Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Makabre Namen und Bräuche“
Zum Bericht „Befreiungsaktion für die geständige Hex“über die Hexenraunacht in Unlingen (SZ vom 4. Februar):
Ich möchte keinesfalls den Unlingern den Spaß an der Fasnet verderben. Aber vielleicht sollten sie doch irgendwann etwas weniger makabre Namen und Bräuche für ihre Zunft finden.
Die Berichterstattung bezieht sich auf das „Heimatbuch des Unlinger Pfarrers und Heimatforschers Theodor Selig“. Th. Selig berichtet darin über die „Zeit des Hexenwahns“in den Jahren nach 1590. Über 40 unschuldige Frauen wurden damals in Unlingen nach der zitierten „hochnotpeinlichen Verhandlung“, d. h. der Folter, dort hingerichtet. Grund für die Anschuldigungen waren in Unlingen wie anderswo oft Habgier (auch der truchsessischen Obrigkeit), Familienstreitigkeiten und ähnliches.
In Pfarrer Seligs Buch ist auch ein Ausschnitt aus der Renlinschen Karte wiedergegeben, auf dem man „die Truchsassisch seul daran man die Hexen verbrent“, mit Pulver, das man ihnen als Kragen um den Hals anlegte. Das Pulver ließ der Gerichtsherr, der Truchsess, in Riedlingen kaufen, allerdings zahlte er nicht.
Im Kopialbuch des Riedlinger Archivs ist die „Urgicht“, das Protokoll der Vernehmung der Möhringer „Hexe“Kathrina Merckin und ihr Urteil, überliefert – ein Text, der auch im Abstand von über 400 Jahren noch schaudern lässt.
Ulrich Widmann, Riedlingen
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