Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Drei Könige betteln an der Haustür
Tradition in den Albgemeinden hat nichts mit der Sternsinger-Aktion der Diözese zu tun
LANGENENSLINGEN - In sieben der acht Kirchengemeinden der Seelsorgeeinheit Langenenslingen sind die Sternsinger unterwegs gewesen und haben über 5400 Euro für behinderte Kinder in Peru gesammelt (siehe oben stehenden Artikel). An der größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder weltweit beteiligt sich die Kirchengemeinde Ittenhausen/Dürrenwaldstetten nicht. Dort wird eine Tradition gepflegt, die nicht bei allen Menschen auf Verständnis stößt. Als „drei Könige“verkleidet betteln Kinder und Jugendliche um Mehl, Butter, Milch und Eier. Geld wird dabei ebenfalls gesammelt. Der Großteil des Geldes werde nicht gespendet, sagt Pfarrer Klaus Sanke. Er wandere in die Taschen der Kinder und Jugendlichen.
Wie viele Sternsinger in Ittenhausen und Dürrenwaldstetten unterwegs waren, entzieht sich der Kenntnis des Pfarrers. Dort oben in den Albgemeinden wird „ein eigenes Süppchen gekocht“, wie der Langenenslinger Pfarrer auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung sagt. In den beiden Teilgemeinden gibt es eine uralte Tradition, die manchem Menschen aufstößt, die für Diskussionen in der Bürgerschaft und in den Kirchengemeinden sorgt.
Backwerk für die Könige
In Ittenhausen und Dürrenwaldstetten ziehen die Kinder und Jugendlichen von Haus zu Haus, kostümiert als Heilige Drei Könige. Anders als in anderen Gemeinden betteln die Kinder und Jugendlichen allerdings – um Eier, Butter, Mehl und Milch, erklärt ein Ittenhauser Bürger. Die Tradition sei schon uralt, bestätigt auch eine Dürrenwaldstetterin. Schon vor 70 Jahren sei das so gewesen. Aus den erbettelten Backzutaten würden dann Brezeln gebacken, die unter den „Königen“verteilt wurden. Früher hätten auch die Alten und Kranken vom Backwerk abbekommen. Ob das heute noch so sei, entzieht sich allerdings der Kenntnis der Bürgerin. Mit dem Geld, das die „Bettler“einsammeln, werden die Kosten gedeckt. Die Arbeit des Bäckers, der aus den erbettelten Zutaten Brezeln backe, werde damit beglichen. Der Rest würde gespendet. In diesem Jahr seien das knapp unter Hundert Euro gewesen, was bei 112 Einwohnern gar nicht schlecht sei. Auch in Ittenhausen wird die „Drei-KönigAktion“so gehändelt. Das sei eine gewachsene Tradition. „Ob man die nun gut heißt oder nicht“, sagt ein Ittenhauser Bürger. Dass nicht das komplette Geld gespendet werde, wüssten die Leute im Dorf. Das sei bekannt. Aber ein Teil werde gespendet, sagt der Mann.
Weil das Geld allerdings nicht im vollem Umfang gespendet wird, sorgt das in der Seelsorgeeinheit schon seit Jahren für Diskussionen. Pfarrer Sanke betont, dass dieses Gebaren in den beiden Teilorten nichts mit der Sternsinger-Aktion der Diözese zu tun habe. Er selbst, Pfarrer Speck und auch der Ortsvorsteher hätten schon versucht eine Änderung herbeizuführen, aber nichts erreicht. Da hält die Dorfgemeinschaft an ihrer Tradition eisern fest. Allerdings werde sich das mit den Jahren von alleine verlieren, sagt der Ittenhauser Bürger. Das Interesse lasse nach.