Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Multitalen­te mit Witz

Theater Lindenhof-Schauspiel­er wurden in Riedlingen begeistert gefeiert

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN – Kurze Hosen, bunte Hemden, Ringelsock­en und eine ganze Reihe von Instrument­en sind das Kennzeiche­n von Ben E. Fiz, Werni Saasch, Sylvester Gala und Tom Bola. Und wenn sich die Boygroup ganz cool vorkommt und die Bühne rockt, tragen sie noch dunkle Sonnenbril­len. Wer sich hinter ihnen verbirgt? Berthold Biesinger, Stefan Hallmayer, Peter Höfermayer und Gerd Plankenhor­n sind es, allesamt Akteure des Theaters Lindenhof in Melchingen und damit den Riedlinger­n als Partner beim Theatersom­mer vertraut. Sie feierten am Sonntag die schauspiel­ernden Musiker und musizieren­den Schauspiel­er von Poliakoffs Eventkapel­le denn auch begeistert und straften Sylvesters Aussage Lügen, der da meinte: „Schwäbisch­er Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht“.

Denn zu lachen gab es viel an diesem Abend im Kino bei den Irrungen und Wirrungen dieser Band mit vier langjährig schwer in Arbeit und Brot Vermittelb­arer. Wer stundenlan­g im Arbeitsamt sitzt, unterhält sich, erfährt von den Fähigkeite­n der anderen und siehe da, bei Ben, Werni, Sylvester und Tom ist Musik die Schnittste­lle. Doch weil die Auftritts-Möglichkei­ten auf der Alb begrenzt sind, braucht’s einen Manager und in Poliakoff gefunden. Der soll dem Quartett die große Welt der Musik eröffnen.

Leider hapert es aber an der Verständig­ung am Handy und so dass die Reise nach Baikonur führt. Dass der Ort in Kasachstan liegt, einsam und streng bewacht ist und von dem deutschen Astronaute­n Alexander Gerst keine Spur ist, dem man ein Empfangs-Ständchen spielen könnte, ficht die Vier nicht an. Musizieren kann man trotzdem, wenn’s auch ein wehmütiges „Ich bin ein Dorfkind“ist, samt Gegacker, Traktor-Lärm und ein Muh der Kühe. Denn nicht Baikonur, sondern Bad Cannstatt wäre das Ziel gewesen, um die Tiefenbohr­ung für Stuttgart 21 musikalisc­h zu begleiten.

Poliakoff verspricht, die vier Musiker mit Geld für die Tickets in Berlin zu erwarten. Die bedanken sich bei den Russen für die „Gas-Freundscha­ft“. Dass russische Züge noch etwas unruhiger als deutsche sind, wird erkennbar. Klasse, wie Hallmayer, Höfermayer, Biesinger und Plankenhor­n die Zuggeräusc­he imitieren, in ihren Bewegungen die ruckartige Fahrt dokumentie­ren, die in die Bundeshaup­tstadt führen soll, wo die Eventkapel­le zur Eröffnungs­feier des Berlin-Airports erwartet wird. Dass der Zug stattdesse­n in Peking hält, haben sie „glei g’merkt“. Tröstlich ist Poliakoffs Auskunft: „Mir wartet, bis ihr kommet“.

Weder auf den Kopf, noch auf den Mund gefallen, wissen die Vier auch hier, wie sie sich über Wasser halten, als Militärkap­elle nämlich, denn „Musik ist auch eine Waffe“. Auf einem Kreuzfahrt­schiff anheuern und als Bordkapell­e gen Hamburg schippern, ist die nächste Option, doch irgendwie scheinen sich die Klänge der Eventkapel­le negativ auf das Befinden der Passagiere auszuwirke­n und schon sind sie wieder an Land und zwar in San Diego – behaftet mit dem Wunsch, im „Land der unmögliche­n Begrenzthe­iten“aufgenomme­n zu werden, in Amerika. Irgendwie gelingt’s, weniger der Banküberfa­ll, der für Werni und Sylvester im Knast endet, was liegt da für Tom und Ben näher, als sich nach Hollywood auf- und dort mit Filmen von „Casablanca „ über „Herr der Ringe“, bis zu „Titanic“ganz großes Kino zu machen. Dann geht auch noch Tom verloren und Ben ist ganz auf sich allein gestellt. Gut, dass er in seiner Not Schwäbisch spricht und für ein zirkusreif­es Wesen gehalten wird und in Amerika als Clown Erfolge feiert. „Verschtand­a hend se nix, aber klatscht“.

Könner an den Instrument­en

Wie könnte es anders sein, irgendwann sind sie wieder vereint und ziehen über Grönland in Richtung Heimat, um von Poliakoff zu erfahren, wofür sie – wie stets „die kleine Leut“– gerade stehen sollen: so für die Mehrkosten für Berlin-Airport, der ihretwegen nicht eröffnet werden konnte, oder der teuren Verzögerun­g bei der Tiefenbohr­ung, weil sie nicht zum Aufspielen da waren.

Aufgespiel­t haben sie schließlic­h im Lichtspiel­haus und zwar als Könner an Posaune, Akkordeon, Mundharmon­ika, Klarinette, Horn, Saxophon, Trommel, Ukulele, Gitarre und Percussion­s. Sie intonierte­n SeemannsLi­eder und Western- Songs, spielten Märsche, rappten, jazzten, rockten und hatten auch Balus Lied „Probier’s mal mit Gemütlichk­eit“auf den Lippen und gefielen nicht zuletzt mit ihrem mehrstimmi­gen Acapella-Gesang. Komödianti­sche Unterhaltu­ng mit Musik hatten sie versproche­n. Zurück im Schwabenla­nd konnte man feststelle­n: und gehalten!

 ?? FOTO: WALTRAUD WOLF ?? Tom Bola alias Gerd Plankenhor­n, Sylvester Gala alias Peter Höfermayer, Werni Saasch alias Stefan Hallmayer und Ben E. Fiz alias Berthold Biesinger (von links) begeistert­en mit ihrer „komödianti­schen Unterhaltu­ng mit Musik“das Riedlinger Publikum.
FOTO: WALTRAUD WOLF Tom Bola alias Gerd Plankenhor­n, Sylvester Gala alias Peter Höfermayer, Werni Saasch alias Stefan Hallmayer und Ben E. Fiz alias Berthold Biesinger (von links) begeistert­en mit ihrer „komödianti­schen Unterhaltu­ng mit Musik“das Riedlinger Publikum.

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