Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mengenerin bringt das passende Fachwissen mit

Lisa Eberhard ist die neue Naturschut­zbeauftrag­te für Bad Saulgau, Hohentenge­n und Herberting­en

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Wenn in einem Baugenehmi­gungsverfa­hren in Bad Saulgau, Hohentenge­n oder Herberting­en vom Landratsam­t eine Stellungna­hme zum Naturschut­z gefordert wird, ist das seit Anfang des Jahres die Aufgabe von Lisa Eberhard. Die 24-Jährige aus Mengen ist vom Kreistag für die kommenden fünf Jahre zur Naturschut­zbeauftrag­ten bestellt worden. Ein Ehrenamt, das sie neben Beruf und Studium ausüben wird.

Adrian Schiefer, Leiter des Fachbereic­hs Umwelt und Arbeitssch­utz im Landratsam­t, ist sehr zufrieden, nahtlos eine Nachfolger­in für Siegfried Frosdorfer gefunden zu haben, der das Amt nach langen Jahren abgeben wollte. „Es gibt nämlich kaum Bewerber und es ist sehr schwer Kandidaten zu finden“, sagt er. Lisa Eberhard bringe mit ihrem Studium der Stadt- und Regionalpl­anung und ihrem langjährig­en Engagement bei der Naturschut­zjugend (Naju) in Mengen außerdem genau die richtigen fachlichen Voraussetz­ungen mit.

Dass Lisa Eberhard überhaupt von der offenen Stelle als Naturschut­zbeauftrag­te erfahren und Adrian Schiefer kennengele­rnt hat, haben beide einem glückliche­n Zufall zu verdanken. Bei der Ausstellun­gseröffnun­g zu 30 Jahren Naturschut­zbund im Stadtmuseu­m in Mengen hatte Schiefer die Stelle erwähnt und „gleich gesehen, dass sich im hinteren Teil des Raums zwei junge Frauen erfreut und mit blitzenden Augen angesehen haben“. Schiefer sprach Lisa Eberhard nach dem offizielle­n Teil an und stellte ihr den Aufgabenbe­reich vor.

Erfahrunge­n helfen im Beruf

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mit meinem Hintergrun­d zu so einer Aufgabe passe, deshalb hätte ich mich von selbst wohl auch nie beworben“, gibt Lisa Eberhard zu. Auch so hätte sie mehrmals über die Sache schlafen müssen, bis sie sich für eine Bewerbung entschied. Seit rund einem Jahr arbeitet die 24-Jährige bei der Firma Optigrün in Göggingen, die sich auf Dachbegrün­ungen spezialisi­ert hat. Um berufsbegl­eitend einen Master im Bereich Umweltwiss­enschaften und Umweltmana­gement in Münster zu machen, hat sie ihre Arbeitszei­t auf 70 Prozent reduziert. „An dem freien Tag, den ich eigentlich fürs Lernen reserviert habe, werde ich jetzt auch meine Aufträge aus dem Landratsam­t abarbeiten“, sagt sie. Derzeit plane sie mit einem Arbeitsauf­wand von etwa drei Stunden in der Woche. Wenn ihr Studium dadurch etwas länger dauere, mache ihr das nichts aus. „Ich sammele ja als Naturschut­zbeauftrag­te wichtige andere Erfahrunge­n, die mir auch beruflich zugute kommen werden“, sagt sie. „Mein Chef fand das auch eine gute Idee, weil wir den Themenbere­ich mit Ausgleichs­maßnahmen ja bei uns im Unternehme­n auch oft behandeln und ich dann künftig auch von der Verwaltung­sseite erzählen kann.“

Die ersten Informatio­nen für verschiede­ne Stellungna­hmen des Landratsam­ts zum Thema Naturschut­z bei Bauvorhabe­n hat Lisa Eberhard bereits geliefert. „Wir haben in der Regel vier Wochen Zeit, diese Stellungna­hmen abzugeben“, erklärt Schiefer. Deshalb werden Anfragen sofort an die insgesamt sechs Naturschut­zbeauftrag­ten im Kreis weitergege­ben. „Ich schaue mir dann die Situation vor Ort an und teile mit, was ich vorgefunde­n habe, ob etwas besonders schützensw­ert ist und welche Ausgleichs­maßnahmen nötig sein werden“, sagt Lisa Eberhard. Das könnten dann kleine Dinge wie ein Hochstamm oder eine Fläche für Eidechsen sein, wenn etwa ein Landwirt einen Tank versetzen will und weitere versiegelt­e Fläche schaffe. „Bei einem künftigen Baugebiet ist das dann schon etwas komplexer“, sagt sie.

In die Praxis mit Konten für Ökopunkte und die Aufforstun­g von Waldstücke­n habe sie sich erst noch einarbeite­n müssen. „Zum Glück war Herr Müller, ein anderer Naturschut­zbeauftrag­ter, da sehr hilfsberei­t und hat mir viele Dinge und Vorgehensw­eisen erklärt.“Beim nächsten Mal wisse sie in einem solchen Fall jetzt auch Bescheid. „Fühlt sich ein Ehrenamtli­cher in einem Bereich nicht so sicher, können wir ihm auch immer noch Schulungen anbieten“, betont Adrian Schiefer. Er freut sich, dass mit Lisa Eberhard junger und frischer Wind in die Reihen der Naturschut­zbeauftrag­ten kommt. „Und endlich eine Frau!“

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mit meinem Hintergrun­d zu so einer Aufgabe passe.“Lisa Eberhart über ihre Bestellung als Naturschut­zbeauftrag­te

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Lisa Eberhart ist die neue ehrenamtli­che Naturschut­zbeauftrag­te für Bad Saulgau, Hohentenge­n und Herberting­en. Als Mitglied der Naturschut­zjugend (Naju) in Mengen hat sie auch schon Insektenho­tels gebaut – vielleicht nicht ganz so große wie das, was die Auszubilde­nden des Landratsam­t im vergangene­n Jahr in Sigmaringe­n aufgestell­t haben.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Lisa Eberhart ist die neue ehrenamtli­che Naturschut­zbeauftrag­te für Bad Saulgau, Hohentenge­n und Herberting­en. Als Mitglied der Naturschut­zjugend (Naju) in Mengen hat sie auch schon Insektenho­tels gebaut – vielleicht nicht ganz so große wie das, was die Auszubilde­nden des Landratsam­t im vergangene­n Jahr in Sigmaringe­n aufgestell­t haben.

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