Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Dass es so viele sind, hat uns geschockt“
IG Metall zeigt sich überrascht vom hohen Arbeitsplatzabbau bei der Handtmann Armaturenfabrik
BIBERACH - Rund 70 der 150 Mitarbeiter der Handtmann Armaturenfabrik sollen wie berichtet im ersten Halbjahr 2019 ihren Arbeitsplatz verlieren. „Es gab zwar Anzeichen, dass sich dort etwas verändern wird, aber dass es so viele sind, hat uns geschockt“, sagt Gewerkschaftssekretär Eustachio Di Pelo, der seitens der IG Metall für die Handtmann Armaturenfabrik zuständig ist. Gemeinsam mit dem Betriebsrat der Firma will er nun beraten, wie man auf die Pläne des Unternehmens reagiert.
In einem zweistündigen Termin sei er zusammen mit dem Betriebsrat am Mittwochmorgen von der Handtmann-Geschäftsführung über die Neuausrichtung der Armaturenfabrik informiert worden. „Wir hatten bereits im November die Information erhalten, dass Sanierer in der Firma sind, deswegen haben wir vermutet, dass sich etwas tun würde“, sagt Di Pelo. „Wir wussten auch, dass das Geschäftsfeld, in dem die Armaturenfabrik unterwegs ist, immer schwieriger wird.“Dass die geplante Neuausrichtung aber fast die Hälfte der Arbeitsplätze kosten soll, habe sowohl den Betriebsrat als auch ihn überrascht, sagt Di Pelo.
Neue Geschäftsfelder
Wie berichtet machen dem Hersteller von Brauereianlagen die Konzentrationsbewegungen in der Brauindustrie sowie die Stagnation der weltweit produzierten Biermenge zu schaffen. Künftig will sich die Armaturenfabrik auf kleine und mittelgroße Brauereien vor allem in Europa konzentrieren, das Geschäft mit Herstellern von alkoholfreien Getränken und flüssigen Nahrungsmitteln ausbauen und im Molkerei- und Pharmabereich stärker Fuß fassen.
Das Konzept zur Neuausrichtung wurde am Mittwoch den Mitarbeitern, dem Betriebsrat und der IG Metall vorgestellt. „Wir werden das nun zusammen mit dem Betriebsrat und einem Juristen beraten und unsere Einschätzung abgeben“, sagt Di Pelo. Ziel sei, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern und für die verbleibenden Arbeitsplätze eine Zukunftsperspektive zu bekommen. Seine bisherige Erfahrung sei, dass man mit Handtmann auf Augenhöhe verhandeln könne und trotz unterschiedlicher Meinung meist zu einer Lösung komme, mit der beide Seiten leben können, sagt der Gewerkschaftssekretär.
Die Handtmann Unternehmensgruppe hatte angekündigt, zu prüfen, ob es für die betroffenen Mitarbeiter Einsatzmöglichkeiten in anderen Firmen der Handtmann Unternehmensgruppe gibt. Er sehe dem „Verhalten optimistisch“entgegen, sagt Di Pelo mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Lage.
Auch Führungskräfte betroffen
Betroffen von der Stellenreduzierung bei der Armaturenfabrik sind laut Handtmann-Personalchef Jörg Hochhausen alle Bereiche gleichmäßig, „sowohl der Verwaltungs- als auch die Produktions- und damit verbundene Servicebereiche“. Neben Arbeitern und Angestellten treffe der Stellenabbau auch Führungskräfte. Man versuche dabei auch Altersteilzeitregelungen zu nutzen, sofern dies von den betroffenen Mitarbeitern akzeptiert werde.
Auf die Frage, ob mittelfristig bei der Armaturenfabrik auch wieder mit einem Stellenzuwachs zu rechnen ist, meint Hochhausen: „Wenn diese Veränderungen erfolgreich sind und wieder mehr Arbeit und Erfolg am Markt gegeben ist, gehen wir auch davon aus, dass wir wieder wachsen werden.“