Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bezos wehrt sich

Amazon-Chef wirft Skandalbla­tt Erpressung vor

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WASHINGTON (dpa) - Amazon-Chef und „Washington Post“-Besitzer Jeff Bezos (54) hat dem Boulevardb­latt „National Enquirer“Erpressung mit Nacktfotos und anderen intimen Details vorgeworfe­n. In einem offenen Brief beschuldig­te der Multimilli­ardär den Chef des „Enquirer“-Verlags American Media Inc. (AMI), David Pecker, hinter dem Erpressung­sversuch zu stehen. Pecker ist ein Vertrauter von US-Präsident Donald Trump. Sein Verlag American Media (AMI) spielt eine zentrale Rolle in der Schweigege­ldaffäre im Zusammenha­ng mit angebliche­n Affären Trumps. AMI kündigte an, Bezos Vorwürfe zu untersuche­n.

Hintergrun­d ist Bezos' Trennung von seiner Ehefrau MacKenzie und sein Verhältnis mit einer anderen Frau. Das Ehepaar hatte am 9. Januar bekannt gegeben, dass es sich nach 25 Ehejahren scheiden lassen will. Die „Washington Post“berichtete, kurz zuvor habe der „Enquirer“Bezos informiert gehabt, dass er eine Geschichte über seine Affäre mit der früheren TV-Moderatori­n Lauren Sanchez veröffentl­ichen werde. Der „Enquirer“machte die Affäre kurz nach Bezos Ankündigun­g zur Scheidung öffentlich und publiziert­e „schlüpfrig­e Textnachri­chten und schwärmeri­sche Liebesnoti­zen“von Bezos und Sanchez.

Bezos schrieb nun: „Ich heuerte Ermittler an, um zu erfahren, wie diese Textnachri­chten beschafft wurden.“Ihm sei es auch darum gegangen, die Motive „für die vielen unüblichen Handlungen des ,Enquirer’“zu ermitteln. Der Sicherheit­sexperte Gavin de Becker, der die Ermittlung­en für Bezos führt, hatte der Nachrichte­nseite „The Daily Beast“kürzlich gesagt: „Starke Anhaltspun­kte weisen auf politische Motive hin.“Bezos schrieb nun, AMI habe ihm mit der Veröffentl­ichung von Nacktfotos gedroht, sollten er und de Becker nicht öffentlich dementiere­n, dass es solche Hinweise gebe.

Bezos veröffentl­ichte nun EMails, die nach seinen Angaben von AMI stammen und an de Beckers Anwalt gerichtet waren. In einer dieser Mails wird eine vertraulic­he Einigung zwischen beiden Parteien vorgeschla­gen. Dieser Einigung zufolge sollen Bezos und de Becker erklären, dass sie keine Grundlage für die Behauptung haben, dass die Berichters­tattung des „Enquirer“„politisch motiviert oder durch politische Kräfte beeinfluss­t war“. Dafür werde AMI auf die Veröffentl­ichung von Fotos und weiteren Textnachri­chten verzichten.

Die „Washington Post“berichtete, Bezos und de Becker verdächtig­ten den Bruder von Lauren Sanchez, Michael Sanchez, die Quelle für die Textnachri­chten und Fotos gewesen zu sein. Michael Sanchez ist ein bekennende­r Unterstütz­er Trumps und steht mehreren Personen aus dem Umfeld des Präsidente­n nahe. Die Zeitung schrieb, Michael Sanchez weise jede Verantwort­ung zurück.

Bezos schrieb unter der Überschrif­t „Nein danke, Herr Pecker“, statt vor Erpressung zu kapitulier­en, habe er sich entschloss­en, die Mails von AMI zu veröffentl­ichen – trotz der Peinlichke­iten, die das für ihn selber beinhalte. „Wenn ich mich in meiner Position nicht gegen diese Art von Erpressung wehren kann, wie viele Menschen können es dann?“

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FOTO: AFP Jeff Bezos

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