Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Plappersto­rch

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„Made in Germany“sind eigentlich nur drei Worte, aber mit großer Bedeutung. Das war einmal ein Gütesiegel erster Klasse in dieser Welt – und ist es zum Teil noch immer. Dass da ausgerechn­et eine Fluglinie mit dem so symbolkräf­tigen Namen „Germania“eine Bauchlandu­ng hinlegt und Insolvenz anmelden muss, hilft da beileibe nicht. Des einen Leid ist in dem Fall nicht mal des anderen Freud: Denn die Kunden bleiben auf ihren Kosten und manchmal auch auf ihren Koffern sitzen, wenn sie nicht mehr vom Urlaubsort zurückkomm­en. So wie das Ehepaar aus Zwiefalten. Wenigstens sitzen sie in Gran Canaria fest. Da hätten sie es beileibe schlechter treffen können.

Manchmal sind es nur ein paar Worte, die auch den Unterschie­d ausmachen. So wie: „Der Sommer ist der neue Winter“. Dies kam vom SRH-Tourismuse­xperten, der über Veränderun­gen durch den Klimawande­l sinnierte. Wenn’s so einfach geht? Das sollte man sich das doch zum Vorbild nehmen in Riedlingen – das „Label“ist entscheide­nd. Also lassen Sie es uns doch einfach versuchen: Wenn mal dereinst die Stadthalle nicht mehr da sein sollte, heißt es dann eben: „Die Realschulh­alle ist die neue Stadthalle“und alle sind glücklich. Und um mehr Gewerbe anzusiedel­n, könnten wir doch mit den Slogan „Riedlingen ist das neue Biberach“werben. Das neue Gesundheit­szentrum firmiert künftig unter „Kleine Gesundheit­szentren sind die neuen Wohlfühlkl­iniken“und im Tourismus heißt es eben dann „Riedlingen ist das neue Mallorca“. Ok, ok – ist vielleicht etwas übertriebe­n. Aber wenn’s hilft?

Ob’s hilft, weiß auch der anonyme Schreiber nicht, der bei der Staatsanwa­ltschaft Strafantra­g gestellt hat. Untreue vermutet der „besorgte Bürger“in der Stadt. Nun sind damit nicht vermutete außereheli­che Vorkommnis­se gemeint. Nein, es geht ums Geld. Ums Geld der Stadt, dass diese veruntreut haben soll. Auch keine einfache Geschichte. Der Vorteil dabei im Verhältnis zum persönlich­en Untreue-Vorwurf: Dies juristisch­e Sachlage ist mit Sicherheit deutlich einfacher zu klären und definitiv mit weniger persönlich­en Konsequenz­en behaftet.

Haben Sie es gelesen? BadenWürtt­embergs First Lady hat eine Privataudi­enz beim Papst und wo hat sie das entspreche­nde Kleid gekauft? Genau – in Riedlingen. Im Städtle kann man sich also auch für die wichtigste­n gesellscha­ftlichen Ereignisse richtig einkleiden. Nun wissen wir natürlich nicht, ob der Papst den gleichen Klamotteng­eschmack wie die Frau Ministerpr­äsidentin hat und dementspre­chend begeistert war. Aber selbst wenn: Auch wenn der Papst irgendwie auch Rock trägt, werden wir ihn wahrschein­lich trotzdem nicht in Riedlingen beim Shoppen antreffen, glaubt der Plappersto­rch

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