Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ungewohnt geschlossen
Die Frage aller Berliner Fragen spielte auch auf diesem Parteitag eine Rolle. Was, wenn die Große Koalition vorzeitig bricht? Die Grünen, selbstbewusst und geschlossen wie selten, haben klargestellt, dass ein einfacher Wechsel in die Regierung für sie nicht mehr denkbar ist. Jamaika? War gestern. Sie wollen gestalten – und schließlich könnte es mit der neuen Stärke der Grünen auch im Bund für das ungleich attraktivere Schwarz-Grün reichen.
Die Grünen haben den Generationswechsel an der Spitze, auf den Union und SPD noch warten, fast mühelos vollzogen. Annalena Baerbock und Robert Habeck führen die Partei geschickt auf dem Weg zu neuer Verantwortung. Der Erfolg der Grünen beruht aber auch darauf, dass sie wie wenige andere Parteien mit Leidenschaft ihr Programm entwickelt. Sie genießen ihren Höhenflug, wohl wissend, dass 2019 im Osten Deutschlands sehr viel schwierigere Wahlen anstehen.
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auch, dass Flüchtlinge legal in die EU kommen können. An den Außengrenzen sollen diese registriert, kontrolliert und erstversorgt werden, dann sollen sie schnell und fair verteilt werden.
Alles Harmonie? Robert Habeck interpretiert den Parteitag anders. In Wahrheit sei es eine Sammlung der Kräfte gewesen, eine Härtung des politischen Profils. Habeck setzt auf den Zusammenschluss mit anderen Bewegungen, erteilt aber Sahra Wagenknechts „Aufstehen“eine klare Absage. „Eine linke Bewegung, die Aufstehen heißt, aber sitzen bleibt, wenn es gegen Rassismus geht, ist keine Bewegung“, so Habeck.
Die Grünen wissen, dass sie wegen der Schwäche der Großen Koalition vorzeitig wieder gefragt sein könnten. Angesichts ihrer Stärke setzen sie derzeit in einem solchen Fall allerdings nicht auf Jamaika, sondern auf Neuwahlen und Schwarz-Grün.
Lob zollte den Grünen Friedrich Merz, Spitzenkandidat für den CDUVorsitz. Die Grünen seien „bürgerlich, offen, liberal und sicher auch partnerfähig“. Schöner hätte es selbst Robert Habeck nicht sagen können.