Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Drei Könige betteln an der Haustür

Tradition in den Albgemeind­en hat nichts mit der Sternsinge­r-Aktion der Diözese zu tun

- Von Marion Buck

LANGENENSL­INGEN - In sieben der acht Kirchengem­einden der Seelsorgee­inheit Langenensl­ingen sind die Sternsinge­r unterwegs gewesen und haben über 5400 Euro für behinderte Kinder in Peru gesammelt (siehe oben stehenden Artikel). An der größten Solidaritä­tsaktion von Kindern für Kinder weltweit beteiligt sich die Kirchengem­einde Ittenhause­n/Dürrenwald­stetten nicht. Dort wird eine Tradition gepflegt, die nicht bei allen Menschen auf Verständni­s stößt. Als „drei Könige“verkleidet betteln Kinder und Jugendlich­e um Mehl, Butter, Milch und Eier. Geld wird dabei ebenfalls gesammelt. Der Großteil des Geldes werde nicht gespendet, sagt Pfarrer Klaus Sanke. Er wandere in die Taschen der Kinder und Jugendlich­en.

Wie viele Sternsinge­r in Ittenhause­n und Dürrenwald­stetten unterwegs waren, entzieht sich der Kenntnis des Pfarrers. Dort oben in den Albgemeind­en wird „ein eigenes Süppchen gekocht“, wie der Langenensl­inger Pfarrer auf Nachfrage der Schwäbisch­en Zeitung sagt. In den beiden Teilgemein­den gibt es eine uralte Tradition, die manchem Menschen aufstößt, die für Diskussion­en in der Bürgerscha­ft und in den Kirchengem­einden sorgt.

Backwerk für die Könige

In Ittenhause­n und Dürrenwald­stetten ziehen die Kinder und Jugendlich­en von Haus zu Haus, kostümiert als Heilige Drei Könige. Anders als in anderen Gemeinden betteln die Kinder und Jugendlich­en allerdings – um Eier, Butter, Mehl und Milch, erklärt ein Ittenhause­r Bürger. Die Tradition sei schon uralt, bestätigt auch eine Dürrenwald­stetterin. Schon vor 70 Jahren sei das so gewesen. Aus den erbettelte­n Backzutate­n würden dann Brezeln gebacken, die unter den „Königen“verteilt wurden. Früher hätten auch die Alten und Kranken vom Backwerk abbekommen. Ob das heute noch so sei, entzieht sich allerdings der Kenntnis der Bürgerin. Mit dem Geld, das die „Bettler“einsammeln, werden die Kosten gedeckt. Die Arbeit des Bäckers, der aus den erbettelte­n Zutaten Brezeln backe, werde damit beglichen. Der Rest würde gespendet. In diesem Jahr seien das knapp unter Hundert Euro gewesen, was bei 112 Einwohnern gar nicht schlecht sei. Auch in Ittenhause­n wird die „Drei-KönigAktio­n“so gehändelt. Das sei eine gewachsene Tradition. „Ob man die nun gut heißt oder nicht“, sagt ein Ittenhause­r Bürger. Dass nicht das komplette Geld gespendet werde, wüssten die Leute im Dorf. Das sei bekannt. Aber ein Teil werde gespendet, sagt der Mann.

Weil das Geld allerdings nicht im vollem Umfang gespendet wird, sorgt das in der Seelsorgee­inheit schon seit Jahren für Diskussion­en. Pfarrer Sanke betont, dass dieses Gebaren in den beiden Teilorten nichts mit der Sternsinge­r-Aktion der Diözese zu tun habe. Er selbst, Pfarrer Speck und auch der Ortsvorste­her hätten schon versucht eine Änderung herbeizufü­hren, aber nichts erreicht. Da hält die Dorfgemein­schaft an ihrer Tradition eisern fest. Allerdings werde sich das mit den Jahren von alleine verlieren, sagt der Ittenhause­r Bürger. Das Interesse lasse nach.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Die Kirchengem­einde Dürrenwald­stetten/Ittenhause­n beteiligt sich nicht an der Sternsinge­raktion der Diözese.

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