und Monate, abgefeuert aus der Phalanx der Experten, melden sich nun mehrere Ex-Profis der Bayern mit versöhnlic­hen Tönen vor allem in Richtung Niko Kovac.

Experten stützen Kovac

„Ich bin einer der wenigen, die glauben, dass er die Situation meistert“, schrieb Ex-Kapitän Stefan Effenberg bei „t-online.de“über Kovac und lobte dessen „menschlich­en Umgang und die Führung der Superstars“. Michael Ballack, auch mal Bayern-Kapitän, glaubt an die Stärke des Kaders, an die „Top-Leute“. Denn: „Die Klasse der Spieler ist da.“Selbst Lothar Matthäus, zuletzt mit Didi Hamann einer der schärfsten Kritiker, schrieb in einer Kolumne für Sky mit Blick auf Kovac: „Wenn er wieder die richtige Ansprache findet, dann kann er das Ruder noch herumreiße­n.“

Mit Hilfe der Bosse? Zuletzt vermisste man öffentlich­e Rückendeck­ung von Uli Hoeneß oder KarlHeinz Rummenigge. „Die Unterstütz­ung ist intern da“, versichert­e Kovac und meinte, auch mit Blick auf die Kabinenmau­lwürfe: „Wenn die Familie zusammenhä­lt, ist es leicht. Wenn nicht, geht es auseinande­r. Wir müssen zusammenha­lten“, so Kovac, der direkt noch die Historie bemühte: „In der Geschichte gab es genug Beispiele, ob es Troja war, ob es Cäsar war. Wir müssen zusammenha­lten, vom Zeugwart bis zum Trainer.“

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FOTO: DPA Etwas Unruhe beim FC Bayern – Joshua Kimmich (vorn) und Thomas Müller haben dennoch gute Laune.

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