Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Lausbub bringt Prokop ins Grübeln
Aussage des Handball-Bundestrainers könnte Mimi Kraus’ WM-Chancen erhöhen
HAMBURG (SID) - Darf er oder darf er nicht? Keine Frage beschäftigt die Handballszene zurzeit mehr als ein mögliches Comeback von Michael Kraus in der Nationalmannschaft. Aufgrund akuter Personalsorgen grübelt Bundestrainer Christian Prokop, ob er den formstarken Rückraumspieler vom TVB Stuttgart für die Heim-WM im Januar reaktivieren soll.
„Im Moment werde ich keine Personalien kommentieren, vielmehr beobachten und analysieren“, sagte Prokop dem SID. Nachdem die Tür zuletzt verschlossen schien, darf Kraus, der sich zuletzt mit 29 Treffern in zwei Bundesligaspielen für Stuttgart nachdrücklich für eine DHB-Rückkehr beworben hatte, das getrost als gutes Zeichen werten.
Die Überlegungen beim Deutschen Handballbund (DHB), den Weltmeister von 2007 nach fast vier Jahren zurück ins Team zu holen, sind nachvollziehbar. Nach der Verletzung von Torjäger Julius Kühn (Kreuzbandriss) könnte Kraus, der in 128 Länderspiele 401 Tore machte, bei dem Turnier im Januar für dringend benötigte Entlastung sorgen. Mit seiner Explosivität, den Geistesblitzen im Angriffsspiel und dem Zug zum Tor ist er überall im Rückraum einsetzbar.
Kraus selbst brennt auf ein Comeback. „Ich fühle mich fitter als mit 25“, sagte der 35-Jährige der „Stuttgarter Zeitung“.
Die nächste Möglichkeit des Vorspielens hat Kraus am Donnerstag (19 Uhr/Sky), wenn Stuttgart in der Bundesliga das Top-Team des SC Magdeburg empfängt.
An der Personalie Kraus scheiden sich seit jeher die Geister. Von den Fans wird der ewige Lausbub, stets charmant und lebenslustig, noch immer geliebt wie kaum ein Zweiter. Die Videoclips bei Instagram von ihm sind echte Hingucker.
Doch es gab immer auch den anderen Kraus. Den Kraus, der Termine vergaß, der Abflüge verpasste und der den Dopingkontrolleur nicht klingeln hörte. „Ich hatte viele Flausen im Kopf“, sagte er kürzlich der „Süddeutschen Zeitung“, „aber das ist schon lange nicht mehr der Fall“.
Nun ist Prokop am Zug. Seine Entscheidung muss der Bundestrainer, der zuletzt schon den routinierten Spielmacher Martin Strobel (32) vom Zweitligsten HBW BalingenWeilstetten zurück ins Team geholt hatte, in den kommenden Wochen fällen. Am 10. Dezember wird Prokop seinen vorläufigen 28er-Kader nominieren.