Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Beifallsstürme für die „Carmina Burana“
Konzertchor Federsee brilliert unter Peter Schmitz in Bad Buchau.
BAD BUCHAU - Vor restlos ausverkauftem Hause hat der Konzertchor Federsee, verstärkt durch den Silcherchor Donau-Bussen und die Cantemus-Frauenstimmen Ehingen, unter der Leitung von Peter Schmitz mit Carl Orffs „Cantiones profanae“, der „Carmina Burana“, im großen Kursaal des Kurzentrums Bad Buchau verdientermaßen lang anhaltenden, stehenden Applaus geerntet und einen wahren Sturm der Begeisterung entfacht.
In der kammermusikalisch reduzierten Fassung des Orffschülers Killmayer aus dem Jahr 1956 sorgten zwei Klaviere, Anita Bender und Vesselina Vassileva-Geiselmann, sowie das Schlagzeugensemble von Jessica und Vanessa Porter für die professionelle Begleitung. Antje Bitterlich, Ewald Bayerschmidt und Christian Feichtmair übernahmen die solistischen Partien der mittelalterlichen Lieder.
Meisterliche Interpretation
Filigran, feinsinnig und transparent legte Peter Schmitz seine spezifische Interpretation des allzu oft in nur oberflächlicher „Haudraufmanier“gestalteten Bravourwerks über mittelalterliche Texte aus dem oberbayrischen Kloster Benediktbeuern an. Die präzise einstudierten Chorsätze bildeten dabei die Grundlage für eine sorgfältig differenzierte Ausgestaltung des Gesamtopus, die insgesamt stimmig und überzeugend, ja meisterlich wirkte. Das effektvolle, aber oft unterschätzte Werk verlangt den Akteuren dabei in manchen Teilen Höchstleistungen ab. Die Solopartien erfordern zwingend professionell geschulte Stimmen mit gutem Durchhaltevermögen und sicherer Technik auch in Extremlagen.
Wenn sich mit „Fortuna imperatix mundi“das Schicksalsrad unvermittelt in seiner archaischen Urgewalt zu drehen beginnt, erklingt selbst in der reduzierten Fassung ein klangmächtiges Gebilde, das mit der Kraft und Intensität eines ausgewogen und vielstimmig besetzten Chors, den zwei Konzertflügeln und üppigem Schlagwerkeinsatz durchaus mit brachialen Filmmelodien á la „Star Wars“konkurrieren kann. Einige Dynamikstufen darunter aber deshalb nicht weniger intensiv finden sich dann Trinklieder wie „Ego sum abbas“, vom glänzend disponierten Bariton Christian Feichtmair auch mimisch und szenisch eindrucksvoll eingefangen. Trotz der Extremlage mit weicher und sicherer Höhe glänzte die Sopranistin Antje Bitterlich vor allem in „Dulcissime“, der einleitende Nonensprung zum hohen h und die nachfolgende Kantilene waren gänsehautverdächtig.
Bis über die Grenzen des Schicklichen hinaus jagt Orff den Solotenor in „Olim lacus colueram“, dem Lied vom gebratenen Schwan, heldenhaft verkörpert von Ewald Bayerschmidt. Die außergewöhnlich heikle Stelle, die eigentlich eine Voll- oder Mischstimme bis zum hohen D erfordert, wird heute häufig von Countertenören übernommen. Ewald Bayerschmidt kam hier nicht ganz ohne Falsett aus, kaschierte dies aber durch seine schauspielerische Attitüde und Überzeugungskraft.
Die quasi bereits ins Werk hineinkomponierte Zugabe des „O Fortuna“musste vor einem hell begeisterten und anhaltend applaudierenden Publikum nochmals wiederholt werden, bevor die, ob ihrer künstlerischen Hochleistung zurecht glücklich strahlenden Akteure endlich von der Bühne durften.