Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Petrushof wird zum Projektraum
Neuer Pächter will in Obermarchtal nicht nur ausstellen, sondern Kunst entstehen lassen
OBERMARCHTAL (eis) - Nachdem die Besitzerin des Obermarchtaler Petrushofs Maria Faulhammer-Wiedemann Ende August verkündet hatte, sich aus der Galerie zurückzuziehen, hat diese nun einen neuen Pächter. Der Künstler Wolf Nkole Helzle hat die Atelier-Räume gemietet und wird hier Ausstellungen organisieren, arbeiten und Projekte umsetzen.
Für Wolf Nkole Helzle soll der Petrushof nicht nur reiner Ausstellungsraum sein, er bezeichnet ihn lieber als Projektraum. Denn Kunst soll in dem historischen Gebäude in Obermarchtal künftig auch entstehen. Zur täglichen Arbeitsstätte soll der Petrushof für den Künstler werden, der mit seiner Ehefrau Mirja Wellmann in Mehrstetten lebt. Kunst ist für Helzle nicht, in sich gekehrt allein vor sich hin zu schaffen. Ihm geht es um Partizipation, darum Menschen in seine Kunst einzubeziehen. „Aus dem Individuum entsteht in der Gruppe etwas Gemeinsames“, sagt er. Eines der bekanntesten Werke des Fotokünstlers „Das Gesicht Oberschwabens“ist ein eindrückliches Beispiel dafür. Aus den Porträts von mehr als 2000 Menschen, die am Computer übereinandergelegt wurden, ist ein ganz neues Gesicht entstanden.
Aktuell arbeitet Helzle an einem Projekt, bei dem er Menschen aus der Vogelperspektive fotografiert. Dafür hat er bereits seinen Fototurm im Petrushof aufgebaut. „Ich habe schon länger einen Raum gesucht, in dem ich verschiedene Aktionen umsetzen kann“, erzählt der 67-Jährige. Die Galerie sei für ihn perfekt.
Die erste Ausstellung, die nun zu sehen ist, hat er gemeinsam mit seiner Frau gestaltet. Sie trägt deshalb auch den Titel „Dialog #01“. Neben den Foto-Kunstwerken von Helzle selbst werden auch die Skulpturen von Mirja Wellmann zu sehen sein. In diesen verbindet die Bildhauerin Hören und Sehen. Klangnester nennt sie ihre Arbeiten.
Die Inspiration dafür holt sie sich an ganz verschiedenen Orten. „Sie ist dann stundenlang dort, hört auf die Geräusche, die diesen Ort ausmachen und notiert alles akribisch“, berichtet ihr Ehemann. Aus Holz fertigt sie Figuren wie Vögel oder Autos an, die letztlich zu einem Nest zusammengesetzt werden. Diese können mal ganz bunt, aber auch einfarbig sein.
Auch bei der Ausstellung können die Besucher teilhaben. „Wer Lust hat, kann in den Fototurm gehen und sich von oben ablichten lassen“, so Helzle. So können Kunstinteressierte später an seinem Computer selbst zum Kunstwerk werden.
Die Ausstellung „Dialog #01“im Petrushof in Obermarchtal ist bis zum 9. Dezember jeweils samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr zu sehen.