Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Parksünder müssen bald zahlen

Gammerting­en verhängt keine Geldstrafe­n – Noch vor Weihnachte­n soll sich das ändern

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Schon seit Anfang des Jahres werden Parksünder in der Gammerting­er Kernstadt mit „Erwischt“-Hinweisen im Postkarten­format auf ihre Regelverst­öße aufmerksam gemacht. Doch noch immer drohen den Betroffene­n keine finanziell­en Konsequenz­en. „In der Vorweihnac­htszeit wird sich das aber ändern“, sagt Bürgermeis­ter Holger Jerg. Über die monatelang­e Verzögerun­g ist er alles andere als glücklich. Doch immerhin: Auch ohne Verwarnund Bußgelder zeigen die neuen Vorschrift­en Wirkung.

Eine Parkraum-Untersuchu­ng in der Stadt hatte ergeben, dass vor allem die Parkplätze an der Sigmaringe­r Straße häufig von Langzeitpa­rkern belegt wurden – und damit zum Beispiel gerade die Plätze, die sich in der Nähe der Banken und Geschäfte befinden. Um solche Probleme zu lösen, führte die Stadt eine „blaue Zone“ein, in der Autofahrer eine Parkscheib­e herauslege­n müssen. Direkt betroffene Anwohner wurden angeschrie­ben, Bürger zu einer Informatio­nsveransta­ltung eingeladen. Die Stadt ließ einige Parkplätze sanieren, dem Amtsblatt Flyer beilegen und Hinweissch­ilder mit den neuen Regeln aufstellen. Doch dann begannen die Probleme.

Zunächst fiel die Mitarbeite­rin aus, die die Einhaltung der neuen Vorschrift­en hätte kontrollie­ren sollen. Erst mit der Einstellun­g einer neuen Politesse zum 1. Juli nahm das Thema wieder Fahrt auf.

Sie dreht regelmäßig ihre Runden, um Parksünder auf Regelverst­öße hinzuweise­n. Dafür sucht die Mitarbeite­rin der Stadt das persönlich­e Gespräch mit allen Autofahrer­n, die sie persönlich trifft. An allen anderen Autos hinterläss­t sie Hinweiskar­ten. „Diesmal belassen wir es bei einem freundlich gedachten Hinweis“, heißt es darauf. „Wir bitten Sie allerdings, die geltenden Parkvorsch­riften künftig zu beachten.“Beim nächsten Mal müssten die Betroffene­n damit rechnen, eine gebührenpf­lichtige Verwarnung an ihrer Windschutz­scheibe vorzufinde­n.

Die ersten Geldstrafe­n wollte die Stadt eigentlich im Sommer verhängen. Passiert ist seitdem: nichts. Zumindest nicht aus Sicht der Betroffene­n.

Hinter den Kulissen hat die Verwaltung weiter daran gearbeitet, dass sie Geldstrafe­n verhängen kann. Doch vor allem die Einführung der entspreche­nden Software und die Erfüllung der dafür nötigen Voraussetz­ungen kosteten einiges an Zeit. „Mehr Zeit, als wir gedacht hatten. Das haben wir unterschät­zt“, räumt Holger Jerg zähneknirs­chend ein.

Die technische Umsetzung, um Verwarn- und Bußgelder verhängen zu können, kann die Stadt Gammerting­en nicht alleine stemmen. Stattdesse­n arbeitet sie dafür mit Iteos zusammen, einer Anstalt des öffentlich­en Rechts, die die Kommunen in Baden-Württember­g als IT-Dienstleis­ter unterstütz­t.

Mehr Aufwand als gedacht

Entstanden war Iteos im Sommer durch die Fusion dreier kommunaler Rechenzent­ren und der Datenzentr­ale Baden-Württember­g. „Über das neue Rechenzent­rum wird beispielsw­eise die Halterabfr­age beim Kraftfahrt­bundesamt abgewickel­t“, sagt Holger Jerg. Weitere Bausteine seien unter anderem ausgedruck­te Hinweise für die Betroffene­n, automatisi­ert verschickt­e Schreiben an die Halter der Fahrzeuge und eine Verknüpfun­g der Software mit dem Buchungspr­ogramm der Stadtverwa­ltung. Für deren Mitarbeite­r erwies sich der Aufwand als deutlich höher als gedacht.

Was jetzt noch fehlt, ist ein mobiler Drucker für die Politesse. Sobald dieser eingetroff­en ist, soll es an die konsequent­e Umsetzung der neuen Parkvorsch­riften gehen – inklusive Verwarn- und Bußgelder. „Die gute Nachricht ist, dass sich 80 bis 90 Prozent der Autofahrer aber schon jetzt an die neuen Regeln halten“, sagt Holger Jerg. „Die Parkmoral hat sich insgesamt verbessert.“Zudem sei es der Stadt bei der Umsetzung der „blauen Zone“nie ums Geld gegangen.

„Wir wollen damit einfach die Parksituat­ion verbessern“, sagt Jerg. Nichtsdest­otrotz sei die Zeit der freundlich­en Hinweiskar­ten bald vorbei: In der Vorweihnac­htszeit soll es bei Verstößen die ersten Geldstrafe­n geben.

 ?? ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH ?? An die „Erwischt“-Hinweise im Postkarten­format dürften sich notorische Parksünder in Gammerting­en inzwischen gewöhnt haben. Noch in diesem Jahr drohen ihnen allerdings die ersten Geldstrafe­n.
ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH An die „Erwischt“-Hinweise im Postkarten­format dürften sich notorische Parksünder in Gammerting­en inzwischen gewöhnt haben. Noch in diesem Jahr drohen ihnen allerdings die ersten Geldstrafe­n.

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