Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein emotionale­r und tiefgehend­er Abend

Jahreskonz­ert des Chors Espressivo mit Gospels und Spirituals

- Von Kurt Zieger

RIEDLINGEN - Das Jahreskonz­ert des Chors Espressivo ist ein Magnet im Kulturkale­nder der Stadt Riedlingen. Plätze in St. Georg waren trotz zusätzlich­er Sitzgelege­nheiten im Kirchensch­iff so rar wie Parkplätze im weiten Umfeld um die Kirche. Was das begeistern­de Singen des Chors mit Carolin Fischer und ihrer Ausstrahlu­ng und die variable Band um Jörg Sommer mit Gospels und Spirituals boten, verdient höchste Anerkennun­g.

Schon bevor Sänger und Instrument­alisten die Kirche betraten, breitete sich eine erwartungs­volle Stimmung in St. Georg aus. Doch bereits beim Eingangsso­ng „Are you ready?“wusste jeder Besucher, dass ihm ein emotionale­r und tiefgehend­er Abend bevorstand. Strahlende Gesichter, freudvolle­s Agieren der geschulten Stimmen, organische­s Bewegen der Sängerscha­r und eine hochmotivi­erte, energiegel­adene Carolin Fischer als Dirigentin und erste Solistin boten die Voraussetz­ungen für Yorks Sommers „Guten Tag.“

Weich und eingängig, optimistis­ch ausgeleuch­tet „Here I am“mit Text und Musik des Ehepaars Sommer galten als gern angenommen­e Wegbegleit­ung. Überzeugen­d dabei Carolin Arnold als Solistin wie auch Mathias Schweiger in dem Negro Spiritual „I’ve been in the storm.“Damit ging Espressivo zurück zu den Wurzeln aller Spirituals. Dunkle Sequenzen der Männer erfuhren ihre Aufwertung in ermunternd­en Beiträgen der Frauenstim­men zu eindringli­chen Sequenzen des Solisten.

Dazu passte „Day by day“im typischen Aufbau eines Spirituals: Sabrina Breimayer gibt Thema, Takt und Melodie vor, die der Chor übernimmt und von der Band und einem herrlichen Saxofon-Solo von Matti Münch erweitert, sodass selbst das Publikum mit eingebunde­n wird.

„Mighty to save“gehört in die Sparte eher moderner Gospelsong­s. Transparen­t im Chorklang, sauber in Text, Melodie und chorisch lockerer Umsetzung mit einer von innen kommenden Steigerung, denn „Gott hat die Macht, uns zu erretten.“Cornelius Fischer agierte hier ebenso überzeugen­d wie Karin Brobeil bei dem fugenartig­en Aufbau von „Mary, did you know?“Lange ausschwing­ende, Herz und Seele berührende Melodiebog­en zu sauber artikulier­tem Chorklang bildeten den nahtlosen Übergang zu dem traditione­llen, von Instrunent­en nicht begleitete­n Spiritual „Witness“. Lockeres Singen, von den Männern vorgegeben, wurde von den Damen übernommen zu einem in allen Bereichen angerundet­en Chorklang bis zum strahlende­n Schlussako­rd. Nicht nur hier zeigte Carolin Fischer auch ihr Talent als Moderatori­n, als sie an die biblischen Gestalten Nikodemus und Samson erinnerte.

Ganz anders, fetzig und mitreißend, „Take care of me“im Arrangemen­t von Karin Brobeil mit Carolin Fischer, die als Solistin mit großer Ausstrahlu­ng mit diesem Konzert gleichzeit­ig mit viel Beifall ihr zehnjährig­es Jubiläum als Leiterin von Espressivo feierte. Der Chor, die Band mit Jörg Sommer am Piano, Andreas Reif am Bass, Fabian Flad am Schlagzeug, Dr. Matti Münch (Saxofon) und die Zuhörer bildeten in Melodie und Rhythmus eine froh gestimmte Einheit.

Der „Revelation Song“vereint als Loblied einen lateinisch­en und einen englischen Text, was dem Song eine besondere Eindringli­chkeit verleiht. Das erhabene Sanctus Dominus wird in lichtem Chorklang weitergefü­hrt in die moderne englische Ausdrucksw­eise. Strahlend in Augen und Stimmen, locker in chorischen Bewegungen „One thing remains“, was als „Eines bleibt für immer“auch auf das Fortbesteh­en von Carolin Fischer mit ihrem Chor gedeutet werden könnte.

Monique Jäggle mit ihrer markanten Stimme in ganz verschiede­nen Höhen prägte den wieder vom Ehepaar Sommer kreierten deutschspr­achigen Song „Weit wie das Meer“in modernem aussagekrä­ftigem Gewand. „Run, Mary, run“hingegen ist ein flotter A-cappella-Song in typischer Spiritual-Tradition, bei dem Heike Mohn die solistisch­en Glanzpunkt­e setzte.

Mit „Pentecost“hat sich York Sommer einen Song ausgedacht, bei welchem, dem Pfingstwun­der gleich, mehrere Stimmen des Chors gleichzeit­ig in verschiede­nen Sprachen singen. Monique Jäggle und Cornelius Fischer bildeten trotz der Verschiede­nheit ihrer Stimmen bis zum jubilieren­den Gloria ein begeistern­des Duo. Als Abschluss der allesamt singbegeis­terten Solisten prägte Marina Hägele das impulsreic­he „The Lord just keeps on blessing me“, in dessen Rhythmus auch das Publikum mit einstimmte.

Chor und Zuhörer teilten gleicherma­ßen die musikalisc­he Begeisteru­ng für Gospels und Spirituals unter sich, als Carolin Fischer immer noch voll Energie und Ausstrahlu­ng „Great I am – Ich will nah an deiner Seite sein“anstimmte. Voll Dank für das überwältig­ende Echo für das Konzert 2018 rundete dieser Titel mit seinem alle Zuhörer berührende­n strahlende­n Halleluja einen heiteren, sängerisch sehr bedeutsame­n und in die Tiefe gehenden Konzertabe­nd.

Kräftiger Applaus, lange anhaltend in der bis zum letzten Platz gefüllten Kirche waren Dank an die Musiker. Drei aufs neue jubilieren­de Zugaben dürfen sicher als Hoffnung auf ein aufs neue begeistern­des Konzert 2019 angesehen werden.

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FOTO: KURT ZIEGER Carolin Fischer als Chorleiter­in und Solistin mit dem Chor Espressivo in St. Georg Riedlingen.

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