Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schneeweiße Silberreiher rasten am Federsee
BAD BUCHAU (sz) – Im Federseemoor können Spaziergänger derzeit eine besonders attraktive Vogelart beobachten: den Silberreiher. Diese grazilen Vögel sind durch ihre weiße Farbe und die schlanke Statur unverwechselbar. „Noch vor 20 Jahren war jeder Silberreiher am Federsee eine Sensation. Inzwischen halten sich hier außerhalb der Brutzeit teilweise über 60 Exemplare auf“, berichtet Jost Einstein, Leiter des NabuNaturschutzzentrums Federsee in Bad Buchau. Damit liegt der Federsee voll im Trend: Beobachtungen am südlichen Oberrhein und am Bodensee belegen ähnliche winterliche Bestandszunahmen wie am Federsee. Dabei war der Silberreiher noch vor hundert Jahren in Süddeutschland ein seltener Wintergast mit nur etwa zehn Nachweisen im ganzen 19. Jahrhundert. In seinen Brutgebieten in Südost-Europa war er zu dieser Zeit fast ausgerottet. „Die Rettung des Silberreihers ist ein wesentlicher Verdienst des 1899 als Bund für Vogelschutz gegründeten Nabu“, sagt Einstein. „Bereits früh setzte sich dessen Gründerin Lina Hähnle vehement gegen die damals übliche Mode ein, Federbüschel oder gar ganze Vogelbälge auf Damenhüten zu tragen.“Dank engagierter Lobbyarbeit der Vogelschützerin wurde der Kampf gegen die Federhüte zu einer breiten Bewegung. Heute sind die Bestände in Südosteuropa dank intensiver Schutzbemühungen wieder gewachsen und sorgen für eine Zunahme rastender und überwinternder Silberreiher in Mitteleuropa. Der beste Beobachtungsstandort für die auffälligen Wintergäste sei der Federseesteg, empfiehlt Einstein. Von dort aus sieht man die Fischjäger am Seeufer stehen. Besonders viele Silberreiher halten sich derzeit auch entlang einiger Gräben im Naturschutzgebiet Federsee auf. Denn dort stehen ihre Chancen auf erfolgreiche Beutezüge besonders gut, ziehen sich doch kleine Weißfische im Herbst bevorzugt in die großen Gräben zurück.