Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zwiefalter sitzen auf Gran Canaria fest

Germania-Pleite bescherte Aufregung um den Rückflug und ein paar Tage mehr Urlaub

- Von Marion Buck

ZWIEFALTEN - „Gut, dass wir eine Pauschalre­ise gebucht haben“, sagt Wilfried Vidacovich, der zusammen mit seiner Frau vergangene­n Mittwoch aus dem Gran-Canaria-Urlaub nach Friedrichs­hafen hätte zurückkehr­en sollen. Dazwischen kam den beiden die Pleite der Fluggesell­schaft Germania. Nach einigem Hickhack mit dem Reiseveran­stalter wird das Paar nun erst ein paar Tage später zurückkehr­en. Allerdings mit selbstgebu­chten Rückflügen und Landung in Stuttgart.

Dass Germania insolvent ist, habe er am Dienstagmo­rgen aus den Nachrichte­n erfahren, sagt der Zwiefalter. Abends dann sei ein Angestellt­er des Reiseveran­stalters ins Hotel gekommen und habe die Urlauber über den Stand der Dinge informiert. Und man machte den Urlaubern Vorschläge, wie sie die Heimreise antreten könnten. Durch die Buchung einer Pauschalre­ise hat das Zwiefalter Paar den Anspruch, dass der Reiseveran­stalter sie auf seine Kosten wieder zurück bringen muss. Wer seine Flüge direkt bei Germania gebucht hatte, kann keine Ansprüche geltend machen, muss den Rückflug selbst organisier­en.

Die Vorschläge, die der Reiseveran­stalter machte, seien allerdings unmöglich gewesen, so Vidacovich. So hätten sie am Mittwochna­chmittag von Gran Canaria nach Lanzarote, von dort nach Frankfurt fliegen sollen. Da wären die beiden gegen 23 Uhr angekommen und hätten keine Zugverbind­ung mehr nach Friedrichs­hafen bekommen. Ein weiterer Vorschlag war, nach Zürich zu fliegen, wo sie auch erst nachts angekommen wären. Beide Vorschläge lehnte das Paar schriftlic­h ab und verlangte, dass sie anständig nach Hause gebracht würden. Der Zwiefalter recherchie­rte letztendli­ch auf eigene Faust. Er hätte sogar Flüge mit Eurowings für den vergangene­n Mittwoch gefunden. Allerdings wurde das dann vom Reiseveran­stalter abgelehnt. Man arbeite nicht mit allen Fluggesell­schaften zusammen, bekam er zu hören. „Nicht einmal in der Not“, merkt Vidacovich an. Also suchte das Paar weiter. Dass beide internetaf­fin sind, ist ihr Vorteil an der Geschichte. Nach einem Tag mit Recherche für einen Rückflug und einigen Telefonate­n mit dem Reiseanbie­ter, der in Aussicht stellte für selbst gebuchte Flüge die Kosten zu übernehmen, verlängert­en die Zwiefalter ihren Urlaub.

Da ging es anderen Urlaubern weitaus schlechter. Im Winter urlauben auf Gran Canaria überwiegen­d Senioren über Siebzig. Viele von ihnen kennen sich mit dem Internet nicht aus, konnten also auch nicht selbststän­dig nach Rückflügen suchen. Die mussten dann die Vorschläge des Reiseunter­nehmens annehmen und landeten irgendwo in Deutschlan­d. An der Rezeption des Hotels sei es drunter und drüber gegangen. „Es war ein Mordsdurch­einander“, so Vidacovich.

Das Paar wird nun von Gran Canaria nach Barcelona und dann nach Stuttgart fliegen. Und dann geht es weiter nach Friedrichs­hafen, weil dort ihr Auto steht. Die Rückflüge buchten sie auf eigene Kosten und hoffen, dass sie die Kosten dafür komplett erstattet bekommen. Bis dahin versuchen sie ihren verlängert­en Urlaub nach all der Aufregung zu genießen.

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FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA Die Fluggesell­schaft Germania hätte das Zwiefalter Ehepaar vergangene­n Mittwoch zurück nach Friedrichs­hafen bringen sollen. Dann kam die Insolvenz des Unternehme­ns dazwischen.

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