Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Waldarbeit­er ruft drei Stunden um Hilfe

Ein Jäger findet den verunglück­ten 70-Jährigen bei Jungnau – Hand ist eingeklemm­t

- Von Michael Hescheler

- Drei Stunden lang hat ein verunglück­ter 70-jähriger Mann am Montagnach­mittag in einem Wald bei Jungnau auf Hilfe gewartet. Seine Hand wurde bei Baumfällar­beiten eingeklemm­t. Ein zufällig vorbeikomm­ender Jäger entdeckte den Mann und verständig­te die Rettungskr­äfte. Die Feuerwehr Sigmaringe­n befreite den Waldarbeit­er, der mit schweren Verletzung­en an der Hand ins Krankenhau­s gebracht wurde.

Wie fast jeden Tag nach der Arbeit spaziert der angehende Werkzeugme­chaniker Matthias Kratz durch ein Waldstück nördlich des Nollhofs. Der Jäger geht in dem Gebiet seinem Hobby nach. An diesem Montag hat er seinen dreijährig­en Sohn, der mit einer Taschenlam­pe die Dunkelheit auskundsch­aftet, und zwei Hunde dabei.

Einer der Hunde, ein Australian Shepherd, läuft voraus und fängt unvermitte­lt an zu bellen. „Der Hund stellte den Mann“, erzählt Matthias Kratz. Daraufhin hören der Jäger und sein Sohn, wie der 70jährige Waldarbeit­er um Hilfe ruft, und laufen zu ihm.

Was war passiert? Der Mann hatte versucht, eine bei einem Sturm teilweise umgeknickt­e Buche zu fällen. „Der Baum stand unter einer unglaublic­hen Spannung“, so die Beobachtun­g des Jägers. Als der Mann versucht hatte, einen Keil in den Baum zu sägen, kam es zu dem Unfall. Die Polizei beschreibt ihn so: „Beim Setzen eines Fällkeils und dem Versuch diesen mit einem Hammer einzutreib­en, rutschte der Keil heraus und gleichzeit­ig die Hand des Mannes an dessen Stelle.“ Der zurückfede­rnde Baumstumpf habe die Hand des Mannes eingeklemm­t.

Jäger Matthias Kratz versucht zunächst, den Mann mit dessen Motorsäge zu befreien, doch als er nicht weiterkomm­t, wählt er um 17.43 Uhr über sein Handy den Notruf. „Ich habe eine App „Hilfe im Wald“, doch da sie keine GPS-Daten empfing, habe ich mit der Leitstelle einen Treffpunkt vereinbart“, erzählt der Ersthelfer. Dort wartet er auf die Feuerwehr, die mit 24 Mann und vier Fahrzeugen anrückt und lotst sie zu dem verletzten Mann, der drei Stunden auf seine Rettung gewartet hatte.

Laut Kommandant Jürgen Bossert befindet sich unter den Feuerwehrk­ameraden ein Forstarbei­ter, der die Rettung übernimmt. Er sägt in den Baum einen weiteren Keil, wodurch sich der Spalt wieder öffnet und die eingeklemm­te Hand herausgeno­mmen werden kann.

Das Verhalten des Ersthelfer­s nennt der Feuerwehrk­ommandant „vorbildlic­h“. Wer weiß, was passiert wäre, wenn sein Hund den Mann nicht gefunden hätte.

Die Feuerwehr weist darauf hin,

dass man im Wald immer zu zweit arbeiten sollte. Laut Jürgen Bossert wurde der Mann zu Hause vermisst, allerdings suchte seine Familie im falschen Gebiet.

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ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN Beim Zersägen einer Buche kommt es in einem Waldstück bei Jungnau zu einem Unfall. Der Waldarbeit­er hat Glück, dass ihn ein zufällig vorbeikomm­ender Jäger findet.

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