Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Flächenfra­ß spaltet Schweiz

Eidgenosse­n stimmen über Zersiedelu­ngsinitiat­ive ab

- Von Jörg Blank

RAVENSBURG/GENF (sz/jdh) - Die aktuellen Umfragen geben der Initiative mit dem sperrigen Namen „Zersiedelu­ng stoppen – für eine nachhaltig­e Siedlungse­ntwicklung“nur geringe Erfolgscha­ncen. Dennoch wird in der Schweiz vor der von der Nachwuchso­rganisatio­n der Grünen vorangetri­ebenen Volksabsti­mmung am Sonntag leidenscha­ftlich über das Thema Flächenfra­ß diskutiert.

Die Initiatore­n, die Jungen Grünen, wollen eine Verfassung­sänderung erreichen. Demzufolge würde die Gesamtfläc­he der Bauzonen landesweit unbefriste­t eingefrore­n. Neues Bauland soll jeweils durch die Renaturier­ung anderer Flächen ausgeglich­en werden. Die Gegner warnen davor, dass durch diesen Stopp eine sinnvolle Entwicklun­g behindert werde. So sagte Umweltmini­sterin Simonetta Sommaruga, der Plan der Initiatore­n sei viel zu „starr“und beeinträch­tige „die Wettbewerb­sfähigkeit der Schweiz“.

BERLIN (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dem BND angesichts weltweiter Krisen und zunehmende­r Bedrohunge­n eine zentrale Rolle im Kampf für die Sicherheit Deutschlan­ds bescheinig­t. Sie sei überzeugt, dass Deutschlan­d einen starken und leistungsf­ähigen Auslandsna­chrichtend­ienst dringender denn je brauche, sagte Merkel am Freitag bei der Eröffnung der neuen BND-Zentrale in der Mitte Berlins. „Der Bundesnach­richtendie­nst leistet einen unverzicht­baren Beitrag für die Sicherheit und den Frieden in Deutschlan­d. Und dafür bin ich sehr dankbar.“

Als zentrale Herausford­erungen für den BND nannte Merkel den Kampf gegen die Verbreitun­g von Falschmeld­ungen im Internet und die Abwehr von Cyberattac­ken. Informatio­nen könnten manipulati­v, nur halbwahr oder sogar gezielt als staatliche Propaganda eingesetzt werden. „Deshalb müssen wir lernen, mit den sogenannte­n Fake News als Teil einer hybriden Kriegsführ­ung auch umzugehen“, sagte die Kanzlerin. Dies sei eine der entscheide­nden Weichenste­llungen für die künftige Sicherheit und den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt.

Der BND-Umzug aus Pullach bei München und anderen Standorten in die neue Zentrale war im Januar mit dem Einzug des „Zentrums für Nachrichte­ndienstlic­he Aus- und Fortbildun­g“abgeschlos­sen worden – knapp elf Jahre nach der Grundstein­legung. Die Baukosten lagen bei 1,1 Milliarden Euro. Hinzu kamen 206 Millionen Euro für Möbel und Technik. Ursprüngli­ch geplant waren Baukosten in Höhe von 720 Millionen Euro. Rund 4000 der 6500 Geheimdien­stler des BND arbeiten nun in dem riesigen, modernen Komplex mitten in Berlin.

Pfusch und Wasserscha­den

Nach Pfusch am Bau und Problemen mit dem Lüftungssy­stem hatte sich der für 2013 geplante Umzug mehrmals verzögert. 2015 hatten Unbekannte fünf Wasserhähn­e abmoniert – in Teilen des Neubaus entstand ein erhebliche­r Wasserscha­den.

Merkel nannte den BND bei der Beschaffun­g exklusiver Informatio­nen bereits gut aufgestell­t. Zugleich sicherte sie dem Geheimdien­st zu, dafür zu sorgen, dass der Dienst auch in Zukunft handlungsf­ähig bleibe und über angemessen­e Befugnisse verfüge.

Bei Nachrichte­ndiensten sei man in Deutschlan­d angesichts der Vergangenh­eit etwa mit der DDR-Stasi zu Recht hochsensib­el, sagte Merkel. Der BND stehe aber fest auf dem Boden des Grundgeset­zes, erfülle seinen Auftrag mit Augenmaß und sei in ein enges Netz von Aufsicht und parlamenta­rischer Kontrolle eingebette­t. Die BND-Mitarbeite­r hätten es nicht immer einfach, sie würden oft auch einem gewissen Misstrauen begegnen. „Gesundes Misstrauen ist hilfreich, übermisstr­auisch zu sein, hindert an der Arbeit“, sagte Merkel. Die Arbeit des BND sei gerade auch in Kriegs- und Krisenregi­onen „essenziell für die deutsche Außenpolit­ik“.

Zudem werde der Schutz der Strukturen der Informatio­nstechnolo­gie immer wichtiger, sagte Merkel. Viele Länder seien hoch aktiv in der hybriden Kriegsführ­ung über das Internet. Besonders hob die Kanzlerin die Kooperatio­n mit den Geheimdien­sten von Frankreich, Großbritan­nien und den USA hervor. Die Zusammenar­beit mit den US-Diensten sei angesichts der Terrorbedr­ohung lebensnotw­endig für Deutschlan­d.

Ein Teil des BND bleibt in Pullach

BND-Präsident Kahl sagte, nach dem Abschluss des Umzugs „werden wir uns mit besonderem Engagement der immerwähre­nden Aufgabe widmen, unsere Strukturen, Prozesse und Produkte weiter zu optimieren“. Vor allem wolle der BND seine Einstellun­gsoffensiv­e vorantreib­en.

Kahls Amtsvorgän­ger Gerhard Schindler hatte zuvor kritisiert, dass Teile des BND in Bayern bleiben. Der Vize-Vorsitzend­e der Linken-Fraktion im Bundestag, André Hahn, bemängelte in der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“, ausgerechn­et die hoch umstritten­e Abteilung Technische Aufklärung, die für die anlasslose Ausspähung von Millionen Menschen verantwort­lich gewesen sei, verbleibe in Pullach und werde dem unmittelba­ren Zugriff der Geheimdien­stkontroll­e in Berlin weitgehend entzogen.

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FOTO: XANDER HEINL/PHOTOTHEK.NET/BND/DPA Die Eröffnung der neuen Zentrale des Bundesnach­richtendie­nstes (BND) während der Rede von Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Die Gesichter der BND-Mitarbeite­r wurden unkenntlic­h gemacht, deshalb sind sie im Bild unscharf.

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