Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Mengenerin bringt das passende Fachwissen mit
Lisa Eberhard ist die neue Naturschutzbeauftragte für Bad Saulgau, Hohentengen und Herbertingen
MENGEN - Wenn in einem Baugenehmigungsverfahren in Bad Saulgau, Hohentengen oder Herbertingen vom Landratsamt eine Stellungnahme zum Naturschutz gefordert wird, ist das seit Anfang des Jahres die Aufgabe von Lisa Eberhard. Die 24-Jährige aus Mengen ist vom Kreistag für die kommenden fünf Jahre zur Naturschutzbeauftragten bestellt worden. Ein Ehrenamt, das sie neben Beruf und Studium ausüben wird.
Adrian Schiefer, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Arbeitsschutz im Landratsamt, ist sehr zufrieden, nahtlos eine Nachfolgerin für Siegfried Frosdorfer gefunden zu haben, der das Amt nach langen Jahren abgeben wollte. „Es gibt nämlich kaum Bewerber und es ist sehr schwer Kandidaten zu finden“, sagt er. Lisa Eberhard bringe mit ihrem Studium der Stadt- und Regionalplanung und ihrem langjährigen Engagement bei der Naturschutzjugend (Naju) in Mengen außerdem genau die richtigen fachlichen Voraussetzungen mit.
Dass Lisa Eberhard überhaupt von der offenen Stelle als Naturschutzbeauftragte erfahren und Adrian Schiefer kennengelernt hat, haben beide einem glücklichen Zufall zu verdanken. Bei der Ausstellungseröffnung zu 30 Jahren Naturschutzbund im Stadtmuseum in Mengen hatte Schiefer die Stelle erwähnt und „gleich gesehen, dass sich im hinteren Teil des Raums zwei junge Frauen erfreut und mit blitzenden Augen angesehen haben“. Schiefer sprach Lisa Eberhard nach dem offiziellen Teil an und stellte ihr den Aufgabenbereich vor.
Erfahrungen helfen im Beruf
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mit meinem Hintergrund zu so einer Aufgabe passe, deshalb hätte ich mich von selbst wohl auch nie beworben“, gibt Lisa Eberhard zu. Auch so hätte sie mehrmals über die Sache schlafen müssen, bis sie sich für eine Bewerbung entschied. Seit rund einem Jahr arbeitet die 24-Jährige bei der Firma Optigrün in Göggingen, die sich auf Dachbegrünungen spezialisiert hat. Um berufsbegleitend einen Master im Bereich Umweltwissenschaften und Umweltmanagement in Münster zu machen, hat sie ihre Arbeitszeit auf 70 Prozent reduziert. „An dem freien Tag, den ich eigentlich fürs Lernen reserviert habe, werde ich jetzt auch meine Aufträge aus dem Landratsamt abarbeiten“, sagt sie. Derzeit plane sie mit einem Arbeitsaufwand von etwa drei Stunden in der Woche. Wenn ihr Studium dadurch etwas länger dauere, mache ihr das nichts aus. „Ich sammele ja als Naturschutzbeauftragte wichtige andere Erfahrungen, die mir auch beruflich zugute kommen werden“, sagt sie. „Mein Chef fand das auch eine gute Idee, weil wir den Themenbereich mit Ausgleichsmaßnahmen ja bei uns im Unternehmen auch oft behandeln und ich dann künftig auch von der Verwaltungsseite erzählen kann.“
Die ersten Informationen für verschiedene Stellungnahmen des Landratsamts zum Thema Naturschutz bei Bauvorhaben hat Lisa Eberhard bereits geliefert. „Wir haben in der Regel vier Wochen Zeit, diese Stellungnahmen abzugeben“, erklärt Schiefer. Deshalb werden Anfragen sofort an die insgesamt sechs Naturschutzbeauftragten im Kreis weitergegeben. „Ich schaue mir dann die Situation vor Ort an und teile mit, was ich vorgefunden habe, ob etwas besonders schützenswert ist und welche Ausgleichsmaßnahmen nötig sein werden“, sagt Lisa Eberhard. Das könnten dann kleine Dinge wie ein Hochstamm oder eine Fläche für Eidechsen sein, wenn etwa ein Landwirt einen Tank versetzen will und weitere versiegelte Fläche schaffe. „Bei einem künftigen Baugebiet ist das dann schon etwas komplexer“, sagt sie.
In die Praxis mit Konten für Ökopunkte und die Aufforstung von Waldstücken habe sie sich erst noch einarbeiten müssen. „Zum Glück war Herr Müller, ein anderer Naturschutzbeauftragter, da sehr hilfsbereit und hat mir viele Dinge und Vorgehensweisen erklärt.“Beim nächsten Mal wisse sie in einem solchen Fall jetzt auch Bescheid. „Fühlt sich ein Ehrenamtlicher in einem Bereich nicht so sicher, können wir ihm auch immer noch Schulungen anbieten“, betont Adrian Schiefer. Er freut sich, dass mit Lisa Eberhard junger und frischer Wind in die Reihen der Naturschutzbeauftragten kommt. „Und endlich eine Frau!“
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mit meinem Hintergrund zu so einer Aufgabe passe.“Lisa Eberhart über ihre Bestellung als Naturschutzbeauftragte